15. Sonntag nach Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

1.Mose 2,4-25 in Auswahl: 4 Es war zu der Zeit, da Gott der HERR Erde und Himmel machte. 5 Und alle die Sträucher auf dem Felde waren noch nicht auf Erden, und all das Kraut auf dem Felde war noch nicht gewachsen; denn Gott der HERR hatte noch nicht regnen lassen auf Erden, und kein Mensch war da, der das Land bebaute; 6 aber ein Nebel stieg auf von der Erde und feuchtete alles Land. 7 Da machte Gott der HERR den Menschen aus Erde vom Acker und blies ihm den Odem des Lebens in seine Nase. Und so ward der Mensch ein lebendiges Wesen. 8 Und Gott der HERR pflanzte einen Garten in Eden gegen Osten hin und setzte den Menschen hinein, den er gemacht hatte. 9 Und Gott der HERR ließ aufwachsen aus der Erde allerlei Bäume, verlockend anzusehen und gut zu essen, und den Baum des Lebens mitten im Garten und den Baum der Erkenntnis des Guten und Bösen. 15 Und Gott der HERR nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten Eden, dass er ihn bebaute und bewahrte. 18 Und Gott der HERR sprach: Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei; ich will ihm eine Gehilfin machen, die um ihn sei. 19 Und Gott der HERR machte aus Erde alle die Tiere auf dem Felde und alle die Vögel unter dem Himmel und brachte sie zu dem Menschen, dass er sähe, wie er sie nennte; denn wie der Mensch jedes Tier nennen würde, so sollte es heißen. 20 Und der Mensch gab einem jeden Vieh und Vogel unter dem Himmel und Tier auf dem Felde seinen Namen; aber für den Menschen ward keine Gehilfin gefunden, die um ihn wäre. 21 Da ließ Gott der HERR einen tiefen Schlaf fallen auf den Menschen, und er schlief ein. Und er nahm eine seiner Rippen und schloss die Stelle mit Fleisch. 22 Und Gott der HERR baute eine Frau aus der Rippe, die er von dem Menschen nahm, und brachte sie zu ihm. 23 Da sprach der Mensch: Das ist doch Bein von meinem Bein und Fleisch von meinem Fleisch; man wird sie Männin nennen, weil sie vom Manne genommen ist. 24 Darum wird ein Mann seinen Vater und seine Mutter verlassen und seiner Frau anhangen, und sie werden sein ein Fleisch. 25 Und sie waren beide nackt, der Mensch und seine Frau, und schämten sich nicht.

Liebe Gemeinde!
Gott sorgt für die Menschen. Das ist an diesem Sonntag das Thema des Tages.  Aber wie geht es Ihnen mit diesem Thema? Gottes Fürsorge ist etwas Schönes, aber manchmal geht es uns damit vielleicht auch wie Herrn Schraff.
Konzentriert saß Herr Schraff an der Arbeit. Es machte ihm Freude, sorgfältig die Zierkanten der Kacheln zu schleifen, immer nach  verschiedenen Mustern, ganz präzise, damit alles zusammen passte. Wenn nur der zynische Chef nicht wäre. Da kam er wieder: „Na, Schlaff! Wieder zu lahmarschig?“ Herr Schraff zuckte zusammen. Alle Freude an der Arbeit war erloschen. Dabei wusste er genau: Nur zwei Kollegen waren schneller beim Schleifen, die hatten aber auch mehr Ausschuss. Mit einem Mal wurde die Arbeit zur mühseligen Plackerei. Entsprechend schlecht gelaunt war Herr Schraff, als er sich nach Feierabend vor den Fernseher setzte und Nachrichten hörte. Die machten seine Laune nicht besser: steigende Coronazahlen überall, drohende Kurzarbeit in vielen Bereichen, schlimme Verhältnisse im von Corona gebeutelten Südamerika. Seine kleine Tochter betrat das Zimmer. „Schau mal, Papi, was wir heute in Reli gemacht haben“, sagte sie. Sie zeigte ihm eine wunderschön gestaltete Heftseite. „Gott sorgt für uns“, stand da als Überschrift, und dann wurde in Bildern gezeigt, wie Gott den Menschen gemacht hatte, ihn in den schönen Garten Eden gesetzt hatte mit dem Auftrag den Garten zu bewahren, wie Gott dann dem Menschen zur Gesellschaft erst die Tiere und dann die Frau geschenkt hatte. Die Heftseite war wunderschön – aber Herr Schraff brummte nur: „Ganz nett!“ Die Tochter ließ enttäuscht das Heft liegen und ging hinaus. Herr Schraff blieb mit seinen Gedanken zurück: „Wo ist Gottes Fürsorge, wenn ein kleines Virus die Welt so in Atem hält? Wo ist Gottes Fürsorge, wenn Menschen um ihre Existenz bangen müssen? Wo ist Gottes Fürsorge, wenn ein mieser Chef uns fies behandelt? Wo ist Gottes Fürsorge, wenn wir schon so viel mitmachen und wenn es anderen noch viel schlechter geht, etwa dem Kollegen, dessen Frau an Krebs starb oder den ganz armen Menschen in Südamerika?“ Herr Schraff blätterte im Religionsheft seiner Tochter herum. Da stand: „Gott lässt uns nicht immer verstehen, warum Menschen etwas Schlimmes erleben müssen. Aber in Jesus hat er gezeigt, dass er es mit uns Menschen gut meint und dass für uns Menschen am Ende alles gut werden soll.“  Ach ja, wenn man nur etwas davon spüren würde. Herr Schraff seufzte.
Liebe Gemeinde, geht es Ihnen manchmal ähnlich? In schlechten Tagen ist es manchmal schwer, auf Gottes Fürsorge zu vertrauen.
Hören wir einmal, wie es Herrn Schraff weiter erging.  Seine Tochter kam wieder herein. „Papa, geh mit mir spazieren“, bat sie. „Na gut“, brummte Herr Schraff.  Auf dem Weg durchs Dorf hörten sie eine helle Stimme singen: „Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls, keine Laune der Natur, ganz egal, ob du dein Lebenslied in Moll singst oder Dur. Du bist ein Gedanke Gottes, ein genialer noch dazu.“ „Das ist Flora, die sitzt im Rollstuhl“, wusste die Tochter von Herrn Schraff. „Stimmt eigentlich, Gott hat jeden Menschen gewollt, mich auch. Meinen Chef leider auch“, dachte Herr Schraff. Irgendwie tat ihm der Gedanke gut. Amüsiert beobachtete er nun, wie seine Tochter alles genau anschaute, sich über jedes Blümchen, über die Bäume und die spannenden Wolken am Himmel freute. Zuletzt sagte sie: „Heute Abend essen wir Radieschen – aus meinem Beet! Komm, wir müssen heim, ich muss mein Beet noch gießen.“ Lächelnd beobachtete Herr Schraff, wie seine Tochter in der Arbeit des Blumengießens aufging. „Ja, Arbeit ist doch ein Segen, vor allem, wenn man sie um der Sache willen tut und nicht, um dem Chef zu gefallen oder andere zu beeindrucken. Und Gemeinschaft tut auch gut“, dachte Herr Schraff, als seine Tochter ihre Hand in seine schob.
Ja, es tut gut, uns zu besinnen, wie Gott das mit der Schöpfung gemeint hat: Er gibt jedem von uns Wert und Würde. Er schenkt uns Lebensraum und Nahrung. Er gibt uns Aufgaben, und es ist auch ein Segen, zu schaffen und zu wirken. Und er hat uns als Gemeinschafts-wesen geschaffen. Wenn wir uns darauf besinnen, ändert sich etwas.
Hören wir, was Herr Schraff weiter erlebte. Noch am nächsten Tag war er ganz erfüllt von den Erlebnissen des letzten Abends. Auf dem Weg zur Arbeit nahm er auf einmal Blumen, Bäume und Wolken bewusst und dankbar wahr. Er setzte sich an die Arbeit. Und wieder kam der Chef: „Na, Schlaff! Wieder zu lahmarschig?“ Herr Schraff antwortete freundlich, aber bestimmt: „Schraff, wenn ich bitten darf. Und Sie wissen doch, dass bei höherer Stückzahl auch das Fehlerrisiko steigt.“ „Da haben Sie auch wieder Recht“, brummte der Chef und ging davon. Heute war die Arbeit eine reine Freude für Herrn Schraff. Und als er sich nach der Arbeit vor den Fernseher setzen wollte, fiel ihm etwas ein. Er dachte: „Wir Menschen sind Gemeinschaftswesen. Wir müssen zusammenhalten“ und schrieb gleich eine Überweisung aus: Spende für Südamerika. Dann half er seiner Frau in der Küche und spielte mit seiner Tochter. Am Abend dachte er: „Ja, Gott sorgt für uns, selbst wenn wir ihn oft nicht verstehen.“
Ja, so kann es uns gehen, wenn wir uns rückbesinnen, wie Gott das mit der Schöpfung gemeint hat: Wir werden froh und dankbar. Wir sind uns unseres Wertes bewusst, ohne andere abzukanzeln. Wir können wieder neu den Segen der Arbeit und die Freude an der Gemeinschaft erleben. Wir werden bereit zum Helfen und Teilen. Wir sind so ein kleines Stück näher an der Schöpfung, wie Gott sie gemeint hat, und unser Vertrauen wird gestärkt, dass Gott selbst für uns sorgt. Gott schenke uns, dass wir so seine Fürsorge wahrnehmen
und aus ihr leben können. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, du sorgst für uns. Wir danken dir, dass wir zu essen und zu trinken haben, einen Ort zum Wohnen und Menschen, die für uns da sind. Trotzdem haben wir oft Grund zum Sorgen,und so kommen wir mit unseren Sorgen zu dir.
Wir bitten dich: Gib Frieden in unseren Familien, unserem Land und in der Welt.
Wir bitten dich: Stehe allen bei, die arm sind und nicht genug zum Leben haben. Gib denen, die ihre Arbeit verlieren, dass sie wieder eine Aufgabe finden und gut leben können.
Wir bitten dich für alle, die krank sind: Hilf ihnen, damit es ihnen bald besser geht.
Wir bitten dich für alle, die traurig sind: Schenke du ihnen Trost.
Wir bitten dich für uns alle: Lass uns deine Fürsorge spüren und hilf uns, dir zu vertrauen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.