2. Sonntag nach Trinitatis

Audio Datei 2. So. n. Trinitatis

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Mt 11,25-30: 25 Zu der Zeit fing Jesus an und sprach: Ich preise dich, Vater, Herr des Himmels und der Erde, weil du dies den Weisen und Klugen verborgen hast und hast es den Unmündigen offenbart. 26 Ja, Vater; denn so hat es dir wohlgefallen. 27 Alles ist mir übergeben von meinem Vater; und niemand kennt den Sohn als nur der Vater; und niemand kennt den Vater als nur der Sohn und wem es der Sohn offenbaren will. 28 Kommt her zu mir, alle, die ihr mühselig und beladen seid; ich will euch erquicken.  29 Nehmt auf euch mein Joch und lernt von mir; denn ich bin sanftmütig und von Herzen demütig; so werdet ihr Ruhe finden für eure Seelen. 30 Denn mein Joch ist sanft, und meine Last ist leicht.

Liebe Gemeinde!
Ach, hört sich das verlockend an: mit all unseren Lasten zu Jesus kommen und dort erfrischt und gestärkt werden. Denn Lasten tragen wir ja alle genug. Mühe und Arbeit, Krankheiten und Verluste, Sorgen und Ängste. Gerade jetzt wird das alles noch erschwert und verschärft. Wenn ich mit den Menschen rede, merke ich: Viele haben da ihre ganz persönliche Corona- Geschichte, und die wenigsten davon sind angenehm. Dann zu Jesus kommen zu dürfen und für die Lasten Hilfe und Kraft zu empfangen, das tut gut.
Schauen wir den gesamten Abschnitt an, dann stellt sich heraus: Wenn Jesus die Mühseligen und Beladenen zu sich ruft, geht es ihm nicht nur um die Belastungen allgemein, sondern um ein ganz bestimmtes Thema: die Frage, wie wir Ruhe für die Seelen, also ewiges Heil, ein gutes ewiges Leben bekommen können. Zu Jesu Zeit gab es die Weisen und Klugen: ehrbare Menschen,die Gottes Gebote unbedingt einhalten wollten. Deshalb erfanden sie noch mehr Regeln dazu, damit man keines der wichtigen Gebote im Kern verletzte. Aber auf diese Weise schauten sie an Gott und Jesus vorbei und wurden zu Paragraphenreitern. Sie vertrauten nicht auf Gottes Gnade oder Liebe, sondern auf ihre eigene Kunst, mit den Gesetzen und Regeln umzugehen.  
Auf diese Weise ist man tatsächlich auch mühselig und beladen. Die Fülle der Coronaregeln zeigt uns das immer wieder. Wer gewissenhaft ist, will da nichts falsch machen und findet sich bald gefangen in einem Dschungel von Regeln. Der eine versucht sich mühsam einen Euro einzuwechseln, weil plötzlich das Geschäft Zutritt nur mit Einkaufswagen gestattet. Menschen sitzen zusammen mit einem unguten Gefühl, weil sie sich fragen, ob sie da schon wieder zu viel riskieren. Der Kopf raucht, weil man verzweifelt versucht, sich zu merken, was man wo darf … und während man da noch nachdenkt, hat man schon wieder irgendwo den Desinfektionsspender übersehen. Oh ja, gesetzlich zu leben kann sehr anstrengend sein.
Was bietet Jesus als Hilfe an? Bei ihm punkten die „Unmündigen“. Das heißt die, die einsehen, dass sie Gott als Vater brauchen. Die, die einsehen, dass ihr Leben aus eigener Kraft nicht gelingen kann. Die, welche deshalb gern die Botschaft von Jesus annehmen, der uns Menschen das Heil, die Ruhe für unsere Seelen, unverdient schenkt.
Was haben wir von dieser Botschaft?
Zunächst: Gottes Liebe, das gelingende und das ewige Leben, das alles bekommen wir nicht, indem wir tausend Regeln einhalten, sondern indem wir uns Gott anvertrauen. Indem wir zugeben: „Ja, allein schaffen wir es nicht, das Leben so zu leben, wie es gut ist. Da gibt es zu viel Sünde und Schuld. Aber mit Gottes Hilfe wird aus unseren unzulänglichen Versuchen, Leben zu gestalten, doch am Ende ein Leben, wie es sein soll. Dann wird es am Ende Ruhe geben für unsere Seelen, weil wir bei Gott sind, weil dann alles gut ist und uns nichts mehr fehlt.“
Darauf zu vertrauen, bedeutet, mit Hoffnung zu leben. Ja, es gibt Mühen und Lasten im Leben. Manchmal müssen wir schwer an unseren Problemen, unseren Aufgaben oder unserem Leid tragen. Aber es wird nicht immer so sein, und bis wir unsere Lasten ablegen können, steht Gott uns zur Seite und gibt uns Tag für Tag die nötige Kraft. So, wie es Dietrich Bonhoeffer einmal gesagt hat. Bei ihm heißt es unter anderem: „Ich glaube, dass Gott aus allem, auch aus dem Bösesten, Gutes entstehen lassen kann und will. Dafür braucht er Menschen, die sich alle Dinge zum Besten dienen lassen. Ich glaube, dass Gott uns in jeder Notlage soviel Widerstandskraft geben will, wie wir brauchen. Aber er gibt sie nicht im Voraus, damit wir uns nicht auf uns selbst, sondern allein auf ihn verlassen. In solchem Glauben müsste alle Angst vor der Zukunft überwunden sein.“
Unser Leben Gott anzuvertrauen, heißt also, zuversichtlich zu leben. Und es heißt auch, so zu leben, wie Gott es haben will. Nicht aus Angst, dass wir eine Regel übertreten könnten und Gott uns dann nicht mehr mag. Sondern weil zu einer guten Beziehung eben gehört, dass wir gerne im Sinne dessen handeln, der uns am Herzen liegt. Aber das eben nicht mit ängstlicher, angestrengter Paragraphenreiterei, sondern bewegt von der Liebe, die uns Jesus Christus vorgelebt hat.
Solches Bewegtsein von der Liebe kann uns zum Beispiel die Kraft geben, uns immer wieder durch den Dschungel von Coronaregeln zu arbeiten. Denn das ist dann für uns nicht eine reine Formalie, die uns das Leben erschwert. Sondern wir erinnern uns daran, dass wir damit Menschen schützen und ihnen dienen. Damit im Hinterkopf werden wir Hinweise annehmen, auch wenn sie uns unlogisch erscheinen, weil wir anderen damit unter Umständen Gutes tun. Wir werden Abstandswünsche respektieren, und wenn wir sie selber haben, werden wir sie freundlich formulieren.
Und auch in allen anderen Entscheidungen werden wir nicht aus Angst, sondern aus Liebe zu Gott und den Menschen entscheiden.
Nicht auf unser Wissen und Können, sondern auf Jesus Christus zu vertrauen, schenkt uns also Ruhe für die Seelen. In der Ewigkeit, indem alles heil ist und wir im Frieden mit Gott, mit unserem Leben und unseren Mitmenschen sein werden. Und jetzt, indem wir weniger Angst, dafür mehr Zuversicht und Liebe spüren. Dazu schenke uns Gott seinen heiligen Geist. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, wir danken dir, dass wir unser Leben voll und ganz in deine Hände legen dürfen. Gib uns Vertrauen auf dich, denn wenn du uns leitest, gehen wir die richtigen Wege. Gib uns Vertrauen auf dich, denn das kann uns zur Stärkung und zum Trost werden. Wir bitten dich für alle Menschen, die besondere Lasten tragen müssen in ihrem Leben: Hilf du selbst ihnen und mache uns bereit, dass wir die Lasten des Lebens miteinander teilen und einander tragen helfen, im Kleinen wie im Großen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.