6. Sonntag nach Trinitatis

Audio Datei: 6. Sonntag nach Trinitatis

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
5.Mose 7,6-12: 6 Denn du bist ein heiliges Volk dem HERRN, deinem Gott. Dich hat der HERR, dein Gott, erwählt zum Volk des Eigentums aus allen Völkern, die auf Erden sind. 7 Nicht hat euch der HERR angenommen und euch erwählt, weil ihr größer wäret als alle Völker – denn du bist das kleinste unter allen Völkern –, 8 sondern weil er euch geliebt hat und damit er seinen Eid hielte, den er euren Vätern geschworen hat. Darum hat er euch herausgeführt mit mächtiger Hand und hat dich erlöst von der Knechtschaft, aus der Hand des Pharao, des Königs von Ägypten. 9 So sollst du nun wissen, dass der HERR, dein Gott, allein Gott ist, der treue Gott, der den Bund und die Barmherzigkeit bis ins tausendste Glied hält denen, die ihn lieben und seine Gebote halten, 10 und vergilt ins Angesicht denen, die ihn hassen, und bringt sie um und säumt nicht, zu vergelten ins Angesicht denen, die ihn hassen. 11 So halte nun die Gebote und Gesetze und Rechte, die ich dir heute gebiete, dass du danach tust. 12 Und wenn ihr diese Rechte hört und sie haltet und danach tut, so wird der HERR, dein Gott, auch halten den Bund und die Barmherzigkeit, wie er deinen Vätern geschworen hat.

Liebe Gemeinde!
Um die Beziehung zwischen Gott und seinem Volk geht es in diesem Abschnitt. Nun mag mancher sagen: Beziehungen, ja, das ist ein Thema, gerade in der Coronazeit. Aber ich habe doch schon so viele andere Beziehungssorgen: Wie bringe ich die Geduld auf, wenn ich mit meinen Lieben eng aufeinander hocke und wir uns manchmal auf die Nerven gehen? Was hilft gegen die Sehnsucht nach den lieben Menschen, die ich im Moment nicht sehen kann? Was hilft mir, wenn mir ein Mensch nahe steht und ich mir aus der Ferne Sorgen um ihn machen muss? Und wie gehe ich damit um, dass ich indirekt eigentlich eine Beziehung zu allen Menschen in der Welt habe, dass zum Beispiel ein kleines Virus rund um die Welt wandern kann oder dass ich vielleicht schon manchmal Dinge gekauft habe, für die andere Menschen unter unwürdigen Bedingungen geschuftet haben? So viele Beziehungssorgen, und nun kommt auch noch die Beziehung zu Gott ins Spiel. Und doch ist gerade diese Beziehung die wichtigste in unserem Leben, und es lohnt sich, darüber nachzudenken.
Was ist das für ein Gott?
Hier wird es erklärt: Gott ist ein Gott, der sich Menschen aus Liebe erwählt. Er schaut dabei nicht, wer am meisten Erfolg oder Leistung oder Größe aufweisen kann. Israel, dieses kleine und bis heute gebeutelte Volk, ist das beste Beispiel dafür: Gott wählt nicht nach Stärke und Größe, sondern aus Liebe. Gottes Erwählung müssen wir uns nicht verdienen, sie ist vielmehr ein Geschenk.
Und: Gottes Barmherzigkeit ist größer als sein Drang, Böses zu vergelten. Über tausend Generationen reicht seine Treue und seine Liebe zu denen, die Wert auf ihn legen und seine Wege gehen wollen. Man stelle sich tausend Generationen das einmal in Jahren vor: 30 000 Jahre!  Und Gottes  Strafe trifft die, die ihn hassen, direkt.
Gott erwählt Menschen und ist barmherzig. Ihm können wir uns also gut anvertrauen. Aber woher wissen wir, dass das nicht nur Israel, sondern auch uns gilt?
Liebe Gemeinde, um Israel im Vertrauen auf den erwählenden und barmherzigen Gott zu stärken, wird in unserem Abschnitt die Vergangenheit erwähnt, die bisherige Geschichte Gottes mit den Menschen. Israel wird daran erinnert, wie Gott dem Volk heraus geholfen hat aus der Sklaverei in Ägypten. Und diese Geschichte ging weiter. Da gab es Propheten, die vorausgesagt haben, dass am Ende alle Völker den Gott Israels ehren werden. Da gab es Jesus Christus, der seine Wunder nicht nur an Israeliten tat und der in Kreuz und Auferstehung direkt zum lebendigen Zeichen der Liebe und Barmherzigkeit Gottes wurde. Da gab es Paulus, der die Botschaft von Jesus Christus überall bekannt gemacht hat. Und da gibt es unsere Taufe, die uns persönlich versichert: Du gehörst auch in die Gemeinschaft Gottes, des erwählenden, liebenden und barmherzigen Gottes.
So dürfen auch wir vertrauen: Wenn wir Wert auf Gott legen und mit ihm leben wollen, dann gilt uns seine Liebe. Dann dürfen wir uns ihm voll und ganz anvertrauen. Dann wird unser Leben einen sinnvollen Gang gehen. Alles, was uns widerfährt, wird dann eine sinnvolle Station auf dem Weg zu einem guten Ziel sein, und schließlich wird es uns bei Gott gut gehen. Eine Hoffnung, die bleibt. Und übrigens auch eine Hilfe für manche unserer Beziehungssorgen.
Wie bringe ich die Geduld auf, wenn ich mit meinen Lieben eng aufeinander hocke und wir uns manchmal auf die Nerven gehen? Vielleicht hilft mir der Gedanke, dass Gott auch für sie Geduld aufbringt, dass sie es also wert sind. Vielleicht hilft er dazu, dass auch ich Geduld habe.
Was hilft gegen die Sehnsucht nach den lieben Menschen, die ich im Moment nicht sehen kann? Vielleicht gibt der Gedanke, dass wir alle mit Gott verbunden sind und so auch untereinander, die Kraft, dass ich es aushalten kann, mich mit Briefen, Telefonaten und gegenseitiger Fürbitte zu begnügen.   
Was hilft mir, wenn mir ein Mensch nahe steht und ich mir aus der Ferne Sorgen um ihn machen muss? Vielleicht hilft mir der Gedanke, dass auch dieser Mensch in Gottes Händen steht, und ich kann ihn Gott anvertrauen.
Wie gehe ich damit um, dass wir Menschen alle miteinander verbunden sind und mein Handeln Konsequenzen hat für andere? Vielleicht hilft mir die Einladung, Gottes Gebot der Nächstenliebe zu halten, dass ich immer wieder mein Tun überdenke. Und wenn ich durch mein Verhalten Menschen gefährde, beeinträchtige oder schädige, dann darf ich umkehren zu dem barmherzigen Gott und mein Verhalten ändern.
So kann uns die Beziehung zu Gott zur Lebenshilfe werden in allen Bereichen, auch bei all unseren Beziehungssorgen. Und vor allem wird sie uns zur Hilfe, damit unser Leben dann bei Gott ein gutes Ziel findet. Es ist also nur gut, wenn wir uns einladen lassen, unseren Weg mit dem barmherzigen und erwählenden Gott zu gehen und wenn wir uns erinnern: Wir sind getauft, wir gehören zu ihm. Dazu schenke uns Gott seinen heiligen Geist. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, du hast uns erwählt, dass wir zu dir gehören dürfen. Wir dürfen vertrauen, dass du uns annimmst, wie wir sind und dass ein Leben mit dir ein gutes Leben ist. Dafür danken wir dir und bitten dich: Hilf uns, dir zu vertrauen und zu gehorchen. Hilf uns, deine Liebe anderen weiterzugeben in Form von guten Worten und Taten. Wir denken an alle, die Leid tragen und trauern: Lass sie deine Liebe besonders spüren und gib ihnen dadurch Trost. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.