1. Sonntag nach Trinitatis

 

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

4.Mose 6,22-27: 22 Und der HERR redete mit Mose und sprach:
23 Sage Aaron und seinen Söhnen und sprich: So sollt ihr sagen zu den Israeliten, wenn ihr sie segnet: 24 Der HERR segne dich und behüte dich; 25 der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; 26 der HERR hebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden. 27 Denn ihr sollt meinen Namen auf die Israeliten legen, dass ich sie segne.

Liebe Gemeinde!
Da stehen sie auf dem Parkplatz vor dem Supermarkt, beide eine Maske im Gesicht. Ulrike seufzt: „Diese blöden Masken. Da sehe ich ja gar nicht, ob mein Gegenüber hinter der Maske freundlich lächelt oder die Nase rümpft.“ „Ja, und sogar im Gottesdienst müssen wir Maske tragen“, stimmt Klara zu. „Naja“, meint Ulrike halb im Spaß, halb im Ernst, „vielleicht trägt Gott ja neuerdings auch Maske. Wir können jedenfalls auch nicht sehen, was in ihm vorgeht. Gerade jetzt, wo Corona so vielen Menschen Leid und Einschränkungen bringt, verstehe ich ihn oft gar nicht.“ Klara meint: „Interessante Idee. Aber im Segen heißt es doch immer: 'Der HERR lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der HERR hebe sein Angesicht über dich' Also wendet Gott uns sein Angesicht doch freundlich zu, und im Segen wird uns das zugesprochen. Aber du hast Recht … woran merkt man das?“
Solche Gedanken haben wohl zur Zeit viele Menschen. Da wird uns in jedem Gottesdienst der Segen zugesprochen. Da wird uns wirklich zugesprochen, dass Gott uns freundlich zugewandt ist, uns schützt und uns Frieden in jeder Hinsicht schenkt. Aber manchmal fragen wir uns vielleicht angesichts unserer Realität, ob Gott uns wirklich freundlich zugewandt ist. Woran können wir also Gottes freundliche Zuwendung erkennen?
Vielleicht kann uns dieser Sonntag eine Antwort geben: Trinitatis. Auf Deutsch: Dreieinigkeitsfest. Wir feiern an diesem Tag nämlich, dass Gott uns seine freundliche Zuwendung als Vater, Sohn und heiliger Geist zeigt.
Da ist Gott der Vater, der alles geschaffen hat. Seine freundliche Zuwendung hat viele Gesichter. Ein erfrischender Schluck Wasser nach dem Sport, das Grün der Bäume, ein freundlicher Anruf, das Lachen über einen guten Witz, der süße Duft von Flieder, ein Problem, das sich auf gute Weise löst, Gesundwerden nach einer Krankheit: Das alles und noch vieles andere kann uns die freundliche Zuwendung Gottes des Vaters zeigen.
Da ist Gott der Sohn. Er zeigt uns Gottes freundliche Zuwendung ganz unabhängig von unserem persönlichen Ergehen. Dass er auf der Erde lebte, zeigt uns Gottes Nähe. Dass er am Kreuz starb, zeigt uns: Gottes freundliche Zuwendung ist für uns da, obwohl wir Sünder sind und Schuld zum Menschsein gehört. Seine Auferstehung zeigt uns, dass Gottes freundliche Zuwendung auch mit unserem Sterben nicht aufhört, sondern dass Gott uns neues Leben, Leben im Schalom, zugedacht hat: im Frieden mit Gott, mit unseren Mitmenschen, mit uns selbst und unserem Leben.
Und als drittes ist da Gottes heiliger Geist. Er hilft uns, die freundliche Zuwendung Gottes auch wirklich zu spüren und zu erkennen. Gottes heiliger Geist lässt uns staunend erkennen, wie wunderbar Gott die Welt erschaffen hat. Gottes heiliger Geist lässt uns staunend spüren, wie schön es ist, angenommen zu sein, so wie wir sind. Gottes heiliger Geist lässt uns zu allen Zeiten die Hoffnung behalten.
Freilich, von Gott gesegnet zu sein, bedeutet nicht gleich das Ende aller Sorgen, Probleme oder Leiden. Was dann? Es ist wohl durchdacht, dass in der christlichen Kirche der Segen sehr oft mit dem Kreuzeszeichen verbunden ist. Das Kreuz steht einerseits als Symbol für Leiden. Man spricht ja auch von „Kreuz und Leid“. Aber das Kreuz steht andererseits als Symbol für Hoffnung, weil Jesus am Kreuz den Weg zum Frieden für uns bereitet hat.
Gesegnet zu sein, heißt demnach: Gott ist uns freundlich zugewandt, auch wenn wir ihn nicht sehen. Gott hat den Frieden für uns bereit und schützt uns vor allem, was uns davon abbringen will. Wir gehen unseren Weg zum Frieden, auch wenn dieser steinig ist, unter Gottes freundlichem Blick. Leid bleibt uns nicht erspart, aber wir dürfen immer Hoffnung im Leid haben. So wendet sich Gott uns freundlich zu.
Noch einmal zurück zum Parkplatz vor dem Supermarkt. „Woran kann man Gottes freundliches Angesicht erkennen“hat Klara gefragt. Nachdenklich stehen sie da, dann sagt Ulrike: „Seit die Leute Masken tragen, achte ich auf andere Dinge als nur das Gesicht. Ich höre genau auf ihre Worte, ob sie freundlich, aufbauend und nützlich sind. Und ich schaue auf ihre Taten, ob da Rücksicht und Nächstenliebe dahinter steht oder ob Menschen nur auf sich schauen. Vielleicht ist es bei Gott ja auch so, dass wir ihn zwar nicht sehen, aber deshalb bewusst auf seine Worte und Taten achten sollten.“ „Kann sein“, meint Klara, „so mancher Spruch aus Gottes Wort hat mich schon getröstet oder gestärkt oder mir den Weg gewiesen, wenn er mir im rechten Moment unterkam. Und mir ist auch der Blick auf ein Kreuz immer Trost, da sehe ich Gottes Zuwendung am allerbesten.“ „Und ich sehe Gottes Liebe jeden Tag, wenn ich mir überlege, wie gut es uns trotz Corona geht“, meint Ulrike. Dann schaut sie auf die Uhr. „Ich muss weiter.“ „Ich auch“, sagt Klara. „Gesegnetes Wochenende“, wünscht Ulrike, und Klara gibt zurück: „Dir auch!“ Und man kann sogar unter den Masken sehen, dass Ulrike und Klara fröhlich ihre Wege gehen.
Ja, so ist Gottes Zuwendung für uns zu entdecken: nicht in einem sorgenfreien Leben. Aber mit Hilfe des heiligen Geistes in vielen guten Gaben Gottes und im Weg Jesu Christi. Wir dürfen gewiss sein: Gott segnet uns und wendet sich uns freundlich zu. Gott schenke uns, dass wir das jeden Tag spüren. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, wir danken dir, dass du dich uns als Vater, Sohn und heiliger Geist zuwendest. Wir bitten dich: Lass uns deine Zuwendung spüren, damit wir dir vertrauen und gehorchen. Lass uns deine Güte und Zuwendung weitergeben, wo immer wir können. Lass deine Zuwendung zum Trost und zur Hilfe für alle werden, die Leid tragen.
So sei du bei uns heute und alle Tage und in Ewigkeit. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Der Herr segne dich und behüte dich. Der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig. Der Herr erhebe sein Angesicht auf dich und gebe dir Frieden. Amen.