April Palmsonntag

Audio Sonntagspredigt Palmsonntag

 

Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.

Unser heutiger Abschnitt für die Predigt steht im Markusevangelium im 14. Kapitel:  3 Und als er in Betanien war im Hause Simons des Aussätzigen und saß zu Tisch, da kam eine Frau, die hatte ein Glas mit unverfälschtem und kostbarem Nardenöl, und sie zerbrach das Glas und goss es auf sein Haupt. 4 Da wurden einige unwillig und sprachen untereinander: Was soll diese Vergeudung des Salböls? 5 Man hätte dieses Öl für mehr als dreihundert Silbergroschen verkaufen können und das Geld den Armen geben. Und sie fuhren sie an. 6 Jesus aber sprach: Lasst sie in Frieden! Was betrübt ihr sie? Sie hat ein gutes Werk an mir getan. 7 Denn ihr habt allezeit Arme bei euch, und wenn ihr wollt, könnt ihr ihnen Gutes tun; mich aber habt ihr nicht allezeit. 8 Sie hat getan, was sie konnte; sie hat meinen Leib im Voraus gesalbt für mein Begräbnis. 9 Wahrlich, ich sage euch: Wo das Evangelium gepredigt wird in aller Welt, da wird man auch das sagen zu ihrem Gedächtnis, was sie jetzt getan hat. (Mk 14,3-9)

Liebe Gemeinde!
Systemrelevant – dieses Wort ist momentan in aller Munde. Klar, dass Ärzte, Pflegekräfte, Apotheker, Lebensmittelhändler oder Energieversorger eine systemrelevante Arbeit haben. Aber beim Verkauf von beispielsweise Luxusparfum sieht das schon anders aus.
Um eine ganz ähnliche Frage ging es damals unter den Teilnehmern eines Gastmahls bei Simon. Denn da war eine Frau hereingeplatzt und hatte kostbares Duftöl über Jesus ausgeschüttet. Das kostete so viel, wie man damals im Durchschnitt monatlich verdiente. Es wäre also so, als würde heutzutage bei uns jemand Parfum für 2000 Euro über Jesus ausgießen. Da kam natürlich auch die Frage nach der Systemrelevanz auf: „Ist denn das vernünftig? Es ist doch Verschwendung, so teures Öl auszugießen. Die Frau hätte das Öl doch verkaufen und das Geld den Armen geben können, das wäre wirklich sinnvoll gewesen!“
Jesus aber sagte den Teilnehmern des Gastmahls: „Diese Frau hat etwas so Wichtiges getan, dass man in der ganzen Christenheit an sie denken wird.“ Aber was ist an dieser verschwenderischen Parfum- Aktion der Frau so wichtig?
Zum einen: In dieser Tat steckt ganz viel Liebe. Diese Frau will Jesus etwas Gutes tun, und vor lauter Liebe wird sie zur Verschwenderin, die sich wahrscheinlich die teure Ausgabe nicht wirklich leisten kann. Alles andere als vernünftig und systemrelevant.
Aber wir merken es vielleicht selbst gerade: Systemrelevanz ist nicht alles. Es ist gut, dass wir haben und bekommen, was systemrelevant ist: Essen und Trinken, Wohnung, Kleidung, ärztliche Behandlung und dergleichen. Das ist das Wichtigste. Aber zu vollem Leben und echter Liebe gehört noch manches, das eigentlich nicht systemrelevant ist. Zärtlichkeit, auch einmal ein unvernünftiges Geschenk, gemeinsam etwas feiern und genießen oder miteinander Musik machen.
Diese Frau, die Jesus mit Duftöl übergoss, hat gemerkt: Jetzt ist es an der Zeit, Jesus etwas Besonderes, Gutes und auch unvernünftig Liebevolles zu tun. Das ist in diesem Moment wichtiger als Systemrelevanz und Hilfe für die Armen.
Noch mehr steckt in der Parfumaktion. Es gab zur Zeit Jesu üblicherweise nur einen Anlass, jemanden mit kostbarem Öl zu übergießen, nämlich wenn er König wurde. Diese Frau sagt also mit ihrer Tat: „Jesus ist unser König, und ich liebe ihn über alles.“
Diese Haltung ist gut. So sollte es eigentlich unter uns Christen sein: dass wir Jesus Christus lieben und er unser König ist. Gerade in Krisenzeiten wie dieser ist es gut, wenn wir das beherzigen und Jesus unser Leben bestimmt.
Wenn wir alles im Namen Jesu tun, dann werden wir die Armen nicht vergessen, sondern unterstützen, wo wir können, etwa zu unseren lokalen Geschäften halten oder etwas spenden für humanitäre Zwecke.
Wenn wir alles im Namen Jesu tun, dann werden wir einsehen, dass körperlicher Abstand im Moment die größte Form von Liebe ist und dass, außerhalb der engsten häuslichen Gemeinschaft, gerade nicht die Zeit für große Zärtlichkeiten ist.
Wenn wir alles im Namen Jesu tun, werden wir neue Wege ersinnen, um unseren Mitmenschen Gutes zu tun und Liebe zu zeigen. Vielleicht bekommen Kinder bei gutem Verhalten mal eine unvernünftige Belohnung oder Eheleute bestellen füreinander im Netz ein unvernünftiges Geschenk, vielleicht sogar Luxusparfum.  Vielleicht ist dann in mancher Tüte mit alltäglichen Einkäufen für andere mal ein nettes unvernünftiges Geschenk oder ein kleiner Gruß  drin oder Menschen schwingen sich zu digitalen Aktivitäten auf, die sie früher nie in Angriff genommen hätten. Und wahrscheinlich strengt sich jeder in alledem besonders an, weil wir gerade jetzt spüren, dass Liebe und Leben sich nicht in Vernunft und Systemrelevanz erschöpfen.
So gehen wir durch die Zeit und versuchen, neben Vernunft und dem Nötigsten auch das Schöne, Unnötige als bunte Farbe in unser Leben zu bringen. Aber wir merken wahrscheinlich auch: Manchmal ist das wirklich eine Anstrengung. Und so ist es gut, auf das Dritte zu schauen, was in der Parfumaktion der Frau von damals steckt: Sie blickt damit voraus auf Jesu Sterben. Nicht nur die Frau hat alles für Jesus gegeben, sondern Jesus hat auch alles, sein Leben für diese Frau gegeben – und für uns alle. Auch das ist doch eine überschwängliche Liebestat. Keine vernünftig kalkulierte Nettigkeit, sondern im wahrsten Sinne des Wortes ganzheitliche Liebe, die uns sagt: Was auch geschieht, du bist nicht allein, sondern von Gott begleitet und geliebt.
Aus dieser Liebe dürfen wir schöpfen. Wird Liebe manchmal bei zu großer Nähe oder auf die Ferne für uns anstrengend? Fragen wir uns manchmal, ob wir auch genug zurückbe-kommen?  Dann dürfen wir uns erinnern: Vor allem, was wir an Gutem oder Liebem tun, haben wir schon Jesu Liebe im Überschwang bekommen. Gott schenke uns, dass uns das bewegt, auch unter schweren Bedingungen Liebe  auf gute Art weiterzugeben. Amen

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, Jesus hat für uns sein Leben gegeben und uns damit überschwängliche Liebe geschenkt. Hilf uns, diese Liebe auf gute Art weiterzugeben. Gib uns gerade in dieser Zeit das rechte Augenmaß zwischen kühl kalkulierten Nettigkeiten und einer Nähe, mit der wir anderen schaden. Schenke uns Fantasie, um die Nächstenliebe zu üben, die jetzt am Platz und an der Zeit ist. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen