Silvester 2021

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Mt. 13,24-30: 24 Er legte ihnen ein anderes Gleichnis vor und sprach: Das Himmelreich gleicht einem Menschen, der guten Samen auf seinen Acker säte. 25 Als aber die Leute schliefen, kam sein Feind und säte Unkraut zwischen den Weizen und ging davon. 26 Als nun die Halme wuchsen und Frucht brachten, da fand sich auch das Unkraut. 27 Da traten die Knechte des Hausherrn hinzu und sprachen zu ihm: Herr, hast du nicht guten Samen auf deinen Acker gesät? Woher hat er denn das Unkraut? 28 Er sprach zu ihnen: Das hat ein Feind getan. Da sprachen die Knechte: Willst du also, dass wir hingehen und es ausjäten? 29 Er sprach: Nein, auf dass ihr nicht zugleich den Weizen mit ausrauft, wenn ihr das Unkraut ausjätet. 30 Lasst beides miteinander wachsen bis zur Ernte; und um die Erntezeit will ich zu den Schnittern sagen: Sammelt zuerst das Unkraut und bindet es in Bündel, damit man es verbrenne; aber den Weizen sammelt in meine Scheune.

Liebe Gemeinde!
„Was wir 2021 übel nehmen“, so tituliert ein Artikel in der Frankfurter Allgemeinen einen Jahresrückblick, der über 100 größere und kleinere kritische Punkte über das Jahr 2021 enthält. Die Satireshow Extra 3 sagt, 2021 war das beste Jahr, vor allem für das Coronavirus und die Klimakrise.
Und persönlich? Wie war für Sie das Jahr 2021? Die Probleme dieses Jahres lagen wohl für viele wie ein Schatten über dem Leben, und mancher hat ja auch persönliches Leid erlebt. Aber vielleicht hat mancher auch die Erfahrung gemacht, dass wir Dinge, die uns früher selbstverständlich erschienen, jetzt, wo sie es nicht mehr sind, viel mehr schätzen. Da zieht wohl jeder so seine persönliche Bilanz.
Und nun liegt ein neues Jahr vor uns, und wir sind sicher auch gespannt, was es bereithält. Wir alle wünschen uns wohl, dass es gut wird. Und doch hört sich vieles, was da als Zukunftsvision beschrieben wird, nicht gerade ermutigend an, etwa die Äußerungen zum Klimaproblem, zur Versorgungslage oder zu Omikron.
Was hat nun die Geschichte mit dem Unkraut und dem Weizen damit zu tun?
Nun, ebenso wie beim Jahreswechsel geht es auch in dieser Geschichte um Bilanzziehen, wie man es eben bei der Ernte macht, und um den Blick in die Zukunft.
Da werden wir zuallererst aufmerksam gemacht: Es gibt noch eine wichtigere Zukunft als das Jahr 2022, das vor uns liegt, und diese Zukunft sollten wir nicht aus dem Auge verlieren. Gemeint ist das Reich Gottes. Das heißt: Unser Ziel ist eigentlich nicht, ein gutes Jahr 2022 zu verbringen, sondern es geht um ein gelingendes Leben. Und die Hauptsache bei einem gelingenden Leben sind auch nicht Erfolg und Wohlstand auf der Erde, sondern dass wir am Ende bei Gott aufgenommen, in seine Scheune eingefahren werden. Denn dann bekommen wir ein Leben, das besser ist als alles, was das Leben auf der Erde uns bieten kann.
Allerdings wird dazu auch erwartet, dass wir gute Früchte bringen. Aber wie kann das geschehen? Das ist nun das zweite, was an unserer Geschichte auffällt: Da wird von Weizen und Unkraut geredet. Aber der Weizen kann doch gar nichts dafür, dass er guter Weizen ist und Früchte bringt. Und das Unkraut kann nichts dafür, dass es Unkraut ist. Ist es mit uns Menschen ähnlich: Können wir gar nicht bestimmen, ob wir von Gott aufgenommen werden?
Ja und nein. Es stimmt: Auch wir können nichts dafür, wenn wir gute Früchte bringen. Auch wir sind ganz auf Gott und seine Hilfe angewiesen, um Gutes tun zu können. Was uns gelingt, ist Gottes Gabe. Wir sind in dieser Hinsicht darauf angewiesen, nicht selbst zu spekulieren und Vorkehrungen zu treffen, sondern Gott um seinen Geist und seine Hilfe zu bitten und auf Gott zu hoffen.
Aber wir dürfen auch auf Gott hoffen, denn er hat uns auch gezeigt, wie wichtig es ihm ist, dass wir in sein Reich kommen und bei ihm aufgenommen werden: So wichtig, dass er seinen Sohn Jesus Christus für uns gab.  So wichtig, dass er auch seinen Geist sandte, damit wir auf Jesus Christus vertrauen können. So wichtig, dass er zugesagt hat; Wer ihn um seinen Geist bittet, dessen Gebet wird erhört.
Aber: Es ist eben Gottes Entscheidung, ob und wann und wie Menschen gute Früchte bringen. Der Herr überlässt eben nicht seinen Knechten das Jäten des Unkrautes, sondern wartet ab. Das sagt uns: Es ist nicht unsere Aufgabe, vorschnell zu urteilen und selbst zu entscheiden, wer vor Gott die Guten und die Bösen sind. Das ist ja auch nicht immer so leicht zu sagen. Denken wir an Petrus, der Jesus mit Eifer folgte, dann aber Jesus sogar verleugnete und am Ende doch für seinen Glauben starb. Gut und böse, das ist in einem Menschen oft beides vorhanden.  
Und bei alledem ist da der Herr. Er sagt gelassen: Die Ernte wird ganz gewiss eingefahren, auch wenn jetzt im Acker Unkraut wächst. Ein Trost für uns, denn das heißt: Es kommt der Tag, wo das Gute das Böse besiegt, weil Gott sich durchsetzt.
Das Gleichnis erinnert uns: Es gibt eine wichtigere Zukunft als das nächste Jahr, nämlich das was der Evangelist Himmelreich nennt. Um dort hinzukommen, brauchen wir Gottes Hilfe. Wir dürfen uns ihm anvertrauen und sollen nicht vorschnell richten. Was können uns diese Gedanken für das neue Jahr helfen?
Zum Beispiel der Gedanke: Was uns gelingt, ist Gottes Geschenk. Gerade zur Zeit werden uns immer wieder Steine in den Weg gelegt, wir können uns nicht immer das gönnen, was wir gerne möchten. Vermutlich wir alle mussten in diesem Jahr Reisen, Hochzeiten, Besuche oder andere Annehmlichkeiten absagen. Aber uns zu erinnern „Was uns gelingt, ist Gottes Geschenk“, kann uns vielleicht helfen, dass wir uns umso mehr über das freuen, was dennoch ging. Dankbar zu sein auch für den schönen Spaziergang, das Telefonat mit einem lieben Menschen oder ein gutes Essen auf dem Tisch, das tut gut. Denn so finden wir immer wieder Dinge, die uns Freude machen, die uns Kraft geben und von denen wir zehren können.
Oder da ist der Gedanke an die Zukunft, die Gott für uns bereit hält. Dieser Gedanke aus dem Gleichnis kann uns auch zum Trost in schweren Zeiten werden. Denn er erinnert uns: Alles Schwere wird ein Ende haben. Und oft ist es ja die Hoffnung auf das Ziel, die Kraft für den Weg gibt, die etwa einen Prüfling motiviert, fleißig zu lernen oder einen Marathonläufer, die 42 km durchzuhalten. Und auf das gute Ziel dürfen wir hoffen.
Und schließlich kann der Gedanke aus dem Gleichnis, dass Richten nicht unsere Aufgabe ist, uns vielleicht zu mehr Frieden helfen. Gerade zur Zeit werden wir ja manchmal mit Meinungen konfrontiert, die wir nur schwer verstehen können. Der Streit ums Impfen zum Beispiel geht manchmal mitten durch Familien hindurch. Aber es kann gut tun, wenn wir nicht richten, sondern versuchen, aufeinander zuzugehen, einander in unseren Sorgen und Ängsten zu verstehen und zu respektieren. Dann werden andere vielleicht auch eher bereit sein, unsere wichtigen Argumente zu hören oder wir werden vielleicht auch von anderen lernen.  
Es gibt eine wichtigere Zukunft als das nächste Jahr, das was der Evangelist Himmelreich nennt. Um dort hinzukommen, brauchen wir Gottes Hilfe. Wir dürfen uns ihm anvertrauen und sollen nicht vorschnell richten. Gott schenke uns, dass wir auch im neuen Jahr darauf vertrauen, danach leben, ein gesegnetes Jahr haben und einst in seiner guten Zukunft ankommen. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.   

Guter Gott, du bist in unsere Welt gekommen. In Jesus Christus zeigst du uns deine Liebe und Nähe und die Hoffnung auf eine gute Zukunft bei dir. Wir danken dir dafür und bitten dich: Hilf uns, im neuen Jahr deine Liebe weiterzugeben in guten Worten und Taten. Mache uns nicht nur in schönen, sondern auch auf schweren Abschnitten unseres Lebensweges gewiss, dass du uns nahe bist und unsere Wege mitgehst. So sei du bei allen Menschen und segne das neue Jahr für uns alle. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.