13. Sonntag nach Trinitatis

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.
Lk 19,1-10: 19 1 Und er ging nach Jericho hinein und zog hindurch. 2 Und siehe, da war ein Mann mit Namen Zachäus, der war ein Oberer der Zöllner und war reich. 3 Und er begehrte, Jesus zu sehen, wer er wäre, und konnte es nicht wegen der Menge; denn er war klein von Gestalt. 4 Und er lief voraus und stieg auf einen Maulbeerbaum, um ihn zu sehen; denn dort sollte er durchkommen. 5 Und als Jesus an die Stelle kam, sah er auf und sprach zu ihm: Zachäus, steig eilend herunter; denn ich muss heute in deinem Haus einkehren. 6 Und er stieg eilend herunter und nahm ihn auf mit Freuden. 7 Als sie das sahen, murrten sie alle und sprachen: Bei einem Sünder ist er eingekehrt. 8 Zachäus aber trat vor den Herrn und sprach: Siehe, Herr, die Hälfte von meinem Besitz gebe ich den Armen, und wenn ich jemanden betrogen habe, so gebe ich es vierfach zurück. 9 Jesus aber sprach zu ihm: Heute ist diesem Hause Heil widerfahren, denn auch er ist Abrahams Sohn. 10 Denn der Menschensohn ist gekommen, zu suchen und selig zu machen, was verloren ist.
Liebe Gemeinde!
„Eine erbärmliche Kirchweih dieses Jahr“, sagte kürzlich jemand zu mir. Ja, es ist sehr gewöhnungsbedürftig. Kirchweih war sonst immer ein Anlass, wo das Dorf zusammen feierte, wo in den Gaststätten oder am Griesplatz Scharen von Menschen zusammen saßen. Dieses Jahr geht all das nicht. Jeder, der überhaupt etwas veranstaltet, muss auf Abstand schauen, und ein Hygienekonzept, so wichtig es ist, kann eben auch eine rechte Spaßbremse sein. Corona nimmt uns schon viel weg.
Aber eines bleibt. Gott sei Dank. Es bleibt die Güte Gottes, die in unserer Gemeinde wirkt und uns beschenkt. Wir dürfen uns freuen, dass wir ein wunderschönes Gotteshaus haben mit einer hellen, freundlichen Atmosphäre, mit schönen Kunstgegenständen und Glocken, die nun schon 505 Jahre alt sind. Wir dürfen froh sein, dass wir eine Gemeinde sind und Gottesdienst feiern können. Ja, während des Lockdowns haben wir erlebt, dass uns auch dieses Zusammenkommen genommen wurde. Aber selbst da war es gut, dass wir eine Gemeinde waren und miteinander Wege gesucht haben, um Gottes Wort unter die Menschen zu bringen und unsere Verbindung zu halten, und wenn es nur ein Videoprojekt an Ostern war. Ja, das Äußere kann uns genommen werden. Aber die Güte Gottes bleibt. Durch sie haben wir selbst in diesen schweren Zeiten mancherlei Möglichkeiten. Und sie verändert Menschen zum Guten. Wie sieht das aus?
Davon berichtet unser Predigtabschnitt, die Geschichte vom Zöllner Zachäus. Eine bekannte Geschichte. Sie erzählt uns, was für das Leben einer Gemeinde wichtig ist, nämlich: die Güte Gottes, die er in Jesus Christus zeigt, und ihre Folgen für uns Menschen.
Gottes Güte, das heißt: Jesus kümmert sich nicht nur um die Guten, die alles richtig machen. Nein, genau des Sünders Zachäus, der einigen Betrug auf dem Kerbholz hat, nimmt er sich an. Und am Kreuz hat er gezeigt, dass das kein Einzelfall ist, sondern dass er auch uns einladen, anrühren und prägen will zu unserem Besten. Das brauchen wir, dafür können wir danken, und dazu sollen wir Christen nach besten Kräften beitragen. Was passiert, wo Menschen von Gottes Güte bewegt werden? Auch hier gibt unsere Geschichte Antwort.
Zum ersten: Ein Mensch interessiert sich für Jesus. In unserer Geschichte ist es Zachäus der Zöllner. Nicht gerade ein sympathischer Typ, aber jedenfalls wollte er mal wissen, was es mit diesem Jesus auf sich hatte. Also schaute er sich das Ganze einfach mal an.
Ein wichtiges Ziel von Kirche und Gemeinde: dass Menschen an diesem Jesus Interesse bekommen, dass sie einfach mal schauen, was es damit auf sich hat. Immer wieder ist es unsere Aufgabe, uns darum zu bemühen, dafür neue Wege zu suchen, Dinge anzubieten. Und dann zu beten, dass daraus Interesse und gute Begegnung mit Jesus entsteht.
Die nächste wichtige Folge von Gottes Güte: Ein Mensch begegnet Jesus und ist von ihm berührt. Zachäus zum Beispiel freut sich, dass Jesus sich bei ihm zum Essen einlädt, weil er offenbar spürt: Die Begegnung mit Jesus tut mir gut.
Darum können wir als Gemeinde uns zwar auch nach Kräften bemühen, aber das liegt nicht in unserer Hand. Das weiß ich aus zweierlei Erfahrung. Oft schon bin ich in die Kirche gegangen, und da war vielleicht ein Pfarrer, der Dinge anders gemacht hat, als wir das als gute predigt gelernt haben. Und doch war ich dann auf einmal sehr angerührt von einem Gedanken aus dem Gottesdienst, so dass ich das Gefühl bekam: „Da hat Gott ganz speziell mir etwas gesagt.“ Oder auch umgekehrt: Wie oft bin ich schon als Pfarrerin zum Gottesdienst gegangen und dachte: „Heute hast du irgendwie keine so tolle Predigt“, und gerade dann habe ich an Reaktionen gemerkt, dass Leute etwas davon hatten. Dass jemand von Jesus angerührt wird, liegt in Gottes Hand. Aber Gott hat uns zum Beispiel eine Kirche geschenkt und Möglichkeiten, gute Begegnungen anzustreben: Wir dürfen Gott um seinen Geist für alles, was in unserer Kirche und Gemeinde geschieht, bitten. Dann wird er gelingen lassen, was gelingen soll.
Die dritte und schönste Folge von Gottes Güte: Ein Mensch ändert sein Leben und richtet sich nach Jesus aus. Zachäus etwa will sein unrecht erworbenes Gut wieder zurückgeben.
Auch das gelingt nicht ohne Gottes Geist. Für uns selbst können wir uns dem heiligen Geist öffnen, indem wir uns immer wieder fragen: Was würde Jesus uns wohl raten? Wie will er unser Leben wohl haben? Und wer gerade spürt, dass er auf dem Weg ist, denn Gott für ihn haben will, der bekommt oft ungeahnte Kräfte, ungeahnte Zuversicht, ungeahnte Freude. Für andere können wir an diesem Punkt nur beten.
Das ist das Eigentliche an Kirche: dass Menschen sich für Jesus interessieren, von ihm berührt werden und ihr Leben nach ihm ausrichten. Das soll unser persönliches Ziel und das unserer Gemeinde sein. Dazu brauchen wir unseren Einsatz und dazu brauchen wir Gottes guten Geist. Um den dürfen wir immer wieder bitten und gewiss sein: Gott erhört diese Bitte. Dies kann uns auch keine Krankheit wie Corona nehmen.
Schon das ein Grund, Gott an diesem Kirchweihtag zu danken. Aber noch mehr: Wir können Gott wirklich ganz konkret danken für Menschen, die sich einsetzen. Ich denke dankbar an viele Menschen, die sich gerade in der Coronazeit darum bemüht haben, dass Gottes Wort unter Menschen kommt. Ich denke an Menschen , die Stühle geschleppt, Flyer und Kirchenboten ausgetragen, geputzt und desinfiziert, Computer und Mikrofone gezähmt und gute Ideen eingebracht haben. Ich denke an Menschen, die angeboten haben, zu helfen, wenn jemand in Not ist.Wir können Gott auch konkret danken für Menschen, die sich für Jesus interessiert haben, die unsere Homepage angeklickt haben, die trotz Coronabedingungen in  den Gottesdienst kommen, die eigene Wege zur Andacht gefunden haben.
Ja, es stimmt, viel Liebgewordenes hat uns Corona genommen, und wir hoffen, dass wir manches davon im nächsten Jahr wieder genießen dürfen. Aber Gottes Güte und Nähe kann uns Corona nicht nehmen, und manches davon können wir selbst in diesem schwierigen Jahr im Gemeindeleben wahrnehmen. Grund, Gott zu loben und zu danken. Amen.
Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, wir bitten dich für unser Gotteshaus und unsere Kirchengemeinde: Hilf, dass hier Menschen zum Glauben an dich geführt oder darin bestärkt werden. Wir bitten dich auch für alle Menschen, ob Mann oder Frau, alt oder jung, krank oder gesund, arm oder reich: Lass sie deine helfende und ermutigende Nähe spüren. Hilf uns allen, dass wir unser Tun nach deinem Willen ausrichten und so auch Frieden und Nächstenliebe üben. Amen.
Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.
Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.