Weihnachten

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Jes. 11,1-9: 1 Und es wird ein Reis hervorgehen aus dem Stamm Isais und ein Zweig aus seiner Wurzel Frucht bringen. 2 Auf ihm wird ruhen der Geist des HERRN, der Geist der Weisheit und des Verstandes, der Geist des Rates und der Stärke, der Geist der Erkenntnis und der Furcht des HERRN. 3 Und Wohlgefallen wird er haben an der Furcht des HERRN. Er wird nicht richten nach dem, was seine Augen sehen, noch Urteil sprechen nach dem, was seine Ohren hören, 4 sondern  wird mit Gerechtigkeit richten die Armen und rechtes Urteil sprechen den Elenden im Lande, und er wird mit dem Stabe seines Mundes den Gewalttätigen schlagen und mit dem Odem seiner Lippen den Gottlosen töten. 5 Gerechtigkeit wird der Gurt seiner Lenden sein und die Treue der Gurt seiner Hüften. 6 Da wird der Wolf beim Lamm wohnen und der Panther beim Böcklein lagern. Kalb und Löwe werden miteinander grasen, und ein kleiner Knabe wird sie leiten. 7 Kuh und Bärin werden zusammen weiden, ihre Jungen beieinanderliegen, und der Löwe wird Stroh fressen wie das Rind. 8 Und ein Säugling wird spielen am Loch der Otter, und ein kleines Kind wird seine Hand ausstrecken zur Höhle der Natter. 9 Man wird weder Bosheit noch Schaden tun auf meinem ganzen heiligen Berge; denn das Land ist voll Erkenntnis des HERRN, wie Wasser das Meer bedeckt.

Liebe Gemeinde!
Gerne stelle ich mir die Hirten in der Weihnachtsnacht vor. Vielleicht war es so. Nach Atem ringend, warf der bärtige Hirte den Knüppel weg. „Das war knapp“, sagte er, „beinahe hätten sich die Wölfe eines unserer Schafe geholt. Und wir hätten wieder den Ärger gehabt. Die Vorwürfe, dass wir nicht genug aufpassen. Oder gar die Unterstellung, dass wir das Schaf selber geschlachtet haben.“ Der älteste Hirte legte seine Steinschleuder zum Knüppel. „Dem einen Wolf habe ich einen dicken Stein draufgebrannt“, meinte er, „aber du hast Recht, Hirte ist kein schöner Beruf. Irgendwie sind wir immer isoliert, dürfen nirgendwo rein, keiner mag uns.“ Der jüngste Hirte legte seinen Knüppel zu den anderen Sachen und sagte: „Aber eines Tages wird es das nicht mehr geben. Das wird schön sein.“ „Wie, das alles nicht mehr geben?“ fragte der Bärtige. „Der Prophet Jesaja hat gesagt: Eines Tages wird einer kommen. der Frieden bringen soll. Nicht nur die Abwesenheit von Krieg, sondern ein Leben, wo kein Lebewesen der Schöpfung mehr kämpfen und Angst haben muss und wo kein Lebewesen mehr Mangel leidet. Einer, der Gottes Geist hat. Einer, der nicht nach dem Augenschein urteilt, sondern den Benachteiligten zur Seite steht. Und dann wird es den Schalom geben, allen Lebewesen wird es gut gehen. Wölfe und Schafe, Raubtiere und andere Tiere werden einander nichts tun, kein Lebewesen wird mehr Mangel leiden oder Angst haben müssen vor einem anderen.“ „Dann werden wir ja arbeitslos“, schmunzelte der Bärtige, aber der jüngste Hirte meinte: „Das macht nichts, weil es uns auch so gut gehen wird.“ „Träum weiter“, brummte der älteste Hirte.
Ja, vielleicht können wir den ältesten Hirten gut verstehen. Denn leider sieht unsere Wirklichkeit anders aus als das, was Jesaja schildert. Wir tun gerade unser Möglichstes, um Corona aus unserem Leben fernzuhalten, aber wenn man die Coronaviren fragen würde, würden die vielleicht sagen: „Wir wollen uns doch auch nur ausbreiten, recht viele werden und gut leben.“ Also eigentlich ungefähr dasselbe wie wir. Entweder wir oder das Virus, heißt wohl die Devise. Und so ist das Leben insgesamt: Breitet sich ein Lebewesen aus, dann geht das meist auf Kosten eines anderen Lebewesens oder der Umwelt, man sieht es ja auch an der Klimakrise.
Und dazu passt wohl auch, dass es uns Menschen schwer fällt, Frieden zu halten. Denn oft widersprechen sich Interessen, was für den einen gut ist, ist für den anderen schlecht, und schon gibt es Konflikte.  
