Konfirmation 2020

Audio Datei: Konfirmation 2020

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Ps 103,1-4: Lobe den HERRN, meine Seele, und was in mir ist, seinen heiligen Namen! 2 Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat: 3 der dir alle deine Sünde vergibt und heilet alle deine Gebrechen, 4 der dein Leben vom Verderben erlöst, der dich krönet mit Gnade und Barmherzigkeit.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde!
Das ist schon ein besonderer Jahrgang,unser 2020- er Konfirmandinnen und Konfirmanden. Zuerst dachte ich. „Wie wird das sein mit so vielen?“ Aber dann haben sich unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden als nette und sympathische Gruppe erwiesen, und wir haben so manches miteinander erlebt. Ich erinnere mich an eine Stunde mit tollen Beiträgen von euch zum Thema „Sinn des Lebens“. Ich denke gern an die Konfifreizeit mit euch zurück. Danach haben wir dann tüchtig am Vorstellungsgottesdienst gearbeitet. Und dann kam ganz schnell der große Corona- Crash. Unseren Vorstellungsgottesdienst und auch die Konfirmation mussten wir verschieben. Inzwischen habt ihr euch, indem ihr euch noch einmal eine Runde angestrengt und Audiodateien erstellt habt, der Gemeinde auch vorgestellt, so gut das zur Zeit möglich ist. Und jetzt können wir endlich, wenn auch etwas anders als üblich, eure Konfirmation feiern. Hier sind wir nun zusammen, und die Menge der guten Wünsche für euch ist riesig.
Allerdings: Gerade ihr musstet ja schon am eigenen Leib erlfahren, dass Wünsche eben oft nicht in Erfüllung gehen. Und so fragt ihr euch vielleicht auch: „Was wird in Zukunft auf uns warten? Werden wir so glücklich werden, wie es alle hier uns wünschen oder werden Herausforderungen  und Probleme oder gar Leid auf uns warten?“
Wir können nicht in die Zukunft schauen und euch auch die Antwort nicht sagen. Aber nun ja, ihr seid ja sozusagen der Corona- Jahrgang, und Corona heißt auf Deutsch: Krone. Und darin steckt eine Antwort auf die Frage nach einer Zukunft: Keiner weiß, was kommt, aber ihr dürft jedenfalls als gekrönte Häupter durch die Welt gehen.
Wie jetzt? 19 Königinnen und Könige auf einmal in einem Dorf? Nicht mal mit einem „von“ im Namen? Und mit normalem, rotem Blut, statt blaublütig? Ja, es stimmt, die weltlichen Kriterien für ein Königtum erfüllen wir alle nicht. Aber ihr seid gekrönt, und zwar mit Gottes Gnade und Barmherzigkeit. Was kann man sich darunter vorstellen? Der Beter von 103. Psalm hat es so erlebt: Er hat erfahren, wie Gott ihm Gutes getan hat. Er hat offenbar erlebt, dass er eine Krankheit überstanden hat und vom Tod gerettet wurde. Und er weiß, dass er Sünder ist und Gottes Hilfe nicht wirklich verdient hat. Er fühlt sich deshalb wie ein König, der unverdient gekrönt wurde – mit Gnade und Barmherzigkeit.
Und wie ist das für uns heute?
Jesus hat uns gezeigt, dass Gott zu uns allen so sein will. Gott ist nicht nur für diejenigen da, die alles richtig machen, sondern für uns alle. Und das ist gut so, denn wir sind Sünder. Wir sind nicht immer so, wie Gott uns gemeint hat. Aber wir alle dürfen zu ihm kommen, so wie wir sind und auf ihn und seine Liebe vertrauen. Gott will Gebrechen heilen und vor dem Verderben retten. Manchmal spüren wir das direkt und werden nach einer schweren Krankheit wieder gesund oder überstehen eine Gefahr. Auf alle Fälle will Gott uns aber noch mehr schenken als Heilung, nämlich Heil. Am Ende sollen wir sagen können: Ja, es war gut. Am Ende sollen wir für immer in Frieden leben mit uns und unserem Schicksal, mit den anderen und mit Gott. Man könnte sagen: Eigentlich würden wir es nicht unbedingt durch besondere Leistungen verdienen, aber Gott krönt uns mit Gnade und Barmherzigkeit.
Ihr dürft also durchs Leben gehen in der Gewissheit: Ich bin wer. Ich bin für Gott wichtig und wertvoll. Wie ein König, so habe auch ich eine Würde. Wie ein König habe auch ich viele Dinge, die mein Leben bereichern. Wie ein König, der ja für vieles Diener hat, habe auch ich in vielen Lebenslagen Hilfe.
Der Psalmbeter nimmt sich vor, das niemals zu vergessen. Das ist eine gute Idee, sich immer wieder vorzunehmen:  Lobe den HERRN, meine Seele, und vergiss nicht, was er dir Gutes getan hat. Was bringt es euch, euch daran zu erinnern, dass Gott euch mit Gnade und Barmherzigkeit krönt? Nun, dadurch könnten euch vielleicht so manche Lichter aufgehen.
Zum Beispiel: Ich bin König – aber es ist gut, wenn man davon an meinem Verhalten auch etwas merkt. Aber wie soll ein König sein? Dazu eine Geschichte.
Ein König hatte 2 Söhne und wollte sich entscheiden, welcher von beiden sein Nachfolger werden sollte. So gab er jedem von beiden einen kleinen Geldbetrag, zeigte ihnen einen großen Raum und sagte: „Kauft von diesem Geld etwas, womit ihr diesen Raum ganz füllt – wer die Aufgabe besser erledigt, wird König werden.“ Die beiden machten sich auf den Weg. Als nun der Zeitpunkt kam, wo die beiden ihr Ergebnis zeigen sollten, hatte der erste einen riesigen Lastwagen dabei. Er hatte einen Müllfahrer überredet, für das Geld seinen Müll in den Raum zu laden. Der König sah sich den mit Müll gefüllten Raum an. Dann ließ er den Müll abtransportieren, gespannt, mit was wohl der 2. Sohn den Raum füllen würde. Der kam an mit einer kleinen Tüte. Daraus holte er eine kleine Kerze und Streichhölzer, und bald war der ganze Raum gefüllt – mit schönem, warmem, freundlichem Licht. Und der König sagte: „Beide habt ihr den Raum füllen können. Aber du, mein 2. Sohn, hast ihn auch noch gut füllen können – du wirst König werden.“
Wer seine Umgebung zumüllt, der kommt nicht weit. Zu einem König passt es, seine Umgebung mit Licht zu füllen. Das gilt auch im übertragenen Sinn. Wenn ich andere zumülle mit meinen Launen und Forderungen, dann hilft das oft nicht viel. Besser ist es, wenn ich für andere zum Lichtblick werde: zu einem, der anderen mal eine Freude macht, sich für sie interessiert, ihnen zuhört, ihnen hilft, sie aufmuntert, Freundlichkeit und Fröhlichkeit ausstrahlt. Wer seine Umgebung mit Licht füllt, der wird von anderen geschätzt, andere hören gern auf ihn. In seiner Umgebung wird es schöner, entspannter und fröhlicher. Er erlebt, wie schön es ist, für andere etwas tun zu können. Und auch ohne Krone fühlt man sich, wenn man anderen zum Lichtblick wird, ein Stück besser, erhoben und königlicher – weil eben das Verhalten zum König passt.
Noch ein Licht könnte euch aufgehen, wenn ihr euch erinnert: Ich bin von Gott mit Gnade und Barmherzigkeit gekrönt. Nämlich der Gedanke:  Ich bin König, und Gott hat mir eine Menge Gutes geschenkt.
Wie gut diese Haltung tut, habt ihr vielleicht in der Coronazeit gemerkt. Ich kann mir denken, dass es da Zeiten gab, wo ihr enttäuscht wart: „Oh weh, ich kann die Freunde nicht treffen, ich kann die Konfirmation nicht feiern wie geplant, den Urlaub nicht antreten wie erhofft, alles Mist.“ Aber vielleicht gab es auch Zeiten, wo ihr gemerkt habt: „Etwas ruhiger zu leben tut auch mal gut. „ Oder: „Schön, dass man bei dem Sonnenschein wenigstens raus kann.“ Oder: „Jetzt wird eine halbe Stunde Spaziergang auf Abstand mit einem Kumpel auch  schon zum Highlight.“ Oder: „Eigentlich kann man bei uns in der Umgebung auch schöne Dinge unternehmen.“  Wahrscheinlich sind die meisten mal enttäuscht und mal dankbar drauf. Aber überlegt mal: Wann geht es euch besser? Wenn ihr das Schlechte seht oder wenn ihr euch am Guten freuen könnt?
Ich bin König, und Gott hat mir eine Menge Gutes geschenkt – das niemals zu vergessen, macht fröhlicher und dankbarer.
Und das wiederum kann euch Zuversicht geben für Zeiten, wo es einmal richtig dicke kommt. Denn Gott gibt euch das Gute ja auch, indem er euch vor dem Verderben rettet, und das heißt: Selbst wenn er euch etwas Schweres nicht erspart, will er euch doch helfen, dass schließlich alles gut wird. So kann euch selbst in schweren Zeiten ein Licht der Hoffnung aufgehen, wenn ihr euch erinnert: Gott will mir auf seine Art aus allen Nöten heraushelfen, und alles Gute, was ich hier in der Welt erlebe, ist schon ein kleines Zeichen dafür.  
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, zu diesem Gott, der euch in Jesus seine Liebe zeigt und euch krönt mit Gnade und Barmherzigkeit, sagt ihr heute Ja. Das ist die Konfirmation, die Bestätigung eures Glaubens. Und ich wünsche euch, dass Gott auch euren Glauben bestätigt. Gott schenke euch, dass ihr auch sein Ja spürt, dass ihr nicht vergesst „Gott krönt mich mit Gnade und Barmherzigkeit“ und dass ihr in diesem Vertrauen in guter Gemeinschaft, voller Freude und Dankbarkeit und jederzeit voll Hoffnung und Zuversicht leben könnt. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, du krönst uns mit Gnade und Barmherzigkeit. Hilf unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden und uns allen, dass wir das nie vergessen, sondern aus dieser Gewissheit leben: in guter Gemeinschaft, in Dankbarkeit und Freude, in Hoffnung und Zuversicht. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.