Palmsonntag

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Joh. 17,1-8: 1 Solches redete Jesus und hob seine Augen auf zum Himmel und sprach: Vater, die Stunde ist gekommen: Verherrliche deinen Sohn, auf dass der Sohn dich verherrliche; 2 so wie du ihm Macht gegeben hast über alle Menschen, auf dass er ihnen alles gebe, was du ihm gegeben hast: das ewige Leben. 3 Das ist aber das ewige Leben, dass sie dich, der du allein wahrer Gott bist, und den du gesandt hast, Jesus Christus, erkennen. 4 Ich habe dich verherrlicht auf Erden und das Werk vollendet, das du mir gegeben hast, damit ich es tue. 5 Und nun, Vater, verherrliche du mich bei dir mit der Herrlichkeit, die ich bei dir hatte, ehe die Welt war. 6 Ich habe deinen Namen den Menschen offenbart, die du mir aus der Welt gegeben hast. Sie waren dein, und du hast sie mir gegeben, und sie haben dein Wort bewahrt. 7 Nun wissen sie, dass alles, was du mir gegeben hast, von dir kommt. 8 Denn die Worte, die du mir gegeben hast, habe ich ihnen gegeben, und sie haben sie angenommen und wahrhaftig erkannt, dass ich von dir ausgegangen bin, und sie glauben, dass du mich gesandt hast.

