Kirchweih 2021

Audio Datei: Kirchweih

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  
 
Ofb. 21,1-5a: 1 Und ich sah einen neuen Himmel und eine neue Erde; denn der erste Himmel und die erste Erde sind vergangen, und das Meer ist nicht mehr. 2 Und ich sah die heilige Stadt, das neue Jerusalem, von Gott aus dem Himmel herabkommen, bereitet wie eine geschmückte Braut für ihren Mann. 3 Und ich hörte eine große Stimme von dem Thron her, die sprach: Siehe da, die Hütte Gottes bei den Menschen! Und er wird bei ihnen wohnen, und sie werden seine Völker sein, und er selbst, Gott mit ihnen, wird ihr Gott sein; 4 und Gott wird abwischen alle Tränen von ihren Augen, und der Tod wird nicht mehr sein, noch Leid noch Geschrei noch Schmerz wird mehr sein; denn das Erste ist vergangen. 5 Und der auf dem Thron saß, sprach: Siehe, ich mache alles neu!

Liebe Gemeinde!
Angsthase, Pfeffernase – diesen Spruch musste ich mir als Kind öfter anhören. Ins Wasser getaucht werden. Auf Bäume oder das Klettergerüst klettern. Unsere Turnlehrerin, die immer im Kasernenhofton sprach und kein Verständnis für unsportlicher Kinder wie mich hatte. Höhen, Abgründe, Krankheiten, das Sterben meiner Eltern. Das und vieles mehr machte mir ernsthaft Angst, und die anderen lachten über meine Ängstlichkeit.
Der Autor der Offenbarung lacht nicht über unsere Ängste. Im Gegenteil, die Offenbarung ist extra als Trostbuch geschrieben für Menschen, die Angst haben, und das mit Grund. Zur Zeit, als die Offenbarung entstand, wurden nämlich Christen auf das Schärfste verfolgt. Sie mussten damit rechnen, ihre Heimat, ihr Eigentum, ihre Freiheit, ihre Gesundheit und sogar ihr Leben zu verlieren. Sie lebten Tag für Tag in der Ungewissheit, was kommen würde, und sie konnten sich denken, dass da nicht nur Schönes auf sie wartete.
Verfolgt werden wir als Christen in unserem Land nicht. Und doch haben wir mit den Menschen aus dieser ganz alten Zeit etwas gemeinsam. Nämlich: Christsein schützt vor Sorgen nicht. Auch uns wird gerade Tag für Tag vor Augen geführt, wie schwer das Leben sein kann. Unsere Art, wie wir in diesem Jahr Kirchweih feiern, nämlich ohne das gemeinsame Essen und Trinken am Griesplatz, ist ein Zeichen dafür, wie sehr Corona als Gefahr unser Leben prägt. Wenn wir keine Coronainfos bekommen, dann behandelt der Liveticker die Flutkatastrophe in Nordrheinwestfalen und die Klimaerwärmung, und im Moment ist das Thema Afghanistan, das uns schmerzlich daran erinnert, wie Menschen sein können.
Aber was noch schlimmer ist: Wir merken, dass wir Menschen der Sache nicht gewachsen sind. Beispiel Corona: Keiner hat so etwas schon einmal erlebt, wir tappen immer wieder im Dunkeln und wissen nicht genau, wie wir am besten reagieren. Beispiel Klimakatastrophe: Eigentlich wissen wir schon seit Jahr und Tag, dass wir die Umwelt viel mehr schonen müssen und vielleicht sogar auf den einen oder anderen Komfort verzichten müssen. Und doch passt unser Verhalten sehr oft nicht zu dieser Erkenntnis.
Oder nehmen wir das Beispiel Krieg und Kampf: Wir alle wissen, dass das nicht gut ist und uns in der Regel das Leben nur umso schwerer macht. Und doch ist Friede oft so schwer, man will unbedingt Recht haben oder sich durchsetzen.
Wir Menschen können aus eigener Kraft die Welt nicht retten; manchmal fehlt es uns an Wissen, manchmal schaffen wir es nicht, das Gute zu tun, was angemessen wäre, obwohl wir wüssten, was zu tun wäre. Eigentlich kein Wunder, wenn wir manchmal Angst haben. Und solche Angst ist auch wirklich nicht mehr lächerlich.
Und trotzdem: Wir dürfen heute Kirchweih feiern. Wir dürfen uns freuen, dass wir zur Kirche Jesu Christi dazugehören. Denn wer zu Jesus Christus gehört, hat eine Hoffnung, die über diese Welt hinausgeht. Wir haben, mitten in aller Angst, eine Hoffnung, die sich nicht auf uns unzulängliche Menschen stützt, sondern auf Jesus Christus.
Unsere Hoffnung ist kein Wunschtraum, wie so manche menschliche angebliche Problemlösung. Sondern für unsere Hoffnung gibt es einen festen Grund: Jesus Christus, der zu uns auf die Erde kam, der für uns starb und auferstand. Das sagt uns: Die Rettung der Welt hängt nicht an uns und unseren Fähigkeiten. Sie wird uns von Gott geschenkt.
Deshalb dürfen wir auf das wunderbare Ziel hoffen, das uns die Offenbarung schildert: ein Leben, wo alles gut ist.
Kirchweih erinnert uns also: Mitten in allen Sorgen, mitten in allen Ängsten und Problemen sind wir Gemeinde Jesu Christi und damit Menschen, die nie die Hoffnung verlieren müssen. Ja, es wird wird in unserem Leben noch Tränen geben, aber am Ende wird Gott bei uns sein, und sie abwischen. Ja, es wird wohl noch Leid und Schmerz in unseren Leben geben, aber Gott wird dem allem ein Ende bereiten. Ja, noch leben wir in einer Welt, wo es Krieg und Kampf und menschliches Versagen gibt und wo Gottes Wille zu oft nicht getan wird. Aber wir werden in der Stadt Gottes leben. Gott wird unser Nachbar sein und der, der das Leben prägt, und so wird alles gut sein. Alles wird neu und gut werden. Gott selbst wird die Welt retten, in dem er sie neu erschafft. Wer auf Jesus Christus vertraut, der kann auch diese Hoffnung haben.
Das kann helfen, uns unserer Angst zu stellen. Wie kann das aussehen?
Wir dürfen hoffen, dass Gott die Welt rettet und dass unsere Zukunft gut ist. Wir können also der Angst ins Gesicht sehen und sie uns bei Gott von der Seele reden. Das kann uns genug Mut geben, mit der Angst gut umzugehen.
Zum Beispiel indem wir etwas, was uns bedrohlich erscheint, genau durchdenken und überlegen, was wirklich eine Bedrohung ist. Dann werden wir vielleicht eine bissige Person (wie damals meine Sportlehrerin) nicht allzu ernst nehmen. Aber Dinge wie die Klimasituation oder Corona schon.
Wir werden uns auf unsere Fähigkeiten und Möglichkeiten besinnen, etwa unser Wissen um gewisse Situationen, unsere finanziellen Mittel, um etwas zu schützen, oder auf Strategien, die wir in kritischen Situationen schon einmal erfolgreich eingesetzt haben.
Und wenn wir so schon manches sortiert haben, gibt uns das Kraft, dass wir uns unermüdlich um gesunde Vorsicht bemühen, in Sachen Corona eben um Dinge wie Abstand, Masken und Impfungen, um möglichste wenige zu gefährden. Oder in Sachen Klima um Energiesparen, Müllvermeidung und saisonales, regionales Essen.
Vielleicht klappt es nicht jeden Tag. Vielleicht machen wir Fehler. Aber weil wir auf Jesus Christus hoffen dürfen und nicht nur auf uns selbst angewiesen sind, dürfen wir unermüdlich neu versuchen, den besten Weg zu finden oder, wo nötig, gegen unseren inneren Schweinehund anzukämpfen.
Wir dürfen, mitten in aller Angst, Kirchweih feiern. Wir dürfen feiern, dass wir Kirche sind, zu Jesus Christus gehören und auf eine gute Zukunft hoffen dürfen. Gott schenke uns, dass wir im Vertrauen auf Jesus Christus und auf die gute Zukunft, die er schenkt, in Zuversicht uns bemühen, das Gute, das Jesus Christus entspricht, im Leben umzusetzen. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Guter Gott, wir dürfen deine Kirche sein. Wir dürfen zu Jesus Christus gehören und auf deine Begleitung und Liebe hoffen, in diesem Leben und darüber hinaus. Hilf, dass uns das Mut gibt für alle Zeiten unseres Lebens. Hilf uns, im Vertrauen auf dich immer wieder die richtige Mitte zu finden zwischen Leichtsinn und übertriebener Sorge. Hilf uns, im Vertrauen auf dich unermüdlich den Weg zu suchen, den du uns als Christen führen willst. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen