Pfingstsonntag 31. Mai 2020

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
 
Liebe Gemeinde!

Früher war die Pfingstgeschichte der Text für das Pfingstfest: wie sich die Jünger verbarrikadierten, wie sie dann das Wunder mit den Feuerzungen und dem Windhauch erlebten, wie sie sich dann trauten, Jesus Christus öffentlich zu predigen. Dann geschah wieder ein Wunder: Menschen der verschiedensten Sprachen konnten alle die Jünger verstehen. Andere aber hielten die Jünger für betrunken. In der neuen Ordnung für die Predigten ist der Abschnitt verlängert worden, und da kommen Sachen vor, die wir mit Pfingsten oft weniger in Verbindung bringen. Wir hören Apg. 2,14-21: 14 Da trat Petrus auf mit den Elf, erhob seine Stimme und redete zu ihnen: Ihr Juden, liebe Männer, und alle, die ihr in Jerusalem wohnt, das sei euch kundgetan, und lasst meine Worte zu euren Ohren eingehen! 15 Denn diese sind nicht betrunken, wie ihr meint, ist es doch erst die dritte Stunde am Tage; 16 sondern das ist's, was durch den Propheten Joel gesagt worden ist (Joel 3,1-5): 17 »Und es soll geschehen in den letzten Tagen, spricht Gott, da will ich ausgießen von meinem Geist auf alles Fleisch; und eure Söhne und eure Töchter sollen weissagen, und eure Jünglinge sollen Gesichte sehen, und eure Alten sollen Träume haben; 18 und auf meine Knechte und auf meine Mägde will ich in jenen Tagen von meinem Geist ausgießen, und sie sollen weissagen. 19 Und ich will Wunder tun oben am Himmel und Zeichen unten auf Erden, Blut und Feuer und Rauchdampf; 20 die Sonne soll in Finsternis und der Mond in Blut verwandelt werden, ehe der große Tag der Offenbarung des Herrn kommt. 21 Und es soll geschehen: wer den Namen des Herrn anrufen wird, der soll gerettet werden.«
Liebe Gemeinde, was da gerade in den letzten Versen gesagt wird, erinnert mich an Zettel, die ich in letzter Zeit an einigen Laternenpfählen habe hängen sehen. Darauf steht, dass Dinge wie Dürre und Seuchen (wie zum Beispiel Corona) Anzeichen für das nahende Ende der Welt sind und dass wir nur Hilfe bekommen, wenn wir uns zum Herrn bekehren. Was ist davon zu halten?
Nun, schon immer versuchten Menschen, die Zeit des Weltendes auszurechnen oder Geschehnisse als Zeichen des nahen Weltendes zu deuten. Aber noch steht die Welt, und Jesus hat immer wieder gesagt, dass wir den Zeitpunkt des Weltendes nicht wissen, dass wir aber deshalb immer bereit sein müssen und dass es ein Fehler wäre, dazu erst auf Katastrophen zu warten. Wer diese Zettel geschrieben hat und warum, weiß ich nicht. Es ist mir nicht klar, ob da jemand einfach nur zum heilsamen Nachdenken anregen will oder ob da eine problematische Gruppierung Kapital aus der Angst schlagen will.
Und Angst gibt es im Moment ja wirklich genug. Das Leben war ja schon vor Corona für viele nicht sorgenfrei. Und jetzt ist noch eine Krankheit in der Welt, die ziemlich heimtückisch und schwer zu fassen scheint. Auch jetzt, wo sich manches lockert, ist vieles anders, und viele haben immer noch Kurzarbeit und müssen immer noch um ihre Existenz fürchten. Zu der Angst gesellt sich ein Gefühl der Ohnmacht: Gerade bei Corona gibt es kein Medikament und keinen Impfstoff, dafür täglich neue Überraschungen und absolut keine Klarheit mehr darüber, welche Maßnahmen wie viel Sinn haben. Auch wird uns in diesen Zeiten besonders bewusst, dass wir endlich sind, dass wir nicht auf ewig weiter-machen können wie bisher, sondern dass es vor Nacht leicht anders werden kann. Eine Situation, wo manche leicht ein Geschäft mit der Angst machen könnten. Es ist wohl kein Zufall, dass zeitweilig gerade Masken und Desinfektionsmittel astronomisch teuer waren.  