Liebe Gemeinde!
Da gehen sie den roten Teppich entlang. Prominente in luxuriösen Abendroben, für die mancher Normalverbraucher viele Monate lang sparen müsste. Am Straßenrand die Normalbürger, voller Bewunderung. Kameras klicken. Alle sehen zu, wie die Promis auf eine besondere Veranstaltung gehen. So ein Prominenter zu sein- ist das Herrlichkeit?
Der Erfolgsmensch gibt Gas. Er genießt sein neues, schnelles Auto. Ja, in den letzten Jahren hat er Karriere gemacht. Jetzt kann er sich das schicke Auto leisten. Bald wird er damit in Urlaub fahren. Das Luxushotel ist schon gebucht. So ein Erfolgsmensch zu sein – ist das Herrlichkeit?
Sie ist die Schönste von allen, die heimliche Königin auf der Fete. Alle Jungen wollen mit ihr tanzen. Wo sie ist, schart sich ein großer Kreis von Leuten um sie; immer ist sie im Mittelpunkt, alle finden sie toll. Schön und beliebt zu sein – ist das Herrlichkeit?
Für Jesus sieht Herrlichkeit oder, wie er sagt, Verherrlichung, ganz anders aus. Nachdem er seinen Weg auf der Erde vollendet hat, bittet er seinen Vater: „ Vater, die Stunde ist gekommen: Verherrliche deinen Sohn, auf dass der Sohn dich verherrliche.“ Aber Jesus denkt nicht an rote Teppiche und Ruhm, nicht an Erfolg und Reichtum, nicht an Schönheit und Beliebtheit. Er denkt bei „Verherrlichung“ an sein bevorstehendes Sterben am Kreuz. Er weiß: Der Jubel, der ihm bei seinem Einzug nach Jerusalem zuteil wurde, ist nur von kurzer Dauer. Schon stehen die in den Startlöchern, die gerne etwas gegen ihn täten und die mit Verärgerung feststellen: „Ihr seht, dass ihr nichts ausrichtet; siehe, alle Welt läuft ihm nach.“ Die Herrlichkeit, die auf Jesus wartet, hat nichts zu tun mit Beliebtheit, Wohlstand und Jubel. Sie besteht vielmehr darin, sein Kreuz auf sich zu nehmen und zu sterben, um dann eins zu sein mit Gott in seiner göttlichen Sphäre.
Ja, noch mehr: Das ist auch die Herrlichkeit, die Jesus uns zugedacht hat. Ewiges Leben nennt er sie, und ewiges Leben besteht in der Gemeinschaft mit Gott und Jesus, hier auf der Erde und darüber hinaus.
Das ist auch gut so. Denn irdische Herrlichkeit ist vergänglich. Schon manche Prominente wurden erst hoch gelobt und später mit genauso viel Inbrunst verächtlich gemacht. Schon mancher Reiche musste Verluste hinnehmen oder verlor seine Arbeitskraft, und aus war es mit dem Reichtum. Schon viele Schönheiten mussten merken, dass der Zahn der Zeit auch an der Schönheit nagt.
Und für uns sind, so sieht es wohl aus, die fetten Jahre vorbei. Erst hat uns Corona gebeutelt, und die Pandemie ist noch nicht vorbei, da kommt als Schreckgespenst schon der Krieg in der Ukraine dazu und mit ihm auch noch mehr wirtschaftliche Probleme im Land. Wir mussten und müssen merken: Auch unsere kleinen Herrlichkeiten sind nicht ewig.
Da tut es gut, einmal hinzuschauen und zu überlegen: Was ist eigentlich für uns das wahre Leben und die echte Herrlichkeit?
Wie gesagt, auch uns würde Jesus auf diese Frage antworten: Ewiges Leben, also Einssein mit Gott und Jesus Christus. Dieses Leben spüren wir noch nicht vollkommen, aber es hat schon begonnen, indem Jesus zu uns kam, für uns starb und auferstand. Und was hilft uns das?
Nun, zum Beispiel: Menschen wie die umjubelten Prominenten, der reiche Erfolgsmensch oder die beliebte Schönheit können sich doppelt freuen. Denn Gemeinschaft mit Gott und Jesus macht uns bewusst, woher das Gute kommt. Alles, was wir haben, können und schaffen, kommt von Gott, unserem Schöpfer, der uns ins Leben ruft und jeden Tag unsere Kraft gibt. Umjubelte Prominente, reiche Erfolgsmenschen und beliebte Schönheiten, die sich das bewusst machen, werden nicht überheblich. Sie freuen sich vielmehr doppelt, nämlich über das Gute, das ihnen zuteil wird, und über die Liebe Gottes, die dahinter steckt. Aber noch mehr: Das gilt ja nicht nur für Prominenz, Erfolg, Reichtum, Schönheit und Beliebtheit. Das gilt ja für alles Gute, das uns begegnet. Auch wir Normalbürger dürfen uns doppelt freuen über das Gute, das uns begegnet. Und davon gibt es ja vielleicht auch so manche kleinen Wunder: das Lächeln eines Babys, eine Blume am Wegesrand entdecken, eine Katze streicheln, mit guten Freunden sprechen, genüsslich eine Tasse Tee trinken, spazieren gehen, herzhaft über einen Witz lachen oder einen fleißigen Arbeitstag bewältigt haben, um nur ein paar Beispiele zu nennen. Und da geht es ja auch uns so: Wir dürfen uns doppelt freuen über das Schöne und Gute, das wir bekommen, und über die Liebe Gottes, die dahinter steckt.
Aber was ist, wenn die Zeiten nicht so rosig sind?
Dann gibt die Gemeinschaft mit Gott und Jesus, die jetzt schon ist und ewig sein wird, uns eine tröstende und ermutigende Aussicht für die Zukunft. Denn wir dürfen vertrauen: Auch wenn auf der Erde alles vergeht, wenn e4s für uns immer enger wird, dann ist das Ende nicht das große Nichts oder der ewige Tod. Sondern wir dürfen hoffen auf Erlösung von allem Leid, Ende von Mangel und unerfüllter Sehnsucht, Frieden und Freude. Dann sind wir auf vollkommene Weise bei Gott und Jesus, und dann ist alles gut. Wir gehen durchs Leben mit der Gemeinschaft Gottes und Jesu und mit der Aussicht auf eine gute ewige Zukunft. Das kann uns schon jetzt, gerade in diesen schweren Zeiten, zur Hilfe werden.
Wenn uns in diesen schweren Zeiten die Angst ankommt, dann dürfen wir uns nämlich darauf verlassen: Gott steht uns auch im Schweren zur Seite. Und er, der größer ist als der Tod, ist auch größer als Despoten und Kriegstreiber. Was auch geschieht, wir sind in Gottes Hand. Mit Zuversicht dürfen wir uns um den rechten Weg bemühen, das anpacken, was gut ist, und all das Gott überlassen, was nicht in unserer Hand liegt. Und wir dürfen auch vertrauen: Mit Gottes Hilfe kann unser Leben gelingen, auch wenn nicht alles schön ist, nicht alles gut läuft und wir nicht alles haben können.
Wir brauchen uns nicht so zu sorgen um uns selbst, um Ruhm, Erfolg und Reichtum, um Schönheit und Beliebtheit. Das kann unseren Kopf frei machen, dass wir auch andere sehen. Wir mussten schon auf vieles verzichten, und es ist abzusehen, dass eher noch mehr verzicht auf uns zukommt. Aber wenn wir andere im Blick haben, dann denken wir vielleicht an das, was Menschen anderswo erleiden. Dann ist es vielleicht auch uns ein Anliegen, ihre Peiniger zu schwächen, und das macht uns vielleicht so manchen Verzicht erträglicher. Oder wir denken daran, dass die wirtschaftlichen Probleme im Land Menschen unterschiedlich treffen, nehmen in den Blick, wer in unserem Land besondere Hilfe braucht und wer, wenn er ehrlich statt geizig ist, auch auf manche Subvention verzichten kann. Dann entsteht vielleicht statt einer Gesellschaft, wo jeder nur an sich denkt, ein Geist der Solidarität, der Rücksichtnahme und des Zusammenhalts. Und etwas von Gottes Hilfe können wir einander so schon zeigen und vermitteln.
So dürfen wir vertrauen, wie es in einem Lied heißt: Aus Gottes guten Händen kommt Zeit und Ewigkeit. Da breitet sich der Himmel aus, was eng ist, wird nun weit. Aus Gottes guten Händen fließt Liebe und fließt Mut. Da breitet sich der Himmel aus, und allen tut es gut. Aus Gottes guten Händen strömt die Barmherzigkeit. Da breitet sich der Himmel aus und macht zum Dienst bereit. In seinen guten Händen liegt, was uns alle hält. Da breitet sich die Liebe aus, die Hoffnung für die Welt.
Ewiges Leben, Gemeinschaft mit Gott und Jesus, das macht das Leben aus, das bringt wahre Herrlichkeit. Auf dieser Welt können wir sie spüren in Form von Dankbarkeit und Freude in guten Zeiten, Hoffnung und Kraft in schweren Zeiten, Solidarität und Gemeinschaft in allen Zeiten. Und in der Ewigkeit werden wir sie spüren können, indem alles gut ist, es uns an nichts mehr mangelt, kein Leid mehr ist und Friede herrscht. Und so schenke uns Gott, dass wir seine Gemeinschaft und Nähe spüren und zu unserem Heil davon geprägt werden.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.   

Guter Gott, wir danken dir, dass du uns nah bist in Jesus Christus. Egal, was geschieht, auf deine Nähe und Liebe dürfen wir bauen, wenn wir nur Wert auf dich legen und nach dir suchen und fragen. Hilf uns, dir zu vertrauen. Lass uns in den guten Gaben des Lebens deine Liebe entdecken, schenke uns Hoffnung und Kraft in schweren Zeiten und hilf uns zu Frieden, Gemeinschaft und Solidarität – in unserem Umfeld und in unserer Welt. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen