Letzter Sonntag nach Epiphanias

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Liebe Gemeinde!
In einem Lied von Annett Louisan heißt es:  Meine Freundin Eve ist aktiv/ Denkt immer positiv/ Kennt kein Stimmungstief/ Ihr Freund Steve ist sportiv/ Sie ist porentief/ Rein und attraktiv/ Sie ist kreativ, dekorativ/ Sensitiv, sie lebt intensiv. Für die Art, wie mich das ankotzt/ Gibt's kein Adjektiv/ Seh' ich Eve, sag ich: "na, Eve..."/ Treff' ich Eve, sag ich: "na, Eve..." / Doch bei Eve/ Geht nie 'was schief/ Sie ist sehr kommunikativ/ Überzeugt argumentativ/ Instinktiv/ Meistert Eve/ Spielend den Beruf/ Und den Alltagsmief/ Sie ist progressiv, alternativ/ Innovativ, sehr impulsiv/ Geschickt und effektiv. /Ich hasse sie abgrundtief/ Seh' ich Eve, sag ich: "na, Eve..."/ Treff' ich Eve, sag ich: "na, Eve..."/ Wär' ich Eve, hätt' ich Steve/ Mein Leben wär' erfüllt/ Und nicht so primitiv/ Wäre, würde, rein fiktiv/ Was wär', wenn's für mich besser lief/ Vollkommen bin ich leider nur/ Im Konjunktiv/ Seh' ich Eve, macht mich das aggressiv/ Treff' ich Eve, wechsle ich die Straßenseite/ Und zwar demonstrativ.
Ja, es gibt Menschen, die sind so perfekt, dass sie uns einfach zu viel sind, weil wir uns in ihrer Gegenwart so klein vorkommen. Wer das schon einmal erlebt hat, kann sich bestimmt in die Israeliten hineinversetzen und in das, was sie laut unserem heutigen Predigtabschnitt erlebten. Wir hören 2. Mose 34,29-35: 29 Als nun Mose vom Berge Sinai herabstieg, hatte er die zwei Tafeln des Gesetzes in seiner Hand und wusste nicht, dass die Haut seines Angesichts glänzte, weil er mit Gott geredet hatte. 30 Als aber Aaron und alle Israeliten sahen, dass die Haut seines Angesichts glänzte, fürchteten sie sich, ihm zu nahen. 31 Da rief sie Mose, und sie wandten sich wieder zu ihm, Aaron und alle Obersten der Gemeinde, und er redete mit ihnen. 32 Danach nahten sich ihm auch alle Israeliten. Und er gebot ihnen alles, was der HERR mit ihm geredet hatte auf dem Berge Sinai. 33 Und als er dies alles mit ihnen geredet hatte, legte er eine Decke auf sein Angesicht. 34 Und wenn er hineinging vor den HERRN, mit ihm zu reden, tat er die Decke ab, bis er wieder herausging. Und wenn er herauskam und zu den Israeliten redete, was ihm geboten war, 35 sahen die Israeliten, wie die Haut seines Angesichts glänzte. Dann tat er die Decke auf sein Angesicht, bis er wieder hineinging, mit ihm zu reden.
Liebe Gemeinde, auch die Israeliten haben also ein Problem, weil sie den Abglanz von Gottes Herrlichkeit und Vollkommenheit auf dem Gesicht des Mose sehen. Sie trauen sich nicht mehr zu Mose hin.
Aber einiges ist bei Mose doch anders als bei Eve. Eve ist eine geschickte Selbstdarstellerin. Mose ist da ganz anders. Ihm ist, als er von der Begegnung mit Gott kommt, gar nicht bewusst, dass er den Abglanz Gottes auf dem Gesicht trägt. Als er es aber an der Reaktion der Menschen merkt, will er nicht etwa damit glänzen und angeben und sich in göttliche Sphären zurückziehen, sondern er zieht sich eine Decke über den Kopf, damit er mit den Menschen reden kann.
Noch etwas: Mose bringt dem Volk nicht nur einen Blick auf Gottes Herrlichkeit, sondern er bringt ihnen auch Gottes Wort mit. Beides ist wichtig. Käme Mose nur mit Gottes Abglanz auf dem Gesicht, dann würde man denken, es geht darum, ihn als etwas Besonderes darzustellen. Aber Mose kommt mit Gottes Wort. Durch ihn redet Gott zu den Menschen. Und Gottes Wort, das zeigt der Abglanz seiner Herrlichkeit auf dem Gesicht des Mose, Gottes Wort ist mehr als ein Gesetz. In ihm steckt die Verheißung: Wir Menschen dürfen unter Gottes Geleit einen guten Lebensweg gehen und ein gutes Ziel haben.
Was hat diese Geschichte aber mit uns Christen heute zu tun?
Zunächst: Genau so ist die Geschichte Gottes mit den Menschen weitergegangen. Gott lässt uns Menschen sein Wort hören und ein Stück von seiner Herrlichkeit sehen, damit wir erfahren: Mit Gott zu leben, bedeutet, unter seinem Geleit einen guten Lebensweg zu gehen und ein gutes Ziel zu haben.
Einige Jünger Jesu hatten ein solches Erlebnis auch, unser Evangelium berichtet davon. Sie gehen mit Jesus auf einen Berg, und plötzlich sehen sie Jesus ganz hell und glänzend, und er spricht mit Mose und Elia. Wie diese beiden ist Jesus Gott besonders nahe. Dann sagt auch noch Gottes Stimme: „Dies ist mein geliebter Sohn, an dem ich Wohlgefallen habe!“ Die Jünger spüren: Ach, das wäre schön, hier in Ruhe mit Jesus zu sein und sich im Abglanz der göttlichen Herrlichkeit zu sonnen. Aber ihr Weg führt wieder vom Berg hinunter, hinein in den Alltag.
Und so kann und soll es auch in unserem Leben sein. Wie kann das aussehen?
Manchmal bekommen auch wir sie geschenkt, diese Momente, wo wir etwas von Gottes Herrlichkeit spüren. Jeder hat da so seine eigenen Momente. Ich erinnere mich zum Beispiel an Momente, wo ich Musik hörte und dabei etwas von Gottes Herrlichkeit gespürt habe. Ich erinnere mich an einen Ausflug, bei dem ich mit anderen auf einen Alpengipfel fuhr. Nachdem wir dort noch ein wenig gegangen waren, schauten wir das Alpenmassiv an. Berge über Berge und ganz klein unten eine Stadt, und mir wurde bewusst, was Gott da Großartiges, Wunderbares geschaffen hatte. Ich erinnere mich an Momente, wo mir jemand genau das richtige geistliche Wort gesagt hat und ich spürte: Gottes Herrlichkeit ist mitten unter uns. Ich erinnere mich an Tage, wo ich eher müde und erschöpft meinen Dienst in der Förderstätte antrat. Und dann traf ich auf Beschäftigte, die trotz ihres Handicaps Fröhlichkeit und kindlichen Glauben ausstrahlen. Und die Mitarbeitenden meistern den Alltag, auch wenn er mal Vertretungen und viel Dokumentation enthält oder wenn Beschäftigte mal schlechte Tage haben, fröhlich, herzlich und zugewandt. Und ich ging nach so einem Dienst dann selbst beschenkt und neu gestärkt hinaus – wieder ein Stück von der Herrlichkeit Gottes gespürt, und zwar bei Menschen, die das genaue Gegenteil von der Selbstdarstellerin Eve sind, nämlich aufrichtig und freundlich. Vielleicht kennen auch Sie diese Momente, wo sie denken: „Ja, jetzt spüre ich etwas von der Herrlichkeit Gottes, jetzt ist es gut, so könnte es bleiben.“ So etwas ist schön und eine wunderbare Stärkung für den Glauben. Aber es sind Momentaufnahmen, geschenkt vom heiligen Geist, und danach wartet wieder unser Alltag mit all seinen Herausforderungen.
Aber auch in diesem Alltag lässt Gott uns nicht allein. Auch wenn er uns nicht zu jedem Moment seine Herrlichkeit spüren lässt, ist da sein Wort. Es erinnert uns immer wieder an die Verheißung Gottes, dass wir mit ihm einen guten Weg gehen und ein gutes Ziel haben können. Und es enthält immer wieder guten Rat für den Alltag. Man denke nur an die Sprichwörter, die die Bibel hervorgebracht hat wie „Lass die Sonne nicht über deinem Zorn untergehen“ oder „Hochmut kommt vor dem Fall“ oder „Wer ohne Sünde ist, werfe den ersten Stein!“. Alles guter Rat für den Alltag, und viele von uns haben solche Sprüche vielleicht von ihren Eltern oder Großeltern zu Recht immer wieder gesagt bekommen.
Gott schenkt uns also Momente, in denen wir etwas von seiner Herrlichkeit spüren, und er geleitet uns mit seinem Wort durch den Alltag mit seinen Höhen und Tiefen. Und was das Beste ist. Das Wort ist Fleisch geworden. Da wo es uns nicht gelingt, uns an Gottes Wort zuhalten, da springt Jesus Christus für uns ein als Helfer und Erlöser. Mit Gott dürfen wir also wirklich einen guten Weg gehen und ein gutes Ziel haben. Dazu schenke er uns tag für Tag seinen Geist. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.   
Guter Gott, wir danken dir für alle Momente, in denen wir deine Herrlichkeit spüren, für allen Trost und alle Wegweisung durch dein Wort und für Jesus Christus und seine Liebe. Hilf, dass uns das im Vertrauen auf dich stärkt und uns in guten und schlechten Zeiten Kraft und Zuversicht gibt. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und