Quinquagesimae

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Mk. 8,31-38: 31 Und er fing an, sie zu lehren: Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. 32 Und er redete das Wort frei und offen. Und Petrus nahm ihn beiseite und fing an, ihm zu wehren. 33 Er aber wandte sich um, sah seine Jünger an und bedrohte Petrus und sprach: Geh hinter mich, du Satan! Denn du meinst nicht, was göttlich, sondern was menschlich ist. 34 Und er rief zu sich das Volk samt seinen Jüngern und sprach zu ihnen: Will mir jemand nachfolgen, der verleugne sich selbst und nehme sein Kreuz auf sich und folge mir nach. 35 Denn wer sein Leben behalten will, der wird's verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird's behalten. 36 Denn was hilft es dem Menschen, die ganze Welt zu gewinnen und Schaden zu nehmen an seiner Seele? 37 Denn was kann der Mensch geben, womit er seine Seele auslöse? 38 Wer sich aber meiner und meiner Worte schämt unter diesem ehebrecherischen und sündigen Geschlecht, dessen wird sich auch der Menschensohn schämen, wenn er kommen wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

Liebe Gemeinde!
„Nein, davon will ich gar nichts hören. Das kann, das darf einfach nicht wahr sein! Das muss doch irgendwie anders laufen!“ Wie oft haben Sie sich das in letzter Zeit gedacht, wenn Sie Nachrichten gehört haben? Ich habe es mir sehr oft gedacht und kann mir vorstellen, dass ich damit nicht allein bin. Das ist ja auch kein Wunder, jetzt, wo zu den ständigen Coronanachrichten auch noch der Krieg in der Ukraine kommt, der für uns auch höchst bedrohlich ist.
„Nein, davon will ich gar nichts hören. Das kann, das darf einfach nicht wahr sein! Das muss doch irgendwie anders laufen!“ So hat es auch Petrus gesagt, als Jesus von seinem Sterben sprach. Und tatsächlich kann ich mir vorstellen, dass für Petrus das Sterben Jesu sozusagen der Supergau wäre – alles, wofür er gelebt hat, dahin, nichts mehr zu hoffen.
Eigentlich begreiflich. umso erstaunlicher, dass Jesus so anders reagiert und sogar den Satan ins Spiel bringt. Aber Jesus hat seinen Grund: Gottes Plan ist ein anderer. Einer, der für Jesus einen schweren Weg bedeutet. Und wer Jesus von diesem Plan abhalten will, der ist ein Versucher.
Aber Jesus beschränkt sich nicht aufs Abwehren. Sondern er ruft die Menschen zusammen und zeigt ihnen einen anderen Weg. „Wer sein Leben behalten will, der wird’s verlieren; und wer sein Leben verliert um meinetwillen und um des Evangeliums willen, der wird’s behalten.“
Ein erschreckender Satz. Das spricht doch genau gegen unsere menschlichen Instinkte. Wir möchten doch unser Leben lieber erhalten oder ausbauen und ausdehnen. Aber was ist eigentlich das Problem dabei, wenn wir in Ruhe und Sicherheit leben wollen? Was ist schlimm daran, wenn wir gut verdienen und Karriere machen möchten? Was ist das Problem, wenn wir ordentlich wohnen und mit unserer Familie glücklich sein möchten? Was ist, wenn wir uns Dinge wünschen wie Hobbys, Spaß und Feiern?  Warum ist es schlimm, wenn wir beliebt sein und Freunde haben wollen? Was ist daran auszusetzen, wenn wir stolz sein wollen auf das, was wir geschafft haben und unseren technischen Erkenntnissen vertrauen wollen?
Nun, das Problem ist, wenn wir an unserem Leben und dem, was wir darin wichtig finden, festhalten wollen und dabei übersehen, dass wir an Gottes Plan und Willen vorbei leben.
Nun, vielleicht kann man gerade in Zeiten der Krisen und Ängste, wie wir sie jetzt gerade erleben, merken, was diese Haltung für Probleme birgt.  
Wer ängstlich um sein Leben kämpft, der ist immer in der Versuchung, auch unlautere Mittel anzuwenden. Manche hamstern dann Toilettenpapier. Andere vergreifen sich im Ton, wenn es nicht genau so läuft, wie sie wollen. Andere streuen Fake- News, gefälschte Nachrichten, die ihre Meinung zu bestätigen scheinen. Wieder andere werden sogar gewalttätig, weil sie nur daran denken, dass sie ihr leben leben wollen und sich ihnen nichts in den Weg stellen soll.
