2. Sonntag nach Epiphanias

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

1. Kor. 2,1-10: 1 Auch ich, meine Brüder und Schwestern, als ich zu euch kam, kam ich nicht mit hohen Worten oder hoher Weisheit, euch das Geheimnis Gottes zu predigen. 2 Denn ich hielt es für richtig, unter euch nichts zu wissen als allein Jesus Christus, ihn, den Gekreuzigten. 3 Und ich war bei euch in Schwachheit und in Furcht und mit großem Zittern; 4 und mein Wort und meine Predigt geschahen nicht mit überredenden Worten der Weisheit, sondern im Erweis des Geistes und der Kraft, 5 auf dass euer Glaube nicht stehe auf Menschenweisheit, sondern auf Gottes Kraft. 6 Von Weisheit reden wir aber unter den Vollkommenen; doch nicht von einer Weisheit dieser Welt, auch nicht der Herrscher dieser Welt, die vergehen. 7 Sondern wir reden von der Weisheit Gottes, die im Geheimnis verborgen ist, die Gott vorherbestimmt hat vor aller Zeit zu unserer Herrlichkeit, 8 die keiner von den Herrschern dieser Welt erkannt hat; denn wenn sie die erkannt hätten, hätten sie den Herrn der Herrlichkeit nicht gekreuzigt. 9 Sondern wir reden, wie geschrieben steht (Jesaja 64,3): »Was kein Auge gesehen hat und kein Ohr gehört hat und in keines Menschen Herz gekommen ist, was Gott bereitet hat denen, die ihn lieben.« 10 Uns aber hat es Gott offenbart durch den Geist; denn der Geist erforscht alle Dinge, auch die Tiefen Gottes.

Liebe Gemeinde!
Schwachheit, Furcht, großes Zittern – so stand Paulus damals vor seiner Gemeinde in Korinth. Und das war mehr als das übliche Lampenfieber vor einem öffentlichen Auftritt. Es lag an der Botschaft, die er verkündete. Er ahnte, dass es da Kritik und Widerspruch geben konnte.
Uns kann es ähnlich gehen, wenn wir mit Menschen über unseren Glauben reden. Da gibt es zum Beispiel gewisse Standardfragen, die uns logisch aushebeln: „Wenn Gott ein guter Gott ist und dazu allmächtig, warum gibt es dann so viel Leid in der Welt? Woher weiß man, dass es Gott gibt, wenn man ihn noch nie gesehen hat? Wieso hat sich Gott nicht einen eindeutigeren Weg als die Kreuzigung Jesu ausgesucht, um uns von seiner Bedeutung zu überzeugen?“ Manchmal werden sie von außen an uns herangetragen, und manchmal stellen wir sie uns vielleicht sogar selbst.
Ja, die Predigt vom gekreuzigten Jesus entzieht sich unserer menschlichen Logik und Weisheit. Nicht umsonst gab es schon in der Antike Spottbilder, die den Gekreuzigten mit einem Eselskopf zeigen. Was ist der Grund, an Jesus Christus festzuhalten, der sich so unserer Logik entzieht?
Zum Beispiel der, dass auch unsere menschliche Logik und Weisheit schnell an die Grenzen kommt.
Es gibt ja so typische Dinge: „Ist doch logisch, wer mehr leistet, verdient auch mehr Geld!“ Aber wie will man das wirklich vergleichen? Leistet, für seine persönlichen Verhältnisse, ein Mensch mit geistiger Behinderung, der halbtags in einer Werkstatt für Menschen mit Behinderung Tablettenblister in Schachteln packt, für seine Verhältnisse und Voraussetzungen mehr als ein Professor, der an der Universität lehrt und an Dingen forscht, die ihn interessieren? Ist es denn unser Verdienst, wenn wir vielleicht mehr Fähigkeiten oder Bildung mitbekommen haben als ein anderer?
Eine andere typisch menschliche Logik ist: „Man muss seine Lebenszeit nutzen, so gut es geht.“ Eine Logik, mit der man es schwer haben kann. Denn immer wieder müssen wir uns zwischen Möglichkeiten entscheiden, die einander ausschließen, und immer wieder kann das mit Zweifeln einhergehen, ob wir das Richtige tun oder manchmal sogar mit der Erkenntnis, dass wir das Falsche getan haben. Oder die Erkenntnis: Alles, was wir an Gutem errungen haben, ist dennoch vergänglich.
Oder eine andere Logik ist: „Ich glaube nur, was ich sehe.“ Eigentlich ist, wer so denkt, arm, denn er hat es sehr schwer, Beziehungen zu gründen und Freundschaften zu schließen. Denn Liebe und Zuverlässigkeit sieht man nicht unbedingt auf den ersten Blick. Sie sind für die Augen unsichtbar, man kann sie auch nicht mit einem Messgerät oder einer chemischen Analyse erfassen, sondern man muss sie fühlen und darauf vertrauen. Freundschaft ist, gerade im Anfangsstadium, auch Vertrauen auf etwas Unsichtbares.
Wir sehen: Unsere menschliche Weisheit und Logik ist auch nicht unbegrenzt. Vielleicht tut uns eine andere Perspektive gut.
Paulus musste allerdings, um dem Gekreuzigten zu vertrauen, auch erst ein heftiges Erlebnis haben. Es wird ja in der Bibel erzählt, dass seine Bekehrung mit einem Sturz vom Pferd, einer Vision und tagelanger Blindheit einherging. Erst dann erkannte er staunend: Auf den Gekreuzigten zu vertrauen und seinen Namen zu verkündigen, ist meine Berufung, meine Lebensaufgabe.
Ja, so ist es leider mit Gott und seiner Weisheit: Sie sind für menschliche Kraft unverfügbar. Aber vielleicht klingt sie für uns verlockend, diese Weisheit, die nicht mit der Logik der Welt rechnet,sondern uns sagt: Nicht unsere Leistung ist das Entscheidende, sondern Gottes Barmherzigkeit. Nicht, was wir im Leben erringen und bekommen, macht den Sinn des Lebens aus, sondern Gottes gutes Ziel. Nicht nur das Sichtbare ist wirklich, sondern auch Gottes unendliche Liebe zu uns.
Wenn uns diese unverfügbare Weisheit verlockt, was kann uns dann helfen, darauf zu vertrauen und aus dem Glauben an Jesus Christus zu leben?
Paulus benennt den Helfer: Gott offenbart seine Weisheit durch seinen heiligen Geist. Er ist es, der uns zum Glauben hilft. Wir können das nicht erzwingen, aber wir dürfen es erbitten. Und wir dürfen vertrauen, dass Gott dieses Gebet auch erhört. Wie kann das aussehen?
Vielleicht, indem wir in Durststrecken des Glaubens auch ohne großartige geistliche Erlebnisse die Ausdauer bekommen, uns immer wieder Jesus Christus zuzuwenden und nach ihm zu suchen und zu fragen.
Manchmal schenkt uns Gottes Geist vielleicht auch, dass wir staunend erkennen: Ja, Jesus Christus ist für uns da – weil wir in einer Gefahr errettet werden, weil wir rührende Gnade und Freundschaft spüren, weil wir gerade das Wort hören oder lesen,das wir heute brauchen.
Und der Geist Gottes leitet uns auch auf dem Weg, damit wir bei Gott ankommen und dann auch die Weisheit von Jesus Christus verstehen dürfen und sage dürfen: „Ja, es ist gut, alles hatte seinen Sinn.“
Und so schenke Gott uns seinen Geist, damit wir etwas von seiner Weisheit erfassen und im Vertrauen auf den Gekreuzigten leben können. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.   

Dreieiniger Gott, du bist größer als alles, was wir verstehen können. Wir bitten dich um deinen Geist, dass wir dir vertrauen und deine Wege gehen. Lass uns alle Tage deine Nähe, Hilfe und Liebe spüren, segne und leite uns auf allen unseren Wegen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und