Reminiszere

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Röm. 5,1-5: 1 Da wir nun gerecht geworden sind durch den Glauben, haben wir Frieden mit Gott durch unsern Herrn Jesus Christus. 2 Durch ihn haben wir auch den Zugang im Glauben zu dieser Gnade, in der wir stehen, und rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit, die Gott geben wird. 3 Nicht allein aber das, sondern wir rühmen uns auch der Bedrängnisse, weil wir wissen, dass Bedrängnis Geduld bringt, 4 Geduld aber Bewährung, Bewährung aber Hoffnung, 5 Hoffnung aber lässt nicht zuschanden werden; denn die Liebe Gottes ist ausgegossen in unsre Herzen durch den Heiligen Geist, der uns gegeben ist.

Liebe Gemeinde!
Heute geht es einmal um das Thema „sich rühmen“, ums Angeben sozusagen. Wer angibt, hat es nötig, und ein Stück weit haben wir das alle. Denn es tut gut, es gibt Selbstvertrauen und Mut, wenn wir uns unserer Qualitäten bewusst sind und etwas haben, worauf wir stolz sein können. Jemand, der mit dem Gefühl „ich bin nichts und kann nichts“ durch die Welt geht, ist in der Regel nicht gerade glücklich. Also haben wir das Angeben ein Stück weit nötig.
Aber Angeben hat Risiken und Nebenwirkungen. Denn manches, worauf wir stolz sind, ist vergänglich. Manches können wir vielleicht eines Tages nicht mehr, weil durch Alter oder Krankheiten die Leistungsfähigkeit abnimmt. Auch die Coronakrise verändert da manches: Kinder und Jugendliche, die begeistert Fußball spielen und daraus Selbstvertrauen ziehen, können das nicht mehr machen, ebenso begeisterte Sänger oder Bläser. Manche können nicht einmal das ausüben, was sie als ihren Beruf oder sogar ihre Berufung ansehen, etwa Leuten etwas für die Seele zu bieten wie Bücher, etwas Schönes zum Anziehen oder Kultur. Da wackelt dann das Selbstbewusstsein, zumal wenn dann noch der Verglich mit den Systemrelevanten dazukommt, die so viel leisten. Und manche von diesen, vielleicht gerade, weil sie schon seit Langem meist am Limit arbeiten, bringen nicht immer Empathie dafür auf, dass es auch schwer sein kann, sich zurücknehmen zu müssen. Ja, das mit dem Selbstbewusstsein und dem Angeben hat Risiken und Nebenwirkungen: Das, worauf Menschen da oft setzen, ist vergänglich. Durch das Rühmen und Angeben kann auch das Verständnis für andere schwinden und dadurch auch der Mut, Schwächen zuzugeben. Das Rühmen und Angeben kann das Klima unter Menschen auch verschlechtern.
Also ist es wichtig, auf die richtige Weise anzugeben. Nämlich mit etwas, das bleibt, auch wenn sich Werte und Situationen verändern. Und die Passion Jesu Christi hat uns da einen guten Weg eröffnet. Denn dank Jesus gilt: Unser Wert und unsere Würde hängen nicht ab von Systemrelevanz, Leistungsfähigkeit, einem vollen Terminkalender, großen Reisen oder anderen Statussymbolen. Auch nicht von religiösen oder sozialen Leistungen, die wir vollbringen müssten. Unseren Wert und unsere Würde gibt uns Gott ganz ohne unser Verdienst, indem wir seine geliebten Geschöpfe sind, indem er uns durch Jesus Christus selbst zu einem sinnvollen und gelingenden Leben hilft, indem wir dank Jesus Christus, egal, was in der Gegenwart passiert, auf eine herrliche, eine rundum gute Zukunft hoffen dürfen. Für uns gilt es nur, darauf zu vertrauen.
Paulus sagt: Damit können wir uns rühmen, das ist das, was uns auszeichnet: eine Würde von Gott her, eine Würde, die wir uns nicht erst verdienen müssen. Und eine Hoffnung, die bleibt, auch wenn alles, worauf wir im Leben setzen, vergeht.
Und was jetzt kommt, kann man zunächst nur schwer nachvollziehen: Wer sich der Hoffnung auf Jesus Christus rühmt, der kann sich sogar seiner Bedrängnisse rühmen, für den werden Lebenskrisen zu Stationen am Weg zur guten Zukunft. Paulus, der dies schreibt, ist kein verwöhnter Theoretiker, der keine Ahnung hätte von Leid und Not. Nein, er hat wirklich schon einiges mitgemacht. Konflikte in Gemeinden, Verfolgungen, Gefängnis, auch eine chronische Krankheit scheint ihn zu quälen. Bedrängnis ist für ihn kein Fremdwort, sondern persönliche Erfahrung. Und er sagt: Wer Not erlebt, muss sich zwangsläufig in Geduld fassen. Er muss einen Weg finden, mit dem zurechtzukommen, was ist. Das kann ein Kampf mit Rückschlägen sein oder ein Abwarten, aber Geduld ist jedenfalls nötig. Wer sich aber in Geduld fasst, bewährt sich im Glauben. Und wer spürt, dass ihm Geduld und Glaube geholfen haben, der bekommt noch mehr Hoffnung auf Gott. Und das funktioniert, sagt Paulus, weil Gottes Liebe für uns spürbar wird durch den Heiligen Geist.
So kann also eine Krise zur Chance werden. Wie kann das für uns gerade aussehen?
Unser Würde hängt nicht von Systemrelevanz, vollem Terminkalender oder überhaupt unserer eigenen Leistung ab. Vielleicht kann uns dieser Gedanke Gelassenheit und Geduld geben. Gelassenheit, um es auszuhalten, wenn wir uns zurücknehmen müssen. Geduld, um Tag für Tag neu viele und schwierige Aufgaben auf uns zu nehmen, wenn wir sie haben.
Und damit können wir uns dann im Glauben bewähren: als Menschen, die nicht nur auf sich schauen, sondern auf Gott und den Nächsten. Viele Menschen erlebe ich so: Senioren, die geduldig die Einschränkungen einhalten und dabei trotzdem den Mut und die Lebensfreude nicht verlieren. Jugendliche, die diszipliniert ihr Homeschooling durchziehen und auf viele Freizeitaktivitäten verzichten. Ärzte, die neben ihrer Praxisarbeit im Impfzentrum tätig sind und trotz des Marathons nicht die Freundlichkeit verlieren. Pflegekräfte, die haufenweise Überstunden fahren und trotzdem die ihnen anvertrauten Menschen nicht als Nummern behandeln. Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren auch und gerade in diesen Zeiten.
Überall da, wo wir uns selbst und andere so erleben, steigt auch wieder die Hoffnung auf eine gute Zukunft, einerseits auf eine gute Zukunft in unserer Welt, andererseits aber vor allem auch die Hoffnung, dass es stimmt: Gott prägt die Menschen, Gott schenkt ihnen ihre Würde durch seine Liebe, und die gute Zukunft in Ewigkeit wartet auf uns.
Auf diese Weise fühlen wir uns gut und voller Hoffnung, würdevoll und wichtig, und so müssen wir weder nach Statussymbolen haschen noch auf Leistungen pochen, weder cool wirken noch andere ausstechen oder vor den Kopf stoßen. Statt dessen dürfen wir ganz auf Jesus Christus vertrauen, und der Blick auf die Zukunft, die er uns schenkt, kann uns die nötige Kraft für die Gegenwart geben. Wir dürfen uns also Jesu Christi rühmen, statt unangenehme Angeber zu sein. Dazu schenke uns Gott seinen Heiligen Geist. Amen.  

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Guter Gott,unser Wert und unsere Würde liegt nicht in Systemrelevanz, Leistung, Ansehen oder Geld, sondern unser Wert und unsere Würde kommt von deiner Liebe her. Wir danken dir dafür. Wir bitten dich:  Hilf, dass uns das Kraft gibt für alle Aufgaben, Geduld und Gelassenheit, wenn wir etwas nicht im Griff haben, und offene Herzen für unsere Mitmenschen, damit wir Gutes tun, wo immer wir können. Hilf, dass wir aus dem Vertrauen auf deine Liebe leben und das anderen weitergeben. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und