Und selbst wenn es friedlich zugeht, sind wir nicht immer entspannt, denn da gibt es noch mehr Dinge, die unser Leben beeinträchtigen. Dinge wie Leid, Trauer, Alleinsein, Sehnsucht nach lieben Menschen in der Ferne wiegen in diesen Tagen oft schwerer als sonst. Ja, von dem schönen Leben, das Jesaja uns vor Augen malt, sind wir weit entfernt. Alles Illusion?
Denken wir wieder an die Hirten. Eines Nachts erlebten sie etwas Seltsames. Mitten in der Nacht wurde es hell, eine Stimme sagte: „Siehe, ich verkündige euch große Freude, denn euch ist heute der Heiland geboren.“ Und die Hirten wussten: „Das sind Engel. Jetzt ist es so weit. Der heiß und sehnlich Erwartete kommt.“ Eilig machten sie sich auf den Weg nach Bethlehem. Und was fanden sie? Einen Stall. Ein paar ärmlich gekleidete Eltern, und in der Futterkrippe liegt ein frisch geborenes Kind. Nichts sprach nach Augenschein dafür, dass dieses Baby wirklich den Frieden bringen könnte. Und doch wussten sie, und es war ihnen ja auch gesagt worden: „Nun ist es so weit.“
Liebe Gemeinde, gerade ein Baby soll die gute Zukunft bringen, die Gott bereit hat? Hört sich das nicht wirklich seltsam an, versuchen doch unsere durchaus nicht ganz dummen Politiker mit viel Fleiß und trotzdem nur mäßigem Erfolg, die Probleme der Welt zu lösen, und nun ein Baby?
Ich meine: Ja, gerade ein Baby, schon gerade eines, das in der Futterkrippe liegt und mit den Tieren schon auf du und du ist.
Denn ein Baby hat besondere Eigenschaften. Ein Baby ist immer ein Stück Hoffnung auf die Zukunft. Keiner weiß, wohin der Weg so eines Babys führt, aber gerade deshalb kann man das Beste hoffen.
Ein Baby ist schwach und verletzlich, kann noch keine Gewalt üben. Statt dessen provoziert es Liebe. Der Mensch hat einfach den Instinkt, ein Baby zum Lächeln zu bringen, ihm die Tränen zu trocknen, es zu herzen. Und ein Baby ist ein lebendiger Hinweis auf unseren Schöpfer, der alles so wunderbar macht.
Das Kind, das da in der Krippe lag, versprach also viel: Nähe zu den Benachteiligten, Liebe, Nähe zu Gott. Es brachte die Hirten zur Freude und später die  vornehmen Sterndeuter zur Ehrfurcht. Schon damals hat es gezeigt, dass arm und reich vor ihm keinen Unterschied machen. Wir heute kennen den Weg, den dieses Kind gegangen ist. Nicht den Weg der Macht. Sondern den Weg des Einladens, der Nähe, des Leidens, aber auch den Weg der Überwindung des Todes. So dürfen wir vertrauen: Jesus ist tatsächlich das kleine Reisig, das den Baum Israel wieder groß machen und uns in seine Liebe einschließen will.
Plagt uns die Unsicherheit der Zukunft oder Traurigkeit oder Leid, so dürfen wir vertrauen: Nicht Corona, nicht menschliche Macht, nicht das Böse und Schlimme wird sich durchsetzen, sondern dank Jesus Christus der Schalom, der Friede, das Wohlergehen aller Lebewesen.  
Fällt es uns in unserer Anspannung manchmal schwer, den Frieden zu halten, dürfen wir vertrauen: Frieden ist keine Illusion, sondern das, was Gott uns wirklich schenken will. Vielleicht kann uns das die Kraft geben, schon einmal damit anzufangen.
Wir dürfen uns an das Kind in der Krippe halten und gewiss sein: Was Gott Gutes versprochen hat, nimmt mit diesem Kind seinen Anfang. Gott schenke uns, dass auch wir,wie die Hirten, das spüren und uns daran freuen. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.
Guter Gott, im Kind in der Krippe steckt unsere Hoffnung.
Wir danken dir dafür und bitten dich: Segne uns dieses Weihnachtsfest. Hilf, dass auch in dieser so anderen Zeit Weihnachtsfreude in uns einzieht. Tröste alle, die diese Tage traurig verbringen, lass die Einsamen deine Nähe spüren, hilf den Menschen in Not und gib uns offene Augen und Herzen, damit wir anderen helfen und Gutes tun, wo immer wir können. So komm mit deinem Licht in unsere Dunkelheit. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und