Pfingstmontag 01. Juni 2020

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Joh 20,19-23: 19 Am Abend aber dieses ersten Tages der Woche, als die Jünger versammelt und die Türen verschlossen waren aus Furcht vor den Juden, kam Jesus und trat mitten unter sie und spricht zu ihnen: Friede sei mit euch! 20 Und als er das gesagt hatte, zeigte er ihnen die Hände und seine Seite. Da wurden die Jünger froh, dass sie den Herrn sahen. 21 Da sprach Jesus abermals zu ihnen: Friede sei mit euch! Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch. 22 Und als er das gesagt hatte, blies er sie an und spricht zu ihnen: Nehmt hin den Heiligen Geist! 23 Welchen ihr die Sünden erlasst, denen sind sie erlassen; und welchen ihr sie behaltet, denen sind sie behalten.

Liebe Gemeinde!

Warum haben wir heute an Pfingsten eine Ostergeschichte? Weil hier Jesus seinen Jüngern den heiligen Geist gibt, den dann an Pfingsten alle bekommen, die zu ihm gehören. Diese Geschichte zeigt uns zudem eine besonders wichtige Wirkung des heiligen Geistes: Frieden. Gleich zweimal spricht Jesus den Jüngern zu: „Friede sei mit euch.“ Jesus zeigt sich hier als Friedensbote, und er sagt: „Wie mich der Vater gesandt hat, so sende ich euch.“ Auch wir haben also die Berufung, im Geiste Jesu tätig zu sein und seinen Frieden weiterzugeben.
Der heilige Geist als Friedensgeist – das haben wir nötiger denn je. Eigentlich brauchten wir gar kein Corona, um uns Sorgen um den Frieden machen zu müssen: Da waren schon vorher Politiker wie Trump und Konsorten, die uns Sorgen machen. Da waren schon vorher Konflikte in unserem Land über die rechte Verteilung von Gütern, über Umweltprobleme oder Flüchtlingsfragen. Da gab es auch schon vorher Konflikte in Familien. Corona hat das alles noch verschärft, denn impulsive Politiker erschrecken uns in Krisenzeiten umso mehr, soziale Probleme verschärfen sich, und in den Familien steigt, weil alle mehr daheim sind und da auch arbeiten und lernen müssen, der Spannungspegel. Den heiligen Geist als Geist des Friedens können wir da nur allzu gut brauchen.
Jesus sendet uns, um den Geist des Friedens weiterzugeben. Aber etwas steht diesem Anliegen entgegen: unsere Sünde. Es gehört zum Menschsein, immer wieder schuldig zu werden, und das ist der größte Killer für den Frieden. Deshalb gibt Jesus seinen heiligen Geist auch nicht nur einfach, indem er den Jüngern seinen Frieden zuspricht. Sondern er haucht ihnen, indem er sie anbläst, sozusagen ein neues, inspiriertes Leben ein. Dann gibt er ihnen die Vollmacht, im Geiste Gottes Sünden zu erlassen oder zu behalten. Und was hier die Jünger bekamen, das sollen an Pfingsten alle bekommen, die zu Jesus gehören.
Nun, könnte jetzt jemand fragen, wozu brauchen wir das? Wir sind doch keine Pfarrer, zu denen jemand kommt und beichtet. Mag sein. Aber vielleicht haben Sie auch schon so manche Beichte entgegen genommen. Die Ihres Kindes, das irgendeinen dummen Streich gesteht. Oder die eines Freundes, der sich bei Ihnen entschuldigt. Und selbst wenn nicht: Wir verfolgen doch das Tagesgeschehen und auch das, was andere tun, und wir bilden uns dazu auch ein Urteil. Immer wieder gehen wir im Alltag auch mit der Schuld oder den Fehlern  anderer Menschen um, und wie wir damit umgehen, ist wichtig für den Frieden.
Mangelnde Vergebungsbereitschaft killt den Frieden. Ein Beispiel: In der Familie gibt es eine heftige Debatte über die Corona- Regeln. Schließlich brüllt Herbert seine Frau an: „Du hysterische Zimtzicke!“ Wütend läuft seine Frau hinaus. Herbert tut sein Ausbruch sofort wieder leid. Er geht zu seiner Frau, um sich zu entschuldigen. Aber sie zeigt ihm die kalte Schulter. Herbert läuft mit schlechtem Gewissen herum, bittet immer wieder um Verzei-hung. Aber Tage lang ist mit seiner Frau nicht zu reden. Bis Herbert erneut die Beherr-schung verliert. „Du ewig beleidigte Leberwurst“, schreit er seine Frau an. Dem Frieden hilft das nichts, im Gegenteil. Es ist also wichtig, dass wir Menschen eine zweite Chance geben.
Andererseits ist da Ottokar. Er hat für seine Frau nicht nur im Coronakoller verachtende Worte. Hat sie etwas falsch gemacht, ist sie eine unfähige Idiotin. Hat sie etwas nicht gleich begriffen, nennt er sie dumme Gans. Hat sie Angst, wird sie als hysterische Zimtzicke bezeichnet. Oft nennt er sie vor anderen „mein Dummchen“. Aber jedesmal, wenn ihm so etwas wieder herausgerutscht ist, kommt er zu seiner Frau und bittet sie mit schönen Worten um Verzeihung. Seine Frau fällt wieder herein und verzeiht ihm. Aber mit der Zeit wird sie immer unsicherer, und Ottokars Beleidigungen immer häufiger.  Auch das hilft nicht zum Frieden, wenn Menschen, die ihn immer wieder gefährden, unterstützt werden. Es ist also wichtig, Menschen, die nur schön herumreden und sich nicht bessern wollen, auch zu durchschauen.
Wir brauchen den heiligen Geist, um zu unterscheiden zwischen echter und gespielter Reue. Er hilft, bei echter Reue von Herzen zu vergeben und im anderen Fall zu mahnen, zu warnen und Grenzen zu setzen.
Und noch etwas ist wichtig: Schuld nicht zu messen an der Frage, wie sehr sie uns persönlich trifft. Gerade in der Coronakrise merken wir das. Jeder hat da unterschiedliche Ängste und Befindlichkeiten. Jeder hat auch Gründe, sich zu ärgern, denn in einer Lage, die für alle neu und unbekannt ist, läuft manches nicht rund. Aber es ist gerade dann, wenn wir vielleicht sogar sensibler sind als sonst, wichtig, auch zu unterscheiden: Ist ein Fehler wirklich so schlimm? Oder empfinde ich ihn nur so schlimm, weil er mich persönlich trifft? Wenn wir das klar sehen, können wir angemessen reagieren.
Ja, richtiger Umgang mit menschlicher Unvollkommenheit und Schuld fördert den Frieden. Und dazu hilft uns der heilige Geist. Es ist deshalb eine gute Übung, bevor wir uns irgendein Urteil bilden, Gott um seinen Geist zu bitten. Es ist sinnvoll, bevor wir wüten und schimpfen, zu fragen: Würde Gott das auch so sehen? Es ist gut, bevor wir einfach nachgeben, zu fragen: Sieht das Gott wohl auch so locker? Gott verspricht uns den heiligen Geist, auch im Umgang mit Schuld. Deshalb ist es gut, wenn wir uns bewusst für Gottes Geist öffnen, bevor wir uns unsere Urteile bilden. Vielleicht werden wir schweigsamer und demütiger dadurch. Vielleicht manchmal auch deutlicher und kämpferischer. Gott schenke uns seinen Geist, um das richtige Maß zu finden. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, schenke uns deinen Geist für unser Miteinander. Hilf uns, den Frieden zu fördern. Gib Mut, zu mahnen und zu warnen, wo es nötig ist. Gib uns die Bereitschaft, von Herzen zu vergeben, wo Menschen ihre Fehler bereuen. Schenke uns für alle unsere Entscheidungen und Urteile deinen heiligen Geist. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.