7. Sonntag nach Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Hebr 13,1-3: 13 1 Bleibt fest in der brüderlichen Liebe. 2 Gastfrei zu sein vergesst nicht; denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. 3 Denkt an die Gefangenen, als wärt ihr Mitgefangene, und an die Misshandelten, weil ihr auch noch im Leibe lebt.

Liebe Gemeinde!
Früher hatten die Menschen immer ein schönes Stofftaschentuch einstecken. Und wenn es etwas gab, was man auf keinen Fall vergessen wollte, dann hat man sich einen Knoten ins Taschentuch gemacht. Unser heutiger Predigtabschnitt ist so ein Abschnitt für Knoten im Taschentuch.
Haltet fest an der geschwisterlichen Liebe: Vergesst niemals, dass ihr zusammen gehört, dass ihr als Christen in Jesus Christus verbunden seid und dass ihr deshalb diese Verbindung auch leben sollt.
Auch heute tut es gut, daran zu denken, denn das heißt: Kirchengemeinde ist nicht gemeint wie ein Selbstbedienungsladen, wo man reingeht und sich besorgt, wonach einem zumute ist, um dann wieder weg zu bleiben, bis man mal wieder etwas braucht. Sondern sie ist Gemeinschaft, und zur Gemeinschaft gehört die Nächstenliebe: sich einzubringen, für das Ganze da zu sein, mitunter auch Dinge oder Menschen zu ertragen, die einem nicht so sehr liegen, anderen zu helfen, andere zu bestärken im Vertrauen auf Gott, füreinander da zu sein.
Knoten ins Taschentuch: Gemeinde ist Gemeinschaft.
Gastfrei zu sein, vergesst nicht, denn dadurch haben einige ohne ihr Wissen Engel beherbergt. Nehmt Menschen, die zu euch kommen, gut auf. Vielleicht will Gott, dass ihr von ihnen etwas lernt. Vielleicht werden sie eines Tages die sein, die euch Gottes Willen, Gottes Trost oder Gottes Liebe nahe bringen.
Auch heute tut es gut, daran zu denken. „Heute? Wo wir wegen Corona doch gar nicht  richtig zusammenkommen dürfen?“ wird vielleicht mancher fragen. Nun, ich glaube, Gastfreiheit zeigt sich nicht unbedingt in einer großen Mahlzeit oder einer Party. Aber ein Mensch spürt, ob wir offen sind und bereit, ihn in unsere Gemeinschaft aufzunehmen. Und das muss nicht einmal von Angesicht zu Angesicht geschehen.
Tom ist in einen Chat über sein neues Hobby gegangen. Er hat sich eine der Gruppen ausgesucht, zu denen man freien Zugang hat und stellt ein paar Fragen. Aber in der Gruppe ist jemand mit dem Nickname Vogelspinne. Der Mensch, der sich Vogelspinne nennt, hat immer etwas zu lästern, wenn Tom fragt. Mal nennt Vogelspinne ihm zu dumm, um etwas herauszufinden, mal unterstellt Vogelspinne Tom, Infos schnorren zu wollen. Tom ist schnell wieder draußen. Er versucht es mit einer anderen Gruppe, und da ist es ganz anders. Mit Giraffe und Fred kann er sich wunderbar austauschen, und bald wird aus dem unverbindlichen Hobbychat eine Freundesgruppe, die sich auch privat mailt und sich über viele persönliche Dinge austauscht. Hier fühlt sich Tom angenommen, und weil sie nicht weit auseinander wohnen, treffen sie sich manchmal. Dann kommt eine schwere Zeit. Fred, und Giraffe haben sich getroffen und hatten einen schweren Unfall. Tom, der diesmal nicht dabei war, hält den Kontakt zu den beiden. Er besucht sie im Krankenhaus. Er ruft sie an und fragt, wie es geht. Und er schreibt ihnen eine Whats App: „Heute im Gottesdienst hatten wir ein stilles Gebet, da habe ich an euch gedacht.“ Später, als Giraffe und Fred wieder fit sind und sich alle drei zusammen treffen, meint Giraffe: „An dem Tag, wo du das mit dem Gebet geschrieben hast, ging es mir richtig mies. Dann habe ich deine Nachricht gelesen, und fühlte mich gleich etwas besser.“
Ja, Offenheit kann sich auch am Telefon, im Internet und in einer ganzen Gesellschaft zeigen. Und wir sind eingeladen, sie zu zeigen. Knoten ins Taschentuch: Nicht vergessen: Offenheit ist wichtig, und manchmal lohnt sie sich für uns.
Denkt auch an die Gefangenen und Misshandelten, an alle Menschen, denen es schlecht geht. Damals ging es wahrscheinlich um Menschen, die ihres Glaubens wegen verfolgt wurden.  
Auch für uns ist es gut, wenn wir die Menschen auf der Schattenseite des Lebens nicht vergessen. Versetzen wir uns in ihre Lage. Wie muss es sein, unschuldig gefangen zu sein oder verfolgt zu werden? Oder wie muss es gar sein, wenn man schuldig geworden ist, eine Strafe abbüßt und sein eigenes Scheitern am Leben eingestehen muss? Oder wie ist es, arm zu sein oder krank zu sein? Wer sich solche Dinge überlegt, wird auch versuchen, zu helfen, wo er kann.
Knoten ins Taschentuch: Nicht vergessen: Es tut gut, sich in andere hineinzuversetzen, denn dann zieht man Konsequenzen für sein Handeln.
Vielleicht sagt jetzt so mancher: „Das ist aber viel, an was ich denken soll. Eine lange To-do- Liste . Immer nur Ermahnungen.“ Darum möchte ich Sie noch an etwas erinnern, nämlich daran zu denken, in wessen Namen wir denn so viel Nächstenliebe üben sollen. Im Geiste Jesu Christi sollen wir handeln. Das Evangelium dieses Sonntags erzählt von einem Gott, der nicht mahnt, sondern sorgt und schenkt. Da sind viele Menschen Jesus in die freie Natur gefolgt, weil sie ihn hören wollten. Dann wird es Abend, und Jesus macht sich Gedanken um das Ergehen seiner Gäste: „Diese Menschen brauchen etwas zu essen.“ Die Jünger fragen sich, wie das gehen soll, wo sie doch kaum Geld haben. Aber ein Junge hat etwas zu essen dabei, und das wird geteilt. Viel zu wenig für 5000 Menschen. Aber das Wunder geschieht: Jesus gibt jedem etwas, und es reicht für alle, es gibt sogar noch Reste. Diese Geschichte erinnert uns: Gottes Wille ist Nächstenliebe. Aber nicht so, dass wir aus eigener Kraft alles leisten müssen, sondern so, dass er uns nährt und speist an Leib und Seele, damit wir etwas zum Weitergeben haben. Also: Knoten ins Taschentuch: Denken wir daran: Nächstenliebe heißt, weiterzugeben, was Gott uns Gutes tut. Dann ist es uns auch eine Freude, Gemeinschaft zu üben, offen für andere  zu sein und an die Menschen auf der Schattenseite des Lebens zu denken. Dazu schenke Gott uns seinen Geist. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, du schenkst uns Nahrung an Leib und Seele. Dafür danken wir dir und bitten dich: Hilf uns, deine Liebe und Fürsorge zu spüren und anzunehmen. Hilf uns, sie weiterzugeben an die Menschen um uns herum, indem wir Gemeinschaft üben, offen für andere sind und die Menschen im Leid nicht vergessen. Sei du selbst der Helfer für alle Menschen, die Schweres durchmachen müssen. Das bitten wir dich durch Jesus Christus, deinen Sohn, unseren Herrn. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und