18. Sonntag nach Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

5.Mose 30,11-14: 11 Denn das Gebot, das ich dir heute gebiete, ist dir nicht zu hoch und nicht zu fern. 12 Es ist nicht im Himmel, dass du sagen müsstest: Wer will für uns in den Himmel fahren und es uns holen, dass wir's hören und tun? 13 Es ist auch nicht jenseits des Meeres, dass du sagen müsstest: Wer will für uns über das Meer fahren und es uns holen, dass wir's hören und tun? 14 Denn es ist das Wort ganz nahe bei dir, in deinem Munde und in deinem Herzen, dass du es tust.

Liebe Gemeinde!
Die Wahl zwischen Leben und Tod, so ist dieses ganze Kapitel überschrieben, aus dem unsere Verse stammen. Und nach Leben strebten die Menschen schon seit alter Zeit. Aber nicht nur Leben im Sinne von Existieren. Nein, die Menschen haben schon immer gefragt: „Auf die Welt kommen, arbeiten, älter werden, sterben, ist das alles? Da muss es doch noch mehr geben! Irgendeine Erfüllung, einen Sinn, eine Art von Unsterblichkeit.“
Der Schreiber unseres Abschnittes kannte sicher die Geschichte von Gilgamesch, einem Halbgott, der die Unsterblichkeit suchte und dabei unter vielen Abenteuern zu einem Weisen kam, der ihm sagte: „Das Kraut des Lebens wächst im Meer.“ Unter weiteren Abenteuern versuchte er es zu holen, fand es, verlor es aber wieder und lebte deshalb nach seinem Tode nur in den Erinnerungen weiter und in den Geschichten, die die Nachwelt von ihm erzählte.
Im 5. Buch Mose antwortet Gott auf die Frage nach dem Leben: Leben, wahres, ewiges, erfülltes Leben ist näher, als ihr denkt. Man bekommt es, wenn man Gottes Gebote hält.
Gebote Gottes. Wieder Regeln. Und Regeln kommen uns manchmal vielleicht schon zu den Ohren heraus, so viele gibt es. In unserem Land ist es kein Problem, ein Gesetz zu übertreten, so kompliziert sind bei uns manche Gesetze. Man kann sich in Gesetzestexten verlieren wie im großen weiten Meer und kommt doch nicht mit einer hilfreichen Antwort heraus. Corona hat das verschärft. Plant man eine Feier oder ein Treffen, muss man überlegen: „Ist das gerade legal?“  Will man einen alten Menschen im Heim besuchen, muss man sich kundig machen, unter welchen Bedingungen man das überhaupt darf. Bereist man gar ein anderes Bundesland, muss man aufpassen, was für Regeln dort gelten. Regeln, Gebote – das Thema ist auf den ersten Blick nicht gerade sehr verlockend. Das riecht nicht nach einem erfüllten Leben, sondern eher nach einem Leben so trocken wie ein dicker Aktenordner.
Aber die Bibel sagt es ganz anders: Wer sich an die richtigen Regeln hält, nämlich Gottes Regeln, der bekommt wahres, ewiges, erfülltes Leben mit Sinn und Ziel. Und noch mehr: Wer Gottes Wege gehen will, der muss nicht erst irgendwelche besonderen Heldentaten vollbringen, um Gottes Willen zu verstehen. Gott ist nicht einer, der aus der Ferne zuschaut, wie wir uns abzappeln. Sondern er ist uns nahe. So nahe, dass er von sich aus den Menschen seine Gebote mitteilt. Er kleidet sie auch nicht in unverständliche Floskeln, wie es beim Amtsdeutsch geschieht. Sondern im Grunde lassen sich Gottes Gebote so zusammenfassen, wie es unser Wochenspruch tut: Dies Gebot haben wir von ihm, dass, wer Gott liebt, dass der auch seinen Bruder liebe. Für die Israeliten, zu denen Gott hier spricht, war es selbstverständlich, sich Gottes Gebote einzuprägen. Wer lesen konnte, verbrachte viel Zeit damit, in der Schrift zu lesen und Gesetzestexte zu lernen. Diese Menschen führten wirklich das Wort Gottes im Munde, Tag für Tag. Wer nicht lesen konnte, merkte sich die wichtigsten Gebote auswendig und hatte sie so ganz nah in seinem Herzen. Ganz gewiss war es jedem Israeliten klar: Das Wichtigste ist, Gott und den Nächsten zu lieben.
Auch für uns ist es gut, wenn uns dieser Grundsatz klar ist: Das Wichtigste ist, Gott und den Nächsten zu lieben. Wieso bringt das erfülltes Leben?
Nun, stellen wir uns zwei Sekretärinnen vor. Pauline berichtet: „Bei uns in der Firma ist es furchtbar. Jeder schaut nur auf sich selbst. Neulich habe ich Vertretung gesucht, weil ich zur Beerdigung meiner Tante fahren wollte. Kein einziger Kollege war bereit dazu. Legst du dein Lunchpaket in den Kühlschrank der Teeküche, nimmt es jemand weg. Keiner denkt daran, neuen Kaffee zu kaufen, wenn der alte leer ist. Es wird auch gnadenlos gemobbt. Wenn ein Fehler passiert, wird gnadenlos nach dem Schuldigen gesucht, und der wird fertig gemacht. Wenn man solche Themen mal ansprechen will, wird man ausgelacht.“ Felicitas erzählt: „Ich habe eine wunderbare Arbeit. Sicher, es wird viel verlangt, und es gibt Sachen, die wenig Spaß machen. Aber wir halten zusammen. Wenn jemand Probleme oder Stress  hat, helfen ihm die anderen. Die unbeliebtesten Dinge erledigt mal der, mal jener, immer abwechselnd. Bei uns im Betrieb kann man sogar sein Geld offen herumliegen lassen, weil nie etwas wegkommt. Wenn ein Fehler passiert, gibt der, der ihn gemacht hat, das zu. Und die anderen machen ihn auch nicht fertig, sondern gemeinsam überlegt man, wie man die Arbeit besser machen kann.“ Sie können sich vorstellen, dass Felicitas lieber zur Arbeit geht als Pauline. Das liegt daran, dass in ihrem Betrieb die Nächstenliebe herrscht. Gemeinsam lassen sich auch die schwierigen und unangenehmen Dinge bewältigen. Man hat Freude an den Herausforderungen wie an der Gemeinschaft. Und dieser Unterschied gilt nicht nur für die Arbeit, sondern für das ganze Leben: Wo Nächstenliebe herrscht, da ist das Leben erfüllter, da herrscht viel mehr Freude.
Und Gottesliebe? Sie ist unsere Quelle der Zuversicht. Denn Gottesliebe, den Kontakt zu Gott suchen, das erinnert uns daran, dass Gott uns nahe ist: durch sein Wort. Und durch Jesus Christus, das Wort, das Fleisch wurde. Und der hat das mit den Regeln aufregend anders ausgelegt: Leben auf Gottes Wegen, das heißt nicht, stur eine Fülle von Gesetzen zu befolgen, das ist etwas anderes als Coronaregeln oder Steuerrecht. Gehen auf Gottes Wegen ist eine leidenschaftliche Beziehung. Da fragen wir nach Gott. Und er fragt nach uns. Er arbeitet an uns, er bewegt uns, und er schenkt uns die Gewissheit: Seine Wege sind die besten Wege. Er schenkt uns die Hoffnung: Wenn wir Irrwege gegangen sind, dürfen wir wieder zu ihm umkehren. Wenn wir ihn um Wegweisung bitten, wird er sie uns geben. Wenn wir uns ihm anvertrauen, dann werden wir das Leben meistern, mit allen Herausforderungen und Schwierigkeiten. Und es wird nicht langweilig werden. Vielleicht ist es sogar manchmal zu aufregend – aber jedenfalls dürfen wir vertrauen: Es wird gelingen, und es wird münden in das ewige, gute Leben, das Jesus Christus uns erwirkt hat. Denn Gott selbst hilft uns dazu. Und so ist es gut, wenn wir Gottes Wort und Gebot in unseren Herzen tragen, um es zu befolgen. Dazu schenke uns Gott seinen heiligen Geist. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, schenke uns deinen heiligen Geist, damit wir auf deinen Wegen gehen. Hilf uns, dass wir den Frieden suchen, Nächstenliebe üben, für andere da sind, den Mitmenschen und die Schöpfung achten und uns um Gerechtigkeit bemühen. Lass uns spüren, dass das ein guter Weg ist und führe uns in dein Reich, wo wir in vollem Umfang wahres Leben haben. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und