Aber gerade in so einer Lage ist Pfingsten ein besonderes Fest und der heilige Geist ein besonderes Geschenk. Was da passiert, wird in unserem Abschnitt anschaulich beschrieben: Während Blut, Feuer und Finsternis überall hereinbrechen, bekommen die, die zu Gott gehören, den heiligen Geist. Sie sind begeistert von Gott und Jesus Christus, und sie merken: Ohne Gott sind wir wirklich nur ängstlich, ohnmächtig und sterblich. Aber wir dürfen Gott anrufen, dann werden wir gerettet. Dann werden wir die größten Katastrophen durchstehen können. So wird Pfingsten, das Geschenk des heiligen Geistes uns zum Trost. Denn Pfingsten sagt uns: Das Wichtigste in allen Zeiten, vor allem in Krisenzeiten ist, uns Gott anzuvertrauen und anzubefehlen. Was hilft uns das?
Nun, die Angst wird uns vielleicht immer wieder befallen, es kommen ja auch immer wieder genug erschreckende Nachrichten. Aber in aller Angst dürfen wir vertrauen: In allem, was geschieht, sind wir doch bei Gott in guten Händen. So, wie es im Lied „Jesu, meine Freude“ heißt: Unter deinem Schirmen bin ich vor den Stürmen aller Feinde frei. Lass den Satan wettern, lass die Welt erzittern, mir steht Jesus bei. Ob es jetzt gleich kracht und blitzt, ob gleich Sünd und Hölle schrecken, Jesus will mich decken.
Wir werden wohl, auch wenn wir uns Gott anvertrauen, weiterhin Ohnmacht empfinden. Aber wir dürfen vertrauen: Die Macht haben auch nicht andere Menschen mit ihrer Unvollkommenheit, ihrem Unwissen, ihrer Eigensucht oder ihrer Feindseligkeit. Sondern Gott selbst, der Vater, der Sohn und der heilige Geist hat die Welt und unser Leben in der Hand.
Wir bleiben, auch wenn wir uns Gott anvertrauen, endlich. Wir müssen sterben und werden dann für uns das Ende der Welt erleben, ohne zu wissen, wann. Aber wer den Herrn anruft, wird errettet, und auf ihn wartet neues, besseres, ewiges Leben.
Der heilige Geist kann uns so zum Geist der Zuversicht werden, gerade in der Krise. So, dass wir nicht auf Geschäfte mit der Angst hereinfallen. So, dass wir helfen und lindern, wo wir können, ob mit unserer Arbeit, mit freiwilliger Hilfe, mit unserer Geduld oder unserem Gebet. Der heilige Geist kann uns helfen, die Tatsachen nicht zu beschönigen, aber doch die Zuversicht zu behalten. Der heilige Geist hilft uns, alles, was sich unserem Einfluss entzieht, getrost Gott anzuvertrauen.
Dieser Geist der Zuversicht ist uns am Pfingsttag geschenkt worden. Wir dürfen uns ihm  öffnen und um ihn bitten. Wir dürfen vertrauen: So hilft Gott uns, voll Zuversicht alle Zeiten, auch schwere, zu bestehen. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, dein Geist ist ein Geist der Zuversicht, des Trostes und der Kraft. Dafür danken wir dir und bitten dich: Öffne uns jeden Tag für deinen heiligen Geist, damit wir uns nach deinem Willen ausrichten, auf dich vertrauen und im Vertrauen auf dich unser Bestes tun,um mit den Herausforderungen fertig zu werden, die das Leben und auch diese Coronakrise für uns bereit hält. Schenke deinen Geist als Tröster allen, die Leid tragen und Probleme aushalten müssen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.