Invokavit

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Spr. 8, 23+29c-30: Die Weisheit spricht: Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her. Als Gott die Grundfesten der Erde legte, da war ich beständig bei ihm und spielte vor ihm allezeit und hatte meine Lust an den Menschenkindern.

Liebe Gemeinde!
Herr Wolke kämpfte mit der Coronakrise. Es war zum Aus- der- Haut- fahren. Seit Monaten immer dasselbe: Jeden Tag Homeoffice. Videokonferenzen, komplizierte Berechnungen, schwere Entscheidungen und dabei immer die kleine Sophia im Zimmer, die nicht in den Kindergarten konnte. Natürlich war sie nicht leise, sie spielte mit ihren Puppen, sie plapperte vor sich hin, manchmal kicherte sie fröhlich – sich dabei zu konzentrieren, war schwer. „Manchmal würde ich am liebsten das Geschirr zerdeppern, so nervt mich das alles“, dachte Herr Wolke. Seufzend lehnte er sich im Stuhl zurück und schaute seine Tochter Sophia an. Sie war ein geselliges Kind. Im Kindergarten war sie immer gern mit den anderen zusammen gewesen. Nun fand sie sich bemerkenswert gut mit der Situation ab, sie sprach dann eben mit ihren Puppen und war fröhlich wie immer. Staunend erkannte Herr Wolke: „Das ist Weisheit. Das Beste aus der Lage machen, die Freude und das Spiel nicht vergessen.“ Er dachte an seine Frau, die Krankenschwester. Viele Überstunden musste sie machen, mit Maske und Schutzkittel. Anstrengend war das, aber auch sie verlor ihre gute Laune nicht. Wenn Herr Wolke sie auf die anstrengende Arbeit ansprach, sagte sie: „Klar ist es anstrengend. Aber wenn ich die Kranken vor mir sehe, dann weiß ich, dass die anstrengende Arbeit einen Sinn hat.“ Und dann hockte sie sich auf den Boden, um mit Sophia zu spielen, oder sie sagte zu Herrn Wolke: „Lass uns eine Tasse Kaffee trinken.“  Herr Wolke dachte: „Auch das ist Weisheit, sich einsetzen und etwas auf sich nehmen für eine Sache, die sich lohnt.“ Herr Wolke seufzte: „Solche Weisheit wünschte ich mir auch: mich mit voller Kraft einsetzen, wo ich etwas zum Guten ändern kann, ansonsten die Gelassenheit, aus dem, was ist, das Beste zu machen. Statt dessen sitze ich hier und hadere  mit der Situation.“
Ja, Weisheit wünschen wir uns wohl alle für das Leben mit seinen Herausforderungen. Diese tiefe Einsicht in das Leben, die uns durchschauen lässt, was gerade dran ist. Eine Weisheit, die uns Mut und Kraft zum Einsatz gibt, wo es wichtig ist, aber die uns auch hilft, aus unveränderbaren Situationen gelassen das Beste zu machen. Solche Weisheit kann uns durch schwere Zeiten helfen, so dass wir den Mut, die Hoffnung, die Kraft und die Gelassenheit nicht verlieren. Weisheit kann verschiedene Gesichter haben: mal leichtlebig, spielerisch und fröhlich, mal bis zum Äußersten im Einsatz. Aber immer hat solche Weisheit das Gesicht der Hoffnung und Zuversicht. Ja, solche Weisheit könnten wir brauchen. Aber wie kommen wir dazu?
Die Bibel erzählt uns von Gottes Weisheit. Wie ein Kind wird sie in unserem Abschnitt dargestellt, das seine Freude an den Menschen und der Welt hat – zumindest in der Form, wie Mensch und Welt eigentlich gedacht waren: im Einklang mit Gott und deshalb glücklich und uneingeschränkt schön. Dieser Zustand war leider schnell vorbei. Aber nicht Gottes Weisheit und auch nicht seine Lust an den Menschen. Gott war weise genug, zu erkennen: Das wird nichts, dass die Menschen die Kraft aufbringen, im Einklang mit mir und deshalb glücklich zu leben. Die Menschen brauchen Hilfe. Die Menschen brauchen einen Gott, der ihnen nahe kommt, der ihnen Gnade erweist und der ihnen das gelingende Leben schenkt, das sie selbst nicht auf die Reihe bekommen. Und so sandte Gott seinen Sohn Jesus Christus.
Vielleicht hilft es uns zur Weisheit, wenn wir uns auf Gottes Weisheit besinnen. Es hilft uns, wenn wir uns erinnern: Gott hat seine Lust an uns Menschen. Er will für uns da sein. Wir sind bei ihm in guten Händen, auch wenn wir es manchmal nicht spüren können.
Weil Gott aus unserem Leben das Beste macht, müssen wir nicht verbissen versuchen, alles, was uns widerstrebt, zu ändern. Wir können auch mal etwas gelassen hinnehmen und werden so frei, aus der Situation, in der wir gerade sind, das Beste zu machen. Weil Gott aus unserem Leben das Beste macht, müssen wir aber auch nicht gleichgültig und resigniert vor uns hin leben, sondern es lohnt sich für uns, uns für etwas Gutes einzusetzen. Und wir dürfen darauf vertrauen: Wenn wir Gott bitten, dann zeigt er uns den Weg. Wir dürfen ihn wirklich bitten: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Wir dürfen vertrauen, dass Gott solche Bitten erhört.
Das kann uns helfen bei den Herausforderungen des Lebens, ob diese nun „Corona“ heißen oder für uns einen ganz anderen Namen haben.
Herr Wolke dachte an seine Frauen. Warum die nur so weise waren und mit der schweren Zeit so gut zurechtkamen? Ihm fiel auf: Beide hatten Vertrauen auf Gott. Seine kleine Sophia redete ganz unbefangen mit Gott. Seine Frau nahm sich Zeit für Gott. Sie nahm sich Zeit, in der Bibel zu lesen und zu beten. Sie nahm sich Zeit, das Leben mit allen Sinnen wahrzunehmen und zu genießen. Oft sagte sie Dinge wie: „Es geht nichts über den aufmunternden Duft von Kaffee am Morgen“ oder „Schau mal raus, wie schön die Wolken gerade ausschauen“ oder „Ist es nicht schön, wie weich und angenehm sich unsere Bettwäsche anfühlt?“ Sie machte kleine Alltäglichkeiten zum Fest und wurde so gerüstet für alles Schwere, was sie bewältigen musste. Und Herr Wolke selbst? Er war nicht unchristlich, aber die Zeit für Gott und das Vertrauen auf Gott war ihm in letzter Zeit ein bisschen abhanden gekommen. Aber dank Jesus war es ja nicht zu spät. Es begann ja die Passionszeit. Vielleicht konnte er sie wieder zu einer Zeit des besonderen Besinnens machen. Herr Wolkefing gleich damit an, indem er im Stillen das Gelassenheitsgebet seiner Frau betete: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Äußerlich änderte sich dadurch nichts. Aber in Herrn Wolke zog Frieden ein. Auf einmal spürte er, wie seine Freude und gute Laune zurückkehrte. Das Leben begann ihm wieder Spaß zu machen.
Ja, Weisheit ist nicht unser eigenes Verdienst. Sie ist Geschenk von Gott. Wo Gott uns seine Weisheit schenkt, da leben wir in Einklang mit ihm. Da können wir wirklich das, was wir nicht ändern können, gelassen hinnehmen. Da bekommen wir Kraft, uns einzusetzen, wo wir etwas zum Guten ändern können. Und bei alledem verlieren wir die Zuversicht und auch die gute Laune und den Spaß nicht. Ein inneres Rüstzeug, das wir nicht nur in Coronazeiten gut brauchen können. Und wir bekommen es, wenn wir uns öffnen für Gott, den Geber aller Weisheit, und wenn wir ihn bitten: Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann, den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann, und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.


Guter Gott, wir danken dir für deine Weisheit und Liebe. Wir danken dir, dass wir dir wichtig und wertvoll sind und dass du sogar deinen Sohn für uns gegeben hast. Wir bitten dich: Schenke du auch uns Weisheit, damit wir die Gelassenheit finden, Dinge hinzunehmen, die wir nicht ändern können, und den Mut, Dinge zu ändern, die wir ändern können und damit wir das eine vom anderen unterscheiden können. Gib uns dazu deinen Heiligen Geist. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.