Ostersonntag

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Die Gnade unseres Herrn Jesus Christus und die Liebe Gottes und die Gemeinschaft des heiligen Geistes sei mit euch allen! Amen.  

Unser heutiger Abschnitt für die Predigt steht im 1. Brief an die Korinther im 15. Kapitel:  19 Hoffen wir allein in diesem Leben auf Christus, so sind wir die elendesten unter allen Menschen. 20 Nun aber ist Christus auferstanden von den Toten als Erstling unter denen, die entschlafen sind. 21 Denn da durch einen Menschen der Tod gekommen ist, so kommt auch durch einen Menschen die Auferstehung der Toten. 22 Denn wie sie in Adam alle sterben, so werden sie in Christus alle lebendig gemacht werden. 23 Ein jeder aber in seiner Ordnung: als Erstling Christus; danach, wenn er kommen wird, die, die Christus angehören; 24 danach das Ende, wenn er das Reich Gott, dem Vater, übergeben wird, nachdem er alle Herrschaft und alle Macht und Gewalt vernichtet hat. 25 Denn er muss herrschen, bis Gott ihm »alle Feinde unter seine Füße legt« (Psalm 110,1). 26 Der letzte Feind, der vernichtet wird, ist der Tod.
27 Denn »alles hat er unter seine Füße getan« (Psalm 8,7). Wenn es aber heißt, alles sei ihm unterworfen, so ist offenbar, dass der ausgenommen ist, der ihm alles unterworfen hat. 28 Wenn aber alles ihm untertan sein wird, dann wird auch der Sohn selbst untertan sein dem, der ihm alles unterworfen hat, damit Gott sei alles in allem. (1.Kor 15,19-28)

Liebe Gemeinde!
Selten habe ich so viele Bilder und Videos zugeschickt bekommen wie jetzt seit Corona. Bilder gegen den Schrecken, den dieses Virus bei uns verursacht. Da wird der Einsamkeit eine virtuelle Umarmung entgegengesetzt. Der Angst wird durch eine Karikatur ein herzhaftes Lachen entgegengesetzt. Dem Überdruss an den Einschränkungen werden Bilder von der Umwelt, die sich erholt, entgegengesetzt. Bilder gegen den Schrecken, mit denen man sich für Augenblicke einmal wegbeamen kann aus der Wirklichkeit.
Aber die Wirklichkeit holt uns doch immer wieder ein. Wenn uns in den Medien wieder einmal Gestalten mit Masken entgegen schauen. Wenn wir an geschlossenen Geschäften vorbeikommen. Wenn wir überall das unvermeidliche Schild sehen: „Bitte mindestens 1,5 m Abstand halten“. Oder wenn wir beim Händewaschen brav die 30 Sekunden abzählen. Und schon sind wir wieder in der Wirklichkeit angekommen, die momentan für die meisten noch schwieriger ist als sonst. Bilder gegen den Schrecken können wir da gut gebrauchen.
Und wie ist das mit Ostern? Liefert uns das Osterereignis ein Bild, das den Schrecken vertreibt? Paulus würde antworten: Ja. Denn Ostern bietet uns eine Perspektive über das Leben auf der Erde hinaus. In unserem Abschnitt malt Paulus ein besonderes österliches Bild. Nicht das, was man erwartet wie das offene Grab, die jubelnden Frauen, die staunenden Jünger. Sondern das Osterbild des Paulus ist ein Bild vom Ende. Da kommt zuerst die Auferstehung Jesu, dann die Auferstehung derer, die zu Jesus gehören. Und dann ist es so weit: Gott übernimmt die Herrschaft, und Jesus hat Teil daran. Alles, was Gott widerstrebt, hat ein Ende, und zuletzt wird auch der Tod für immer besiegt. Dann ist Gott an der Macht. Und deshalb gibt es kein Leid, kein Unrecht und keinen Tod mehr. Keine Viren, die uns Angst machen. Keine Krankheiten. Keine Kriminellen, die aus Notlagen Kapital schlagen