Sexagesimae

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Lk. 8,4-8: 4 Als nun eine große Menge beieinander war und sie aus jeder Stadt zu ihm eilten, sprach er durch ein Gleichnis: 5 Es ging ein Sämann aus zu säen seinen Samen. Und indem er säte, fiel einiges an den Weg und wurde zertreten, und die Vögel unter dem Himmel fraßen's auf. 6 Und anderes fiel auf den Fels; und als es aufging, verdorrte es, weil es keine Feuchtigkeit hatte. 7 Und anderes fiel mitten unter die Dornen; und die Dornen gingen mit auf und erstickten's. 8 Und anderes fiel auf das gute Land; und es ging auf und trug hundertfach Frucht. Da er das sagte, rief er: Wer Ohren hat zu hören, der höre!

Liebe Gemeinde!
Wenn der Mensch in der Krise ist, ist auch der Glaube in der Krise. Und das heißt: immer wieder, jeden Tag. Nicht nur während der Coronakrise, wo inzwischen alle das Gefühl haben, seit Jahr und Tag im Krisenmodus zu leben. Nein: Krise heißt Entscheidung, und es entscheidet sich in unserem Leben jeden Tag etwas, immer wieder müssen wir uns entscheiden, was wir meinen, was wir glauben und wie wir uns verhalten. In guten Zeiten geht es darum, wie wir es schaffen, nicht übermütig oder hochmütig zu werden. In schweren Zeiten geht es darum, wie es uns gelingt, Kraft Mut und Zuversicht zu schöpfen. In allen Zeiten geht es darum, wie wir als Christen am besten unser Leben gestalten und nach Gottes Willen handeln. Jeden Tag ist der Mensch und auch der Glaube in der Krise, in der Entscheidung. Nur wird uns das zu Coronazeiten, wo so vieles anders ist als sonst, vielleicht besonders bewusst. Was hilft in der Krise?
Der beste Krisenhelfer kann es sein, wenn wir Gottes Wort in uns aufnehmen und es Früchte trägt. Denn das Wort Gottes weist uns einen guten Weg für die Krisen des Lebens, es sagt uns: Wir dürfen gewiss sein, dass wir bei Gott in guten Händen sind. Ihm und seinem Willen dürfen wir uns anvertrauen, denn er meint es gut mit uns. Und deshalb ist es auch am besten, wenn wir nach seinem Willen leben und seine Liebe weitergeben.
Wer das in sich aufnimmt, nimmt alles Gute froh und dankbar als Geschenk Gottes wahr. Er kann sich auch an kleinen Dingen freuen. Wer Gottes Wort in sich aufnimmt, der wird aus Dankbarkeit und Freude auch bereit, Nächstenliebe weiterzugeben und anderen Gutes zu tun. Wer Gottes Wort in sich aufnimmt, der bekommt Mut und Hoffnung, Trost und Gelassenheit für schwere Zeiten. Menschen, bei denen Gottes Wort Früchte trägt, geht es besser, und sie können anderen viel geben. Sie sind gut gerüstet für Krisen aller Art: ob es nun darum geht, in guten Zeiten nicht überzuschnappen oder in schlechten Zeiten nicht zu verzweifeln, bei Erfolg nicht hochmütig zu werden und bei Rückschlägen nicht aufzugeben.
Aber es ist gar nicht so leicht, dass Menschen Gottes Wort wirklich in sich aufnehmen. Nicht immer sind wir, wie es unser Gleichnis beschreibt, ein guter Boden, der Früchte bringt.
Hören wir in ein erfundenes Gespräch hinein: „Frau Fromm war wieder in der Kirche. Sie sagt, Gottes Wort hilft ihr in Krisen. Wort Gottes als Krisenhelfer? Dass ich nicht lache“, meint Frau Poff, „ich kann mir gar nicht vorstellen, was wir davon haben sollen, ich denke, der Mensch muss immer allein zurechtkommen, insofern habe ich auch gar kein Interesse an Gottes Wort.“ „Ach, ich würde schon gern glauben“, antwortet Herr Paulsen, „aber es fällt mir so schwer. Früher hätte ich Frau Fromm auch zugestimmt, aber seit dem Tod meiner Frau finde ich es schwer, an Gott zu glauben und mich auf sein Wort einzulassen. Ich frage mich immer: Wieso muss Gott uns das zumuten, wenn er doch angeblich ein guter Gott ist? Wo sind Beweise für Gottes Güte?“ „Hört sich an, als hätten Sie alle Zeit, über Gottes Wort nachzudenken. Hatte ich in jungen Jahren auch mal. Aber jetzt? Wie bereite ich meinem Kind trotz Corona einen schönen Geburtstag? Wo kriege ich den Test her, damit ich meinen Vater dann im Altenheim besuchen kann? Welche Hygieneregeln gelten gerade in der Arbeit? Wie komme ich an meine nötigen Einkäufe ran? Ich würde ja wirklich gerne über Gott und sein Wort nachdenken, aber ich habe einfach keine Zeit dazu“ seufzt Frau Flott.
Das Gespräch ist erfunden, aber solche Gedanken und Gefühle kennen wir vielleicht auch. Manchmal sind wir wie ein Weg, wo Gottes Wort gar nicht Fuß fassen kann. Manchmal kann unser Glaube nicht wurzeln, hat, wie ein Same auf einem Feld, zu wenig Halt und wird gebeutelt von Zweifeln und Leid. Manchmal kann unser Glaube sich nicht durchsetzen im Gestrüpp der alltäglichen Freuden und Leiden, Anforderungen und Probleme.
Ja, wahrscheinlich kennen das viele: Manchmal sind wir aus den verschiedensten Gründen einfach nicht ganz so offen für Gott und sein Wort. Und damit kommt uns der beste Krisenhelfer abhanden. Aber Glaube kann man auch nicht erzwingen. Was kann helfen?
Mir hilft der Gedanke vom Sämann der alten Zeit. Unsere Landwirte säen mit gutem Grund ihre Samen nur auf  viel versprechenden, gut vorbereiteten Boden. Ein Fels, ein Gestrüpp oder ein Weg bekommen da nichts ab. Anders war das mit dem Säen in der alten Zeit: Da wurde der Same einfach überall ausgestreut, ohne auf den Boden zu achten. Und so macht es Gott mit seinem Wort: Er bietet es uns immer wieder an, immer wieder spricht er zu uns, egal wie offen wir sind. Wenn wir mit Schrecken bemerken, dass wir wieder Gottes Wort missachtet haben, oder wenn uns Zweifel plagen oder wenn wir merken, dass Gottes Wort in den Hintergrund gerückt ist, dürfen wir doch vertrauen: Gott hört nicht auf, zu uns zu sprechen und nach uns zu rufen.
Und noch etwas kann helfen: Wir dürfen Gott bitten, dass er uns offene Herzen für sein Wort schenkt. Es geht uns da wohl wie dem Boden auch: Der Boden kann sich nicht aus eigener Kraft verändern. Da braucht es schon einen Landwirt, der pflügt und düngt. Aber wir haben gegenüber dem Boden einen Vorteil: Wir dürfen unseren Sämann darum bitten, dass er an uns arbeitet. Wir dürfen bitten „Mache mich zum guten Lande, wenn dein Samkorn auf mich fällt“ oder moderner: „Gibt mir ein Wort für mein Herz und ein Herz für dein Wort.“ Und wir dürfen vertrauen: Solche Bitten werden von Gott gerne erhört – sogar dann, wenn wir es noch gar nicht spüren.
Gottes Wort ist der beste Krisenhelfer. Und wir dürfen vertrauen: Gott schenkt es uns, und er selbst steht uns zur Seite, es in uns aufzunehmen, wenn wir ihn darum bitten. Gott schenke uns, dass sein Wort uns wirklich Tag für Tag durch die Krisen des Lebens hilft. Amen.

Guter Gott, durch dein Wort willst du uns den Weg durchs Leben weisen. Mache uns offen für dein Wort, damit es uns in guten Zeiten froh und dankbar macht, in schweren Zeiten tröstet und stärkt und uns zu allen Zeiten bereit macht zur Nächstenliebe. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen.