1. Advent

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Ps. 24, 7-10: 7 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch, dass der König der Ehre einziehe! 8 Wer ist der König der Ehre?  Es ist der HERR, stark und mächtig, der HERR, mächtig im Streit. 9 Machet die Tore weit und die Türen in der Welt hoch,  dass der König der Ehre einziehe! 10 Wer ist der König der Ehre? Es ist der HERR Zebaoth; er ist der König der Ehre.

Liebe Gemeinde!
Laute Geräusche drangen aus dem Kinderzimmer der Familie Schnubel. „Nanu“, dachte die Mutter, „streiten sich die beiden etwa?“ Und tatsächlich: Ronny und Paula zerrten mit wütenden Gesichtern an der Schaukel herum, die der Vater mit Ringen an der Decke festgemacht hatte. „Ich war zuerst drauf“, kreischte Ronny. „Ich will aber auch mal“, schrie Paula. „Aber ich war doch zuerst drauf“, rief Ronny. „Aber Mama hat gesagt, wir sollen uns abwechseln:“ Die Mutter schritt ein: „Wie lange warst du denn drauf, Ronny?“ „Nur eine Minute“, rief Ronny, und gleichzeitig schrie Paula: „Schon eine halbe Stunde!“ „Passt mal auf“, sagte die Mutter, „ihr bekommt den Kurzzeitwecker aus der Küche. Da stellt ihr immer 10 Minuten ein, und wenn der Wecker klingelt, wird gewechselt.“ „Dann fange ich aber an“, schrie Paula. „Nein, ich“, brüllte Ronny. Und schon lagen sie sich in den Haaren. Da reichte es der Mutter. Sie rief: „Dann schaukelt eben keiner!“ Und mit wenigen Griffen montierte sie das Sitzbrett der Schaukel ab und nahm es an sich. „Du bist ungerecht“, schrie Ronny, „immer hältst du zu Paula. Was kann denn ich dafür, dass sie so langsam ist?“ Und Paula schrie: „Du bist ungerecht, Mami, nie hältst du zu mir. Nur weil Ronny stärker ist, setzt er sich immer durch!“ Die Mutter ging mit dem Sitzbrett hinaus. Sie ging ins Wohnzimmer. Dort sah sich der Vater die Nachrichten an. „Schrecklich, diese Politiker“, schimpfte er, „da, wo es Demokratie gibt, streiten und diskutieren sie nur. Impfpflicht oder nicht? Lockdown oder nicht? Absagen oder durchführen? Was ist wichtiger, die Freiheit und Verantwortung des Einzelnen oder der Schutz der Gesellschaft? Man weiß ja gar nicht mehr, was man denken soll. Aber da, wo es keine Demokratie gibt, herrscht oft sowieso das blanke Unrecht.“ „Es ist aber auch nicht leicht, zu entscheiden, was gerecht ist“, meinte die Mutter und erzählte ihr Erlebnis mit den Kindern. Der Vater seufzte tief. „Du hast ja Recht“, meinte er, „wir bräuchten halt so etwas wie einen König der ganzen Welt, der alles richtig macht.“ Die Mutter ließ sich erschöpft aufs Sofa fallen, dann griff sie die Streichholzschachtel und zündete eine Kerze am Adventskranz an. Erschöpft schaute sie in die Kerze.
Liebe Gemeinde! Kennen Sie diese Erschöpfung auch? Gerade im Advent sind viele dünnhäutiger und gereizter. Und Corona macht die Lage nicht besser. Sachen, auf die wir uns gefreut haben, müssen ausfallen, ständig müssen wir umplanen, auf nichts können wir uns verlassen. Und Advent mit Maske macht auch weniger Spaß als früher. Manchmal können wir die Nachrichten gar nicht mehr hören, und so manches Politgekungel wie 'Die Grünen streiten sich, wer Agrarminister wird' oder 'Scholz hat in seinem Kabinett offenbar keinen Platz für einen Gesundheitsminister Lauterbach' ist schwer zu ertragen, wenn wir alle spüren, dass es doch eine schwierigere Krise zu bewältigen gilt. Das sind dann die Zeiten, wo auch wir selbst leicht mal ungerecht werden. Ob es um Streit im Kinderzimmer geht, um Streit in der Ehe, um unfreundlichen Umgang mit Verkäufern, Ärzten oder Mitarbeitenden in Impfzentren, manchmal platzt uns vielleicht der Kragen. Aber damit machen wir uns das Leben nicht leichter. Wer hat schon Freude an Streitereien, wenn wir doch genug mit so manchen Sorgen und Problemen zu tun haben? Vielleicht hätten wir auch das Bedürfnis nach einem guten König, der endlich mal die Welt und damit auch unser Leben in Ordnung bringt.
Aber das ist ja das Schöne am Advent. Er erinnert uns nämlich: Dieser König, Jesus Christus ist schon zu uns gekommen. Er will auch heute in unserem Leben dabei sein, und er wird wieder kommen, und dann wird es wirklich so gut und friedlich, wie wir uns das wünschen. Schauen wir doch einmal, was Familie Schnubel noch erlebte.
Als Herr und Frau Schnubel so erschöpft im Zimmer saßen, kam aus dem Fernseher das Lied: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ „Das ist es“, rief die Mutter auf einmal laut. So laut, dass auch die Kinder neugierig ins Wohnzimmer kamen. „Was ist los?“, wollten sie wissen. „Setzt euch hin, dann erzähle ich euch, was ich meine“, sagte die Mutter. Und sie begann: „Ihr habt doch gesagt, ich bin ungerecht.“ Ronny und Paula nickten. Das hatten sie in ihrem Ärger gesagt, auch wenn es ihnen jetzt ein bisschen peinlich war. „Ihr habt Recht“, sagte die Mutter, „es ist nicht leicht, gerecht zu sein. Jeder findet etwas anderes gerecht. Aber es gibt einen König, der wirklich gerecht ist und alles gut macht. Das ist Jesus Christus. Und gerade haben wir das Lied gehört: 'Macht hoch die Tür'. Wir sollen ihm die Türe öffnen.“ Ronny und Paula wollten losstürmen, um die Türe aufzureißen, aber die Mutter hielt sie zurück: „Am besten öffnen wir Jesus Christus die Tür, wenn wir an ihn denken und versuchen, zu tun, was er will.“ „Da hätte ich eine Menge Ideen“, schaltete sich der Vater ein. Da sprudelten Ronny und Paula auch schon los: „Der Mama im Haushalt helfen, das Zimmer aufräumen, damit sich Mama nicht ärgern muss, und der Papa könnte doch was spenden für die armen Leute. Und nicht so viel streiten.“ Betreten sahen sich die beiden Kinder an. Dann sagte Ronny: „Entschuldigung wegen vorhin.“ Paula stimmte ein: „Entschuldigung“, und die Mutter gab zu: „Ich war einfach genervt.“ Alle drei lagen sich in den Armen. Dann aber meinte Paula: „Da müssen wir aber im Advent an vieles denken.“ „Das schon“, meinte der Vater, „aber das Wichtigste ist, an Jesus Christus zu denken. Wenn ihr euch überlegt, dass Jesus da ist und dass es ihm bei uns gut gehen soll, dann werdet ihr vieles richtig machen. Und wenn nicht, dürft ihr auch zu Jesus sagen 'Entschuldigung'. Wir können das ja mal versuchen, dann ist es bei uns bestimmt ein bisschen schöner.“ Und tatsächlich: Wenn in der nächsten Zeit jemand ungerecht war oder nicht helfen wollte, flüsterte ein anderer 'Es ist Advent', und schon überlegte dachte der erste noch einmal nach. Und an Weihnachten sagte Ronny: „Das war eine wirklich schöne Adventszeit.“
Das wünsche ich uns auch, dass wir Jesus die Türen öffnen. Erinnern wir uns immer wieder daran: „Es ist Advent. Jesus will in unser Leben kommen.“ Vielleicht wird manche Gereiztheit und vielleicht auch manche Angst und Sorge dann aus unserem Leben verschwinden. Das schenke Gott uns allen. Amen.

Guter Gott, danke für den Advent. Danke, dass du in unsere Welt gekommen bist, dass du uns auch jetzt nahe bis und dass du wiederkommen wirst und alles zum Besten wenden wirst. Danke, dass wir deinen Advent feiern dürfen. Wir bitten dich: Komm zu uns, gib uns Freude und Hoffnung, mache uns bereit zu Nächstenliebe und Frieden. Komm zu allen, die Leid tragen, als Tröster und Helfer. So lass uns alle Tage und besonders in diesem Advent deine Liebe und Nähe spüren. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und