Andacht

 

Monatsspruch für den April: Christus ist gestorben und lebendig geworden, um Herr zu sein über Tote und Lebende.  (Röm. 14,9)


Monatsspruch für den Mai: Weigere dich nicht, dem Bedürftigen Gutes zu tun, wenn deine Hand es vermag. (Spr. 3,27)

Eines Tages brach es aus Martha heraus: „Schon wieder waren Spendenbitten in der Post. Mal sind es die ukrainischen Kriegsopfer, mal sind es Flüchtlinge, die unsere Hilfe brauchen, mal geht es um das Erdbeben in der Türkei und in Syrien, mal um die bedrohte Tierwelt und dann wieder um Menschen in unserem Land, die durch die Energiepreiserhöhung in Not geraten! Ich habe genug!“ Ihre Freundin Maria schaute sie verständnisvoll an, denn Martha war wirklich eine soziale Person. Nicht nur, dass sie spendete, wo auch immer sie konnte, sie war in einem sozialen Beruf tätig, war oft genug die nette Kollegin, die einsprang und dann auch noch ehrenamtlich engagiert für Menschen in Not. „Schmeiß die Spendenbriefe halt weg“, riet Maria. Aber Martha seufzte: „Das kann ich nicht, die Menschen brauchen doch wirklich Hilfe! Aber manchmal komme ich mir vor wie ein Auto mit fast leerem Tank, das ohne zu tanken noch viele hundert Kilometer fahren soll.“
Vielleicht können manche von uns es Martha nachfühlen. So viele Bedürfnisse, überall wird unsere Zeit und unser Geld gebraucht – aber irgendwann sind wir dann erschöpft. Wie weit muss unser Engagement für andere denn gehen?
Die Bibel liefert da keine konkreten Aussagen. Aber vielleicht kann uns der Monatsspruch vom April weiterhelfen. Weil Jesus Herr ist, gehört in mein Leben die Nächstenliebe, die er gebietet, auch hinein. Und wenn ich gebe und helfe, darf ich gewiss sein: Der Herr über Lebend und Tote kann aus meinen kleinen Beiträgen viel machen. Aber andererseits: Jesus ist kein Herr, der Menschen ausbeutet und auslaugt, sondern (genau deshalb ist er ja gestorben!) einer, der mit unseren Grenzen als Menschen rechnet. Und er hat sich auch selbst das Leben gegönnt, hat sich auch manchmal selbst der Menge der Bewunderer und Kranken entzogen, um bei Gott aufzutanken und zu beten. Bei so einem Herrn dürfen wir auch einmal schwach sein, keine Kraft und keine Liebe mehr zum Helfen und Geben haben.
Weil Jesus unser Herr ist, muss Helfen und Geben kein verkrampfter Akt sein, wo wir uns verausgaben, bis wir nicht mehr können. Sondern unser Helfen und Geben ist das Weitergeben und Teilen dessen, was Gott uns schon geschenkt hat. Dass Gott uns versorgt und uns sogar oft mehr gibt, als wir brauchen, kann uns zum Spenden und Teilen bewegen. Dass Gott uns zur Seite steht, kann uns bewegen, anderen zur Seite zu stehen mit Anteilnahme und Hilfe. Aber eben nicht aus Zwang und Druck, sondern da, wo es uns selbst eine Herzensangelegenheit ist.
Lange saßen Maria und Martha schweigend und nachdenklich da. Dann sagte Maria: „Gott kennt doch deine Grenzen, deshalb ist Jesus ja gestorben.“  Dann nahm sie Stift und Papier und malte einen Tankanzeiger auf. Sie schlug Martha vor: „Immer, wenn jemand etwas von dir will, dann überlege dir, wie voll dein Tank ist. Und wie viel Energie dich das kostet, was der andere gern hätte. Dann weißt du, ob du besser Ja oder Nein sagst.“ Martha schaute nachdenklich auf den Tankanzeiger, dann sagte sie: „Das ist eine gute Idee. So macht es mir direkt wieder Freude, für andere da zu sein.“
Gott schenke Ihnen genügend Gelegenheiten zum Auftanken und da, wo Helfen und Geben dran ist, Kraft und Freude.