Vielleicht ist ja zur Zeit das extremste Beispiel für so eine Haltung der russische Staatspräsident Putin, der, um das zu erreichen, was in seinen Augen für ihn und sein Volk ein gutes Leben ist, nicht einmal vor Krieg zurückschreckt.
An unserem Leben festhalten statt am Evangelium, das können wir schon jetzt problematisch erleben, und so verfehlen wir auch das Ziel, das Jesus Christus uns verspricht, das wahre Leben. Aber wie sollen wir dann leben?
Jesus will uns nicht das Leben verbieten, auch nicht grundsätzlich das Planen und das Anstreben von Lebensglück. Aber er will, dass wir uns nicht von unseren Lebensplänen leiten lassen, sondern von Jesus Christus und dem Evangelium: „Kämpft nicht um das, was ihr für Leben haltet. Vertraut dem Evangelium und folgt mir, dann werdet ihr das wirklich gute Leben bekommen.“  Das ändert vielleicht gerade in Krisen- und Angstzeiten einiges an unserer Art, zu reden und zu handeln.
Wenn uns Jesus Christus und das Evangelium wichtig sind, dann werden wir nicht nur schauen, dass wir unser eigenes Schäfchen ins Trockene bringen, sondern werden die Bedürfnisse der anderen wahrnehmen und ernst nehmen. Dann werden wir bemüht sein, andere nicht zu schädigen oder zu verletzen, wir werden uns aber auf die Seite der Wahrheit stellen und für Benachteiligte eintreten. Und das ist die Haltung, aus der Friede erwachsen kann.
Aber noch mehr: Jesus Christus und das Evangelium können uns auch zu Trost und Hilfe in der Angst werden. Wenn wir nur auf uns und unsere Lebenspläne vertrauen, dann kommen wir irgendwann an die Grenze. Manchmal erreichen wir vielleicht nicht, was wir uns wünschen oder erträumen. Manchmal machen uns Krankheiten oder andere Probleme einen Strich durch die Rechnung. Und selbst wenn alles im Leben immer wunderbar wäre, so ist es doch vergänglich. Aber wer aus dem Evangelium lebt, der kann und darf auch das ernst nehmen, was Jesus angesagt hat und was inzwischen eingetroffen ist:  Der Menschensohn muss viel leiden und verworfen werden von den Ältesten und den Hohenpriestern und den Schriftgelehrten und getötet werden und nach drei Tagen auferstehen. Ja, der Tod ist da. Aber da gibt es auch die Auferstehung und damit die Hoffnung, dass mit dem Tod nicht alles aus ist. Wir dürfen vertrauen: Eines Tages wird uns aus aller Not geholfen sein. Entweder nach Gottes Plan hier in der Welt. Oder am Ende in der Ewigkeit, wo alle Lasten des Lebens auf der Erde ein Ende haben. Wir dürfen vertrauen, wie es in einem Lied heißt: 1. Du kannst nicht tiefer fallen als nur in Gottes Hand, die er zum Heil uns allen barmherzig ausgespannt. 2. Es münden alle Pfade durch Schicksal, Schuld und Tod doch ein in Gottes Gnade trotz aller unsrer Not. 3. Wir sind von Gott umgeben auch hier in Raum und Zeit und werden in ihm leben und sein in Ewigkeit.
Deshalb ruft uns Jesus in seine Nachfolge. Er schenke uns seinen Geist, damit wir ihm nachfolgen, mit seiner Hilfe das Leben bewältigen und an seinem guten Ziel ankommen. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Aus gegebenem Anlass lade ich Sie ein, heute ein Friedensgebet für die Ukraine zu beten.

Wir bitten dich, unser Gott, um Frieden zwischen Russland und der Ukraine. Mache der Aggression an der Grenze und dem Blutvergießen im Donbass ein Ende. Besonders bitten wir dich für unsere evangelische Partnerkirche in der Ukraine und ihre Schwesterkirche in Russland. Tröste und stärke sie durch deine Friedensbotschaft, dass sie das Böse mit Gutem überwinden können. Lass sie dein Licht bringen in der Dunkelheit der Völker, damit Hass und Angst aufhören. Höre ihre Bitten und lass dein Wort der Versöhnung durch sie hörbar werden. Ich bringe vor dich, was mich ganz persönlich bewegt : … Herr, erbarme dich. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen