12. Sonntag nach Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

1. Kor. 3,9-17: 9 Denn wir sind Gottes Mitarbeiter; ihr seid Gottes Ackerfeld und Gottes Bau. 10 Nach Gottes Gnade, die mir gegeben ist, habe ich den Grund gelegt als ein weiser Baumeister; ein anderer baut darauf. Ein jeder aber sehe zu, wie er darauf baut. 11 Einen andern Grund kann niemand legen außer dem, der gelegt ist, welcher ist Jesus Christus. 12 Wenn aber jemand auf den Grund baut Gold, Silber, Edelsteine, Holz, Heu, Stroh, 13 so wird das Werk eines jeden offenbar werden. Der Tag des Gerichts wird es ans Licht bringen; denn mit Feuer wird er sich offenbaren. Und von welcher Art eines jeden Werk ist, wird das Feuer erweisen. 14 Wird jemandes Werk bleiben, das er darauf gebaut hat, so wird er Lohn empfangen. 15 Wird aber jemandes Werk verbrennen, so wird er Schaden leiden; er selbst aber wird gerettet werden, doch so wie durchs Feuer hindurch. 16 Wisst ihr nicht, dass ihr Gottes Tempel seid und der Geist Gottes in euch wohnt? 17 Wenn jemand den Tempel Gottes zerstört, den wird Gott zerstören, denn der Tempel Gottes ist heilig – der seid ihr.

Liebe Gemeinde!
Es gibt Zeiten, da wird all unser Tun in Frage gestellt. Wir sind gezwungen, uns neu zu überlegen, was gut und wichtig, was entbehrlich und unwichtig, was schlecht und zerstöre-risch ist. In unserer Kirchengemeinde erleben wir das auch. Sowieso gibt es in der Kirche wegen nachlassender Finanz- und Personaldecke Prozesse, in denen gefragt wird, was die Kirche noch braucht, was noch wichtig ist oder was eingespart werden kann. Dazu kommt noch Corona und damit auch wieder die Überlegung: Was ist denn jetzt wichtig, damit wir auch weiterhin das Wort Gottes unter die Menschen bringen können? Wird es am Ende auch Sachen geben, die wir gewöhnt waren, aber die wir gar nicht so sehr vermissen werden?
Auch im persönlichen Leben wird vieles in Frage gestellt. Früher hieß es: Menschen zu besuchen und auf sie zuzugehen, gehört zu den Werken der Barmherzigkeit. Heute heißt es Abstand halten. Immer wieder müssen wir abwägen, was noch geht und wo unsere Nähe und Herzlichkeit zu einem Problem werden könnte. Was heißt es unter diesen Umständen, christlich zu leben und für andere da zu sein?  
Fragen, die auch Angst machen können. Denn wir alle hoffen natürlich, dass unser Tun gut ist, Bestand und Bedeutung hat. Keiner will erfahren, dass sein Tun wertlos und unwichtig war. Die Folge solcher Sorgen: Menschen versuchen, sich wichtig zu machen durch Aktionismus, mehr Schein als Sein, mehr Äußerlichkeit als Inhalt. Und das stresst, weil wir dabei von Angst getrieben sind.
Ein paar Gedanken des Paulus können helfen, die Dinge anders zu sehen.
Zunächst: Jesus Christus trägt uns bei allem, was wir tun. Er ist das Fundament, auf dem sich unser Leben als Christen gründet. Das ist gut, denn Jesus ist das lebendige Zeichen dafür, wie Gott zu uns sein will: Gott ist uns nahe und steht uns zur Seite. Gott nimmt uns auch als Sünder an, wir müssen uns seine Liebe nicht verdienen, sondern wir dürfen ihn darum bitten. Und: Gott selbst will uns am Ende in sein Reich aufnehmen und uns ein Leben schenken, das gut ist, weil sich alles nach Gott richtet.
Das ist zum einen ein Maßstab: Die Liebe, die uns Gott in Jesus Christus erwiesen hat, soll Richtlinie unseres Tuns sein, nicht unsere Wichtigkeit. Liebe heißt manchmal nachgeben, ein andermal vielleicht, mit Leidenschaft für etwas einzustehen, was wir wichtig finden. Liebe heißt manchmal Grenzen setzen und manchmal offen sein, manchmal nein sagen und manchmal ja sagen – aber eben nicht nach unserem Gutdünken, sondern im Geiste Jesu Christi. Das ergibt Leitfragen für unser Tun, z. B.: Passt es zur Liebe Jesu Christi? Oder: Um was geht es mir dabei?
Dass Jesus unser Fundament ist, enthält zugleich die tröstliche Gewissheit, dass unser Leben gelingen kann dank diesem Jesus Christus, der uns und unser Tun trägt und hält.
Freilich, das enthebt uns nicht unserer Verantwortung vor Gott. Unser Tun ist eben nicht alles gleich wertvoll und nachhaltig.
Stellen Sie sich vor, ein Haus brennt. Da gibt es Teile, die halten das Feuer aus, etwa eine gute Mauer, manche Teile aus Gold oder Silber, manche Steine. Aber das Dach aus Stroh ist wahrscheinlich gleich weg.  Genauso ist es mit unseren Taten. Manches davon hat Bestand. Manchmal gelingen uns Taten, die tragfähig und haltbar sind. Vielleicht zehren manche Menschen noch langevon dem, was wir getan haben. Vielleicht hat das, was wir tun, Menschen auf Gott hingewiesen oder prägt ein Leben in guter Weise. Aber manches, was wir tun, ist wie Stroh im Feuer, kurzlebig und unwichtig. Oft können wir nicht einmal wissen, was trägt und was vergeht von unseren Taten. Das entscheidet Gott, und er wird uns auch nicht ersparen, mit dieser Entscheidung konfrontiert zu werden. Aber dabei geht es Gott nicht um die Verurteilung unserer Person, sondern um die Taten. Wir werden Schaden leiden, es wird weh tun, wenn unsere Taten abgeurteilt werden, aber wir werden gerettet. Noch mehr verspricht Paulus: Er nennt uns Gottes heiligen Tempel. Wir gehören zu ihm, und deshalb wird er nicht zulassen, dass jemand oder etwas, sei es von innen oder außen, seine Gemeinde zerstört.
Christen zu sein, ist nicht leicht. Es ist nicht leicht, sich für das Richtige zu entscheiden, wenn um Einsparungen und Prioritätensetzung diskutiert wird. Es ist nicht leicht, in Coronazeiten zu entscheiden, wann die Nähe und die Menschlichkeit und wann der Schutz und die Vorsicht Vorrang haben. Es ist nicht leicht, damit umzugehen, wenn sich alles plötzlich ändert. Bei alledem können uns Fehler passieren, vielleicht setzen wir die falschen Prioritäten.
Aber wir dürfen vertrauen, dass wir zu Gott gehören und dass Jesus Christus uns trägt.
Das sagt uns: Wir haben es nicht nötig, uns wichtig zu machen unter den Menschen, denn wir sind Gott wichtig. Wir müssen keine Angst haben vor dem Versagen, denn wer zu Jesus gehört, der wird gerettet werden. So dürfen wir, im Vertrauen auf Jesus Christus, der unsere Lebensgrundlage ist, immer wieder unermüdlich den richtigen Weg suchen, miteinander um Entscheidungen ringen und gewiss sein: Was wirklich wichtig ist, wird gelingen und wird bleiben. Zu diesem Vertrauen und zum Orientieren an Jesus Christus schenke Gott uns seinen heiligen Geist. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, wir danken dir, dass wir dir wichtig sind, unabhängig von unserer Leistung. Wir danken dir, dass du uns mit dem Maßstab der Liebe misst. Wir bitten dich: Schenke uns deinen Geist, damit wir uns an dir ausrichten, deinem Willen folgen und so die richtigen Worte und Taten finden. Wir denken an alle Menschen, die krank sind, um ihre Existenz bangen, trauern, Not leiden oder andere schwere Dinge aushalten müssen. Lasse sie ganz besonders deine Nähe und Hilfe spüren. Zeige uns, wie wir helfen können und mache uns bereit dazu. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.