28.03.2021 - Palmsonntag

Audio Datei: Palmsonntag

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Aus Hebr. 11 und 12: 1 Es ist aber der Glaube eine feste Zuversicht dessen, was man hofft, und ein Nichtzweifeln an dem, was man nicht sieht. 2 In diesem Glauben haben die Alten Gottes Zeugnis empfangen. 8 Durch den Glauben wurde Abraham gehorsam, als er berufen wurde, an einen Ort zu ziehen, den er erben sollte; und er zog aus und wusste nicht, wo er hinkäme. 9 Durch den Glauben ist er ein Fremdling gewesen im Land der Verheißung wie in einem fremden Land und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung. 10 Denn er wartete auf die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist. 11 Durch den Glauben empfing auch Sara, die unfruchtbar war, Kraft, Nachkommen hervorzubringen trotz ihres Alters; denn sie hielt den für treu, der es verheißen hatte. 12 Darum sind auch von dem einen, dessen Kraft schon erstorben war, so viele gezeugt worden wie die Sterne am Himmel und wie der Sand am Ufer des Meeres, der unzählig ist. 39 Diese alle haben durch den Glauben Gottes Zeugnis empfangen und doch nicht die Verheißung erlangt, 40 weil Gott etwas Besseres für uns vorgesehen hat: dass sie nicht ohne uns vollendet würden. 12 1 Darum auch wir: Weil wir eine solche Wolke von Zeugen um uns haben, lasst uns ablegen alles, was uns beschwert, und die Sünde, die uns umstrickt. Lasst uns laufen mit Geduld in dem Kampf, der uns bestimmt ist, 2 und aufsehen zu Jesus, dem Anfänger und Vollender des Glaubens, der, obwohl er hätte Freude haben können, das Kreuz erduldete und die Schande gering achtete und sich gesetzt hat zur Rechten des Thrones Gottes. 3 Gedenkt an den, der so viel Widerspruch gegen sich von den Sündern erduldet hat, dass ihr nicht matt werdet und den Mut nicht sinken lasst.

Liebe Gemeinde!
Ausleger sagen, dass die Gemeinde des Hebräerbriefes zwar keine Verfolgungen erlitt, aber erschöpft war vom Leben in einer ganz anderen Kultur. Wie kann man sich das vorstellen? Vielleicht so: Sie saßen in der Gaststube, vor sich Wein, Fladenbrot, Oliven und Käse.  Es saß sich schön, aber sie sahen nicht glücklich aus. Dann seufzte Timeon: „Was haben sie uns für schöne Predigten gehalten: Wir als Christen dürfen aus der Liebe Gottes leben. Wir können diese Liebe ausstrahlen und weitergeben, indem wir Nächstenliebe üben. Aber das ist so anstrengend. Wie mich die Menschen manchmal ärgern: Obrigkeiten, die seltsame Entscheidungen treffen. Menschen, die Gesetze übertreten. Meine Familie, die mir manchmal auf die Nerven geht. Und ich soll immer Geduld und Nächstenliebe üben?“ „Genau“, stimmte Alexis zu, „und wenn das Leben Schwierigkeiten bereit hält, sollen wir die Hoffnung behalten und weitergeben.“ „Am Anfang habe ich das ja geglaubt“, meinte Timeon, „denn uns wurde gesagt: 'Bald wird alles gut. Bald sind eure Schwierigkeiten, Probleme und alles Leid vorbei, selbst wenn sie euch vorher verfolgen. Bald wird Jesus wiederkommen und euch erlösen. Ihr habt ein gutes Ziel vor Augen, und darauf lohnt es sich, hinzuleben, voller Hoffnung, Zuversicht und Liebe.' Aber es ist nun schon so lange, und nichts dergleichen ist wirklich passiert. Ich kann mir gar nicht mehr vorstellen, dass es besser wird, eher schlechter. Man hört doch, dass woanders Christen verfolgt werden. Ich möchte Gott vertrauen, aber kann es fast nicht mehr.“ „Ich auch nicht“, antwortete Alexis, „und dann ist es doch egal, was ich tue.Warum soll ich gut sein und Hoffnung ausstrahlen? Warum nicht mich hängen lassen, mir es in der Welt möglichst gut gehen lassen, auf Rücksicht verzichten und mich dem Weine ergeben?“ Demonstrativ hob er seinen Becher und trank.
Liebe Gemeinde, kennen Sie dieses Gefühl? Ich kenne es nur zu gut, dass mir durch den Kopf geht: „Ich strenge mich doch so an, aber nichts wird besser. Was soll's also?“ Beim Lernen und Üben, wenn es mühsam wird, oder beim Versuch, mit Mitmenschen geduldig zu sein, oder beim Kampf gegen eine Krankheit oder im Zusammenhang mit Corona kann dieses Gefühl schon mal aufkommen. Solche Erschöpfung kann uns sogar den Glauben an Jesus Christus rauben, weil Fragen aufkommen wie: „Warum lässt Gott es denn nicht endlich einmal besser werden?“
Genau gegen solche Erschöpfung will der Hebräerbrief uns helfen. Hören wir doch einmal, wie es mit Alexis und Timeon weitergegangen sein könnte.
„Wo ist eigentlich Andreas heute? Ist er wohl schon zu müde und erschöpft, um einen Wein zu trinken?“, fragte Timeon. Da kam Andreas durch die Tür, heiter und zuversichtlich. „Ich war im Gottesdienst, und der Gemeindevorsteher hat uns einen Brief vorgelesen, der richtig Mut gemacht hat“, erzählte er gleich. „Wirklich? Mut?“, fragte Alexis und breitete den ganzen Frust, den er mit Timeon besprochen hatte, vor Andreas aus. „Genau für Leute in eurer Stimmung ist der Brief“, erklärte Andreas, „da steht zum Beispiel etwas über den Glauben drin. Da hieß es:  Das Wesen von Glauben ist, dass man das, woran man glaubt, nicht sieht. Sonst wäre es ja kein Glauben, sondern Sehen. Bei Gott funktioniert das so nicht. Erst, wenn ihr ihm vertraut, werdet ihr auch wahrnehmen, wie er wirkt und hilft.“ Nachdenklich nahm Timeon einen Bissen von dem guten Käse, aß eine Olive und ein Stück Brot. Er genoss es sichtlich und sagte dann: „Stimmt, es kommt drauf an, wie ich die Sachen betrachte. Sehe ich nur das Schlechte oder auch das Gute? Ist das Essen Selbstverständlichkeit oder ein Geschenk von Gott für mich? Sehe ich an den anderen Menschen nur die Fehler oder auch das Gute und das Bemühen? Und du hast Recht, Andreas, dieses Gute, das Geschenk Gottes, kann ich nur im Licht des Glaubens wahrnehmen.“  „Trotzdem“ seufzte Alexis, „manchmal komme ich mir vor wie ein Spinner, wenn ich an etwas glaube, das ich nicht sehe.“ „Davon war in diesem Brief auch die Rede“, erzählte Andreas eifrig, „sechzehn Leute wurden in dem Brief genannt, die auch gegen allen Augenschein geglaubt haben. Zum Beispiel Abraham und Sarah. Sie machten sich auf in ein unbekanntes Land. Dort lebten sie als ausländische Nomaden. Und das nur auf die Zusage Gottes hin, dass es ihnen dort gut gehen würde und dass sie dort Nachkommen bekämen. Und das in dem Alter! Aber Gottes Wort genügte ihnen, um vertrauensvoll ihr Leben zu ändern. Aber noch mehr: Sie haben es nie erlebt, dass die Verheißung sich erfüllte. Ihre Urenkel haben sie gar nicht mehr kennen gelernt. Ein ruhiges und sicheres Leben im gelobten Land auch nicht. Aber sie spürten, dass man Gott vertrauen kann und dass da noch mehr ist als das, was wir auf der Erde vorfinden. Der Briefschreiber nannte es die Stadt, die einen festen Grund hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist.“ „Stimmt“, meinte Alexis, „das gibt Trost. Wenn Abraham und Sara und viele Menschen Israels und viele Christen Gott vertrauen, dann bin ich ja kein Spinner, sondern habe viele, die es genauso sehen.“  „Bleibt nur noch der Frust und die Erschöpfung“, meinte Timeon, „hat der Brief dazu auch etwas gesagt?“ „Ja“, antwortete Andreas, „nämlich aufsehen zu Jesus. Er hat sich kein schönes Leben gemacht, sondern hat unser Leben gelebt und ist treu für uns den Weg ans Kreuz gegangen, den Gott vorgesehen hat, damit wir nicht in Leid und Schuld stecken bleiben. Die gute Zukunft, die Gott schickt, ist kein Gerede, Jesus ist dafür gestorben. Die gute Zukunft, die Gott schenkt, ist nicht das angenehme Leben auf der Erde, sondern geht darüber hinaus. Und nicht wir Menschen müssen sie herstellen, sondern sie ist Gottes Geschenk. Aber genau deshalb wird sie auch kommen, obwohl unser Vertrauen zu Gott oft Grenzen hat, obwohl wir manchmal die Hoffnung, die wir haben könnten, nicht ausstrahlen und obwohl wir unseren Mitmenschen oft nicht durch Nächstenliebe und Geduld gerecht werden. Der Blick auf Jesus kann uns aber an die gute Zukunft erinnern.“ Timeon nickte: „Du hast Recht. So habe ich das schon lange nicht mehr gesehen.“ Andreas antwortete: „Im Brief stand, Glauben ist wie Sport. Da muss man immer wieder üben und trainieren und darum ringen. Aber mit Gottes Hilfe kann das gelingen.“ Alexis strahlte: „Das macht mir richtig Mut. Jesus Christus selbst ist meine Hoffnung, nicht meine Leistung oder mein Wohlergehen.“
Im Vertrauen auf Gott das Gute nicht übersehen, sondern sich dadurch im Glauben stärken lassen. Uns erinnern, dass wir im Glauben nicht allein sind. Aufsehen zu Jesus, der uns neues Leben schenken will. Gott schenke uns, dass auch wir das können und dass es uns in guten Zeiten Freude und Dankbarkeit, in schweren Zeiten Hoffnung und Trost gibt. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.

Guter Gott, in Jesus Christus schenkst du uns neues gutes Leben. Hilf, dass diese Hoffnung uns Kraft gibt zum Vertrauen auf dich und für das Leben hier auf der Erde. Gib uns durch Jesus Christus Kraft für unsere Aufgaben, Liebe für unsere Mitmenschen und Zuversicht für unseren Lebensweg. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und