Konfirmation - Weißer Sonntag

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Mt. 28,20: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.

Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, liebe Gemeinde!
Geschafft! Ein Jahr Konfiunterricht liegt hinter euch. Und ihr wart ein leistungsstarker Jahrgang. Mit eurem Gottesdienstbesuch war ich sehr zufrieden, da wart ihr vermutlich der beste Jahrgang, den ich bisher hatte. Für den Vorstellungsgottesdienst habt ihr euch gleich ein anspruchsvolles Thema ausgesucht: das Glaubensbekenntnis. Und ihr habt euch auch viele kluge Gedanken dazu gemacht. Und, wie wir schon gestern gehört haben, haben wir auch eine Gemeinschaftsaktion gemacht und uns beim Ramadama am Main beteiligt, und alle, die Zeit hatten, haben da eine Menge Müll zusammengekriegt und auch einen Hund gerettet. Also, ihr habt viel zuwege gebracht. Eure Bedingungen waren und sind nicht leicht. Teilweise musstet ihr den Vorstellungsgottesdienst im Digitalmeeting vorbereiten. Auch zu einer Konfifreizeit hat es wegen Corona nicht gereicht. Immerhin  – save the date, 21. Mai – einen Ausflug für euch Konfirmierte soll es noch geben. Und ihr seid auch der in meinen langen Dienstjahren bisher erste Jahrgang von Konfirmandinnen und Konfirmanden, die auf unserem Kontinent Krieg erleben müssen. Schwere Zeiten.
Aber ein bisschen gemeinsamen Spaß gab es, wenn wir gut mit dem geplanten Stoff durchgekommen sind, auch manchmal am Ende der Stunde. Oft wart ihr dann draußen und habt „schwarz“ gespielt. Einer muss zählen, die anderen verstecken sich, und wer entdeckt wird, ist „schwarz“. Und wer als erstes gefunden wird, muss auch beim nächsten Mal suchen.
Und das ist eigentlich, leider, wie im richtigen Leben. Oft haben wir auch da das Gefühl, dass wir uns verstecken müssen und haben bei manchen Seiten unseres Wesens Angst, dass wir ausgezählt werden, wenn wir sie zeigen.
Es geht darum, nach außen hin cool zu wirken, so als würde uns so schnell nichts beeindrucken. Cool bleiben, wenn man eine miese Note geschrieben hat. Nicht zeigen, dass einen das frustet oder ärgert.
Cool bleiben, wenn man Ängste und Sorgen hat. Sich nichts anmerken lassen, alles hinter ein paar schnoddrigen Bemerkungen verstecken. Cool bleiben, wenn man traurig ist. Lieber das Gesicht in einem Hoody oder hinter langen Haaren verstecken, als Traurigkeit zu zeigen. Oder lieber mal eben rausgehen, als sich anmerken zu lassen, dass einen etwas tief berührt. Cool bleiben und lieber mal nichts Persönliches erzählen. Cool bleiben, wenn man begeistert ist – zumindest, bis man weiß, dass auch die anderen begeistert sind.
Ja, und leider ist es manchmal berechtigt, dass man nicht uncool sein will und nicht zu viel von sich selbst preisgeben will. Es gibt leider wirklich Menschen, die uns verspotten wegen unserer Ängste, Schwächen oder Probleme. Es gibt manchmal wirklich Menschen, die es auf unhöflichste Weise zeigen, wenn sie das, was wir gut finden, nicht so schätzen. Ja, wer sich nicht versteckt, macht sich verletzlich. Aber Verstecken ist auch anstrengend.
Was hilft? Wir brauchen Freunde. Freunde, die uns annehmen, wie wir sind. Freunde, bei denen wir uns nicht verstecken müssen. Mit solchen Freunden können wir das Leben schaffen. Nicht, indem wir uns anstrengen, um cool zu wirken. Sondern wirklich und ehrlich, ohne uns verstecken zu müssen, mit allen Schwächen, Fehlern, mit allem was uns bewegt, begeistert oder auch fertig macht, können wir das Leben gemeinsam mit Freunden besser bewältigen.
Es ist eine tolle Sache, wenn die Eltern oder vielleicht Geschwister, Paten oder Großeltern, solche Freunde sind: Menschen, bei denen wir so sein können, wie wir eben sind. Menschen, bei denen wir nichts verstecken müssen.
Und es ist toll, wenn man enge Freunde hat. Ich habe das genossen, gerade in eurem Alter, dass ich eine Freundin hatte, mit der ich quasi im Doppelpack unterwegs war – so, dass die Lehrer erschrocken nachfragten, wenn mal eine von uns alleine auf dem Schulflur unterwegs war, weil wir unterschiedliche Kurse hatten. Da brauchte ich mich nicht zu verstecken, mit meiner Freundin konnte ich immer offen über alles reden – auch über unsere Sorge, bei den anderen nicht anzukommen. Und ich finde es schön, dass wir so ein Freundinnenpärchen auch in unserer Konfigruppe haben.
Ja. Freunde und Freundinnen brauchen wir. Und es ist gut, wenn es mehrere sind, denn kein Mensch kann immer für uns da sein. Ich erinnere mich, dass ich mich ohne meine Schulfreundin in der Schule manchmal nicht sehr wohl fühlte. Und wer weiß, vielleicht ist es bei unseren engen Freunden im Konfi auch so gewesen, dass es für den einen schwer war, wenn der andere einmal fehlte. Aber es kann eben kein Mensch immer da sein.
Wie gut, dass wir einen Freund haben, der immer für uns da ist und an den wir uns zu jeder Zeit und an jedem Ort wenden können.
Er sagt von sich: Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an der Welt Ende.
Was ist das für ein Freund? Warum können wir ihm vertrauen? Nun, zum Beispiel, weil er, Jesus Christus, sich nicht zu schade war, unser menschliches Leben mitzuleben, und zwar kein privilegiertes Leben, sondern das eines normalen, eher einfachen und armen Menschen. Und weil dieser Freund Jesus sich nicht zu schade war, um für uns zu sterben. Und weil er für uns vom Tode auferstanden ist. Das sagt uns, wie das mit der Freundschaft Jesu ist: An Jesus haben wir einen Freund, der uns versteht, der das Leben kennt und weiß, wie sich Freude und Traurigkeit, Angst und Mut, Wohlbefinden und Schmerz anfühlen. An Jesus haben wir einen Freund, der alles für uns gibt. Seine Freundschaft hört nicht auf, wenn wir Unrecht tun und Fehler machen. Nein, sogar damit können wir zu Jesus kommen. Er ist nicht nur für die Coolen, Erfolgreichen da, die immer alles richtig machen und nie ein Problem haben. Sondern auch für die Uncoolen, die Schwächen haben, die in Problemen gefangen sind, die sich nicht beliebt und anerkannt fühlen. Vor Jesus müssen wir uns nicht verstecken, zu ihm können wir kommen auch mit den Seiten an uns, die wir am liebsten keinem Menschen zeigen, die wir uns sogar selbst nicht gern eingestehen. Und Jesus sieht das alles - und bleibt unser Freund.
An Jesus haben wir nicht nur einen Freund, der anteilnehmend und wohlgesonnen ist, sondern auch einen, der helfen kann, weil in ihm Gottes Kraft steckt. Auch wenn er uns das biologische Sterben nicht erspart, ist er doch mächtiger als der Tod. Deshalb können wir ihm schon jetzt unser Leben anvertrauen und gewiss sein: Wenn wir seine Wege gehen, dann werden wir, vielleicht über schwere Wegstrecken, aber doch an seinem guten Ziel ankommen und am Ende sagen können: „So, wie es war, war es gut.“
So ist Jesus unser guter Freund, er hat ein Herz für uns.
Liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden, deshalb ist es gut, Jesus als Freund zu haben. Und deshalb werdet ihr heute auch gefragt, ob ihr die Freundschaft zu Jesus annehmen wollt.
Nun, was bedeutet das für euren Alltag?
Bei einem guten Freund sollte man sich immer wieder melden. Klar, ein richtig guter Freund macht nicht gleich Druck, wenn man mal nicht jeden Tag auf der Matte steht. Aber ein richtig guter Freund ist auch traurig, wenn man sich gar nicht meldet. Bei Jesus als Freund kann man sich melden, indem man mal in die Kirche geht. Oder in der Bibel liest. Oder sich Zeit nimmt für ein Gebet. Das wünsche ich euch, dass auch ihr ein Herz für Jesus habt und dass die Freundschaft zu ihm immer bestehen bleibt.
Aber noch etwas: Eine gute Freundschaft hat sozusagen Nebenwirkungen. Da wächst noch mehr.
Ich habe Kressesamen dabei, die sind nur das Symbol dafür, dass etwas wächst. Die Freundschaft mit Jesus muss nicht notwendig Kresse hervorbringen. Aber da wächst etwas anderes. Durch die Freundschaft mit Jesus wächst Vertrauen ins Leben, und dadurch die Kraft, ein Herz für andere zu haben, für andere da zu sein und die Freundschaft, die ihr bekommen habt, weiterzugeben. Ich habe das bei euch in der Gruppe eigentlich sehr schön erlebt, wie ihr Freundschaft oder Freundlichkeit weitergegeben habt. Da gab es nie Gezicke in dem Stil „Ich will aber nicht mit dem /ich will aber nicht mit der da“, da habt ihr gut zusammen gearbeitet, da war Teamwork gutes Teamwork. Und ich denke, so kann es im ganzen Leben sein: Wer sich geliebt weiß und gute Freunde an der Seite hat, kann Freundschaft weitergeben, in Form von Freundlichkeit, Wertschätzung, Hilfe, Anteilnahme, Bereitschaft zum Vergeben und Versöhnlichkeit. Kurz, wo Menschen die Freundschaft Jesu weitergeben, da wächst Frieden und Gemeinschaft.
Nun werdet ihr heute gefragt, ob ihr die Freundschaft, die Jesus euch anbietet, annehmt. Ich wünsche euch, dass ihr von Herzen Ja sagt, dass ihn die Nähe und Freundschaft Jesu jeden Tag spürt, und eure Freude daran habt, Freundschaft weitergeben könnt und erleben dürft, wie Frieden und Gemeinschaft wachsen. Und ich wünsche euch, dass ihr mit der Freundschaft Jesu das Leben, was es auch bringen mag, gut bewältigen könnt. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.   

Guter Gott, Jesus ist unser Freund und hilft uns durchs Leben und zu dir. Wir danken dir dafür und bitten dich: Hilf unseren Konfirmandinnen und Konfirmanden und uns allen, dass wir das nie vergessen, sondern in guten wie in schweren Zeiten aus dieser Gewissheit leben. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.