22.03.2021 - Judika

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Liebe Gemeinde!
Eine Übung haben wir wohl alle im vergangenen Jahr bis zum Überdruss praktiziert: Abschied von Plänen nehmen. Eigentlich wollte ich meinen runden Geburtstag schön feiern, aber das ging nicht wegen der Kontaktbeschränkungen. Eigentlich wollte ich in Urlaub fahren, aber dann kam das Beherbergungsverbot. Eigentlich wollte ich tüchtig arbeiten und gutes Geld verdienen, aber dann kam der Lockdown. Eigentlich wollte ich meinen Angehörigen im Krankenhaus besuchen, aber ich durfte nicht rein. Eigentlich sind das ja keine unrechten Pläne, sollte man meinen. Eigentlich kann Gott doch nichts dagegen haben. Und doch wird es nichts wegen Corona. Ja, immer wieder und seit Corona noch öfter müssen wir im Leben Abschied von unseren Plänen nehmen. Im besten Fall ist das eine Enttäuschung, im schlimmsten Fall geht es da an die Existenz. Was kann helfen, solche Abschiede von Plänen zu verkraften?
Schauen wir doch einmal auf jemanden, dem es ähnlich ging. Es war der Seher Bileam. Er bekam eines Tages Besuch von Abgesandten des moabitischen Königs. Der hatte gesehen, dass die Israeliten sich auf der anderen Seite des Jordans niedergelassen hatten und bekam Angst vor ihnen. Bileam, der Seher, sollte Israel verfluchen. Im Gebet kam Bileam aber zu dem Ergebnis, dass Gott das nicht wollte. Doch der König sandte neue Abgesandte, und diesmal kam Bileam im Gebet zu dem Ergebnis, dass er mitgehen sollte. Aber dann wurde ihm ein heftiger Abschied von diesem Plan zugemutet. Davon hören wir in 4. Mose 22: 21Da stand Bileam am Morgen auf und sattelte seine Eselin und zog mit den Fürsten der Moabiter. 22Aber der Zorn Gottes entbrannte darüber, dass er hinzog. Und der Engel des Herrn trat in den Weg, um ihm zu widerstehen. 23Und die Eselin sah den Engel des Herrn auf dem Wege stehen mit einem bloßen Schwert in seiner Hand. Und die Eselin wich vom Weg ab und ging auf dem Felde; Bileam aber schlug sie, um sie wieder auf den Weg zu bringen. 24Da trat der Engel des Herrn auf den Pfad, wo auf beiden Seiten Mauern waren. 25Und als die Eselin den Engel des Herrn sah, drängte sie sich an die Mauer und klemmte Bileam den Fuß ein an der Mauer, und er schlug sie noch mehr. 26Da ging der Engel des Herrn weiter und trat an eine enge Stelle, wo kein Platz mehr war auszuweichen, weder zur Rechten noch zur Linken. 27Und als die Eselin den Engel des Herrn sah, fiel sie auf die Knie unter Bileam. Da entbrannte der Zorn Bileams, und er schlug die Eselin mit dem Stecken. 28Da tat der Herr der Eselin den Mund auf, und sie sprach zu Bileam: Was hab ich dir getan, dass du mich nun dreimal geschlagen hast? 29Bileam sprach zur Eselin: Weil du Mutwillen mit mir treibst! Ach dass ich jetzt ein Schwert in der Hand hätte, ich wollte dich töten! 30Die Eselin sprach zu Bileam: Bin ich nicht deine Eselin, auf der du geritten bist von jeher bis auf diesen Tag? War es je meine Art, es so mit dir zu treiben? Er sprach: Nein. 31Da öffnete der Herr dem Bileam die Augen, dass er den Engel des Herrn auf dem Wege stehen sah mit einem bloßen Schwert in seiner Hand, und er neigte sich und fiel nieder auf sein Angesicht. 32Und der Engel des Herrn sprach zu ihm: Warum hast du deine Eselin nun dreimal geschlagen? Siehe, ich habe mich aufgemacht, um dir zu widerstehen; denn der Weg vor mir führt ins Verderben.
Liebe Gemeinde! An der Geschichte von Bileam können wir sehen, dass ein Abschied von einem Plan mehrere Reaktionen nach sich ziehen kann. Daraus können wir wiederum lernen.  
Zunächst mal: Bileam wird wütend und schlägt die Eselin.
Die meisten von uns kennen bestimmt diesen Ärger. „Irgendwelche Leute machen Party, und deshalb kann ich jetzt nicht mal unter Sicherheitsvorkehrungen meine Lieben treffen.“ „Das ist gemein, wir haben uns ein Hygienekonzept überlegt und viel Zeit und Geld investiert und dürfen trotzdem nicht arbeiten!“ So und ähnlich macht sich der Ärger Luft. Und wenn wir von so etwas betroffen sind, könnten wir manchmal dreinschlagen vor Wut. Und es ist wichtig, dass wir uns diese Wut auch zugestehen. Wir sollen sie nicht ausleben, indem wir Menschen oder Tiere schlagen oder beleidigen. Aber es ist wichtig, diese Wut bewusst zu fühlen und nicht einfach zu unterdrücken. Denn erstens schlägt unterdrückter Ärger auf den Magen und holt uns irgendwann wieder ein. Und zweitens: Wenn es uns gelingt, Wut nicht einfach auszulassen, sondern in gute Bahnen zu lenken, dann kann uns Wut dazu bringen, uns zu engagieren, um die Lage zu verbessern, statt vorschnell zu resignieren. Die Wut gibt uns den Elan, zu überlegen: Geht das, was wir geplant haben, wirklich nicht oder geben wir zu früh auf? Können wir es, wenigstens in Teilen, nicht doch umsetzen? Und wenn nein: Was ist dann ein sinnvoller Plan B?
Auch an der Eselin können wir etwas lernen: Sie versucht, auszuweichen, sich an dem Problem vorbeizudrücken, den Plan doch noch zu verwirklichen, obwohl sie doch genau sieht, dass das nicht klappen wird. Und was sie gut meint, geht mit Schlägen für sie aus.
An ihr können wir lernen: Wer ein Nein zum eigenen Plan schon deutlich vor sich sieht, aber sich um diese Erkenntnis zu drücken versucht, der kassiert meistens Schläge. So ein Schlag kann es sein, dass wir unter Druck gesetzt werden: „Du hast es doch versprochen!“ Oder dass wir eiskalt erwischt werden und uns kaum die Zeit bleibt, sinnvolle Alternativen zu überlegen. Oder dass uns das „Nein“ dann am Schluss so überwältigt, dass wir, wie die Eselin, erschrocken in die Knie gehen. Es tut nicht gut, wenn wir ein klares Nein zu unseren Plänen verleugnen oder uns darum herumdrücken wollen.
Aber schließlich kommt bei Bileam und der Eselin der Punkt, wo sie erkennen: „Nein, es geht wirklich nicht nach Plan.“ Bileam wird bereit, umzukehren. Damit kann das Ganze dann wirklich einen sinnvollen Lauf gehen, Gott hat Bileam noch einmal für seine genauen Weisungen sensibilisiert, und nun geht es so, wie Gott will.
Ja, wenn wir der Tatsache ins Gesicht sehen, dass manche Pläne scheitern oder noch nicht dran sind, wenn wir sensibel werden für Gottes Weisungen, dann gehen die Dinge den Weg, den Gott will – und dieser Weg soll uns zum Besten dienen. Das bewahrt uns nicht davor, Abschiedsschmerz oder Wut zu empfinden, wenn wir uns von Plänen und Zielen verabschieden müssen. Aber das kann uns doch die tröstliche Gewissheit geben, dass auch so ein Abschied von Plänen irgendeinen Sinn hat.
Und wir dürfen gewiss sein, dass das nicht nur für Bileam so ist. Die Passion Jesu, die wir in diesen Wochen bedenken, hat es uns gezeigt: Auch da ging es deutlich anders als nach Plan. Die Jünger hatten gehofft, dass Jesus sich durchsetzen würde und alle ihm folgen würden, hier auf der Welt. Statt dessen musste Jesus sterben. Auf den ersten Blick muss man sagen: Grandioser kann ein Plan nicht scheitern. Aber dann stellt sich heraus, was Gott damit eigentlich bewirkt hat: den Sieg über den Tod. Neues Leben für alle. Gottes Plan war der bessere, und er ist ein Plan für alle Menschen, die Wert auf Gott legen.
Und so ist es gut, wenn wir bei unseren Plänen Gott um Rat fragen. Und wenn unsere Pläne trotz engagiertem Einsatz nicht gelingen, dann dürfen wir vertrauen: Gott hat einen anderen, besseren Plan für uns, auch wenn wir ihn noch nicht sehen. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Guter Gott, danke, dass du uns in Jesus Christus gezeigt hast, wie gut du es mit uns meinst. Deshalb dürfen wir auf deine Pläne und deine Wegweisung vertrauen. Wir bitten dich: Zeige du uns, was du von uns haben willst, leite du uns auf unserem Lebensweg. Sei unser Trost, wenn wir erleben müssen, dass unsere gut gemeinten Pläne scheitern. Zeige uns dann neue Wege. Lass uns spüren, dass du es auch dann gut mit uns meinst, wenn wir dich nicht verstehen. Durch Jesus Christus, unseren Herrn. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.