Karfreitag

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Unser heutiger Abschnitt für die Predigt steht im 2. Korintherbrief im 5. Kapitel: 19 Denn Gott war in Christus und versöhnte die Welt mit sich selber und rechnete ihnen ihre Sünden nicht zu und hat unter uns aufgerichtet das Wort von der Versöhnung.  20 So sind wir nun Botschafter an Christi statt, denn Gott ermahnt durch uns; so bitten wir nun an Christi statt: Lasst euch versöhnen mit Gott! 21 Denn er hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. (2.Kor 5,19-21)

Liebe Gemeinde!
In diesen Tagen sind wir so sehr der Angst und dem Leid ausgesetzt. Immer wieder erreichen uns erschütternde Bilder und Berichte von Menschen, die wegen Corona Schlimmes mitmachen müssen. Es ist gut, da an Jesus zu denken. Er kannte die Todesangst. Es musste, ganz ohne Pflege, Medikamente oder palliative Erleichterung sterben. Das Bild vom gekreuzigten Jesus erinnert uns: Jesus lässt uns mit dem Leid und der Angst nicht allein. Er weiß, wie sich das anfühlt. Wenn es uns schlecht geht, ist Jesus an unsere Seite. Gut, dass Karfreitag uns neu daran erinnert.
Aber unser heutiger Abschnitt redet von etwas anderem: von Sünde und Versöhnung mit Gott, die wir brauchen. Haben denn Themen wie Sünde und Schuld in dieser Zeit überhaupt einen Platz ?
Offenbar ja, denn auch im Zusammenhang mit Corona stehen jede Menge Vorwürfe im Raum: „Die Viren hat doch jemand extra in Umlauf gesetzt.“ „Das hätte man doch kommen sehen müssen!“ „Ihr seid zu überängstlich und ruiniert die Wirtschaft.“ „Ihr seid zu leichtfertig und opfert Menschenleben für wirtschaftliche Interessen.“
„Diese Typen, die Toilettenpapier hamstern, sind unsozial.“ „Das kommt nur, weil die Menschheit so viel Schindluder mit der Natur getrieben hat.“
Egal, wie man im Einzelnen darüber denkt, es wird eines klar: Wir Menschen haben Realismus genug, um zu merken, dass Schuld und Sünde zum menschlichen Leben dazugehören. Denn wir wissen oft nicht, was richtig ist. Wir können nicht immer unterscheiden, wann es gilt, uns einzusetzen und zu handeln, und wann Warten und Hoffen auf Gott gefragt ist. Und doch ist gerade jetzt die Versuchung groß, sich zum Alleswisser, zum Alleskönner, zum Allerwichtigsten aufzumanteln. Gerade in der Krise spüren wir: Kein Mensch macht immer alles richtig. Kein Mensch erspürt immer genau, was Gottes Wille ist. Und ganz schnell geraten wir deshalb auf Wege, die uns von Gott trennen.
Nun merken wir, wie wichtig die Gedanken des Paulus sind. Denn Paulus sagt uns: Es gibt auch den Weg zurück zu Gott. Denn dafür ist Jesus gestorben. Paulus umschreibt das so: Gott hat den, der von keiner Sünde wusste, für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt. Ein wundersamer Wechsel: Jesus, der immer auf Gottes Wegen geht, wird zum Inbegriff des Schuldigen, der sogar zum Tod verurteilt wurde. Und wir werden deshalb, wenn wir uns dem Mann am Kreuz anvertrauen, angenommen wie Gerechte, die sich noch nie etwas haben zuschulden kommen lassen. Noch ist das Böse in der Welt vorhanden. Aber wenn wir Gottes Nähe suchen, steht uns der Weg zu ihm offen, daran kann die Sünde, die Schuld oder das Böse nichts ändern. Das hat Jesus am Kreuz für uns vollbracht.
Deshalb bittet Paulus: „Lasst euch versöhnen mit Gott!“ Aber wie geht das?
Der erste Schritt ist: einsehen, dass auch wir Sünder sind.
Mancher hat sich vielleicht in den Tagen von Corona selbst neu kennengelernt. Überlegen wir ruhig einmal. Steckt in mir ein Hamster, der alles an sich rafft, um versorgt zu sein? Steckt in mir ein Faultier, und ich werde antriebslos, sobald weniger Termine anstehen? Steckt in mir eine Nörgellise und ich rege mich schon über Kleinigkeiten auf, die wegen Corona nicht so gut klappen? Steckt in mir ein Unruhegeist, der immer Action braucht? Steckt in mir ein Hardliner, der in Krisen zu sich selbst und anderen hart wird? Wohl kaum einer, der nicht das eine oder andere in sich entdeckt.
Der zweite Schritt: Wir dürfen Gott sagen, was wir da an uns entdecken. Und wir dürfen vertrauen: Gott reicht uns versöhnlich die Hand. Wenn wir ihn um Verzeihung und Gnade bitten, sind wir auch wirklich mit ihm versöhnt und im Frieden. So lebt es sich dann auch anders.
Wir sind mit Gott versöhnt, das heißt: Wer den Hamster, das Faultier, die Nörgellise, den Unruhegeist oder Hardliner in sich entdeckt, muss sich nicht verteidigen und rechtfertigen, muss aber auch nicht an seinen schlechten Seiten verzweifeln. Sondern er kann mit sich gnädig sein und zum Beispiel sagen: „Heute hat die Nörgellise die Oberhand bekommen. Ich werde mich aber bei meinem Gegenüber entschuldigen. Und ich werde mich bemühen, ein bisschen geduldiger und toleranter zu sein.“
Wir sind mit Gott versöhnt, das gilt auch für die anderen. Wir sitzen alle im gleichen Boot: gerade jetzt von einer Krise überrollt, bemüht, sie zu bewältigen und dabei unsicher und unvollkommen. Das zu bedenken, kann helfen, dass wir die Macken anderer tolerieren, dass wir nicht vorschnell urteilen, dass wir Geduld haben, wenn etwas nicht so gut klappt, und dass wir Diskussionen freundlich und mit Respekt führen.
Karfreitag: ein wichtiger Tag. denn er erinnert uns: Gott lässt uns mit unserem Leid und unserer Schuld nicht allein. Das Kreuz Jesu ist der Anfang vom Ausweg aus Leid und Schuld. Dass uns das Kraft, Trost, Geduld und Zuversicht gibt, schenke Gott uns allen. Amen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, wir denken heute an Jesus, der für uns so viel erlitten hat. Wir danken dir, dass darin so viel Liebe steckt. Danke, dass wir vertrauen dürfen: Du lässt uns mit dem Leid und der Schuld in unserem Leben nicht allein, sondern stehst uns zur Seite und willst uns heraushelfen. Wir bitten dich: Vergib uns alle Schuld und stehe uns bei, wenn wir mit den schlechten Seiten in uns kämpfen. Lasse alle Menschen im Leid spüren, dass du für sie da bist. Schenke ihnen und uns allen Mut, Kraft, Trost und Hilfe.  Begleite und segne uns auf allen Wegen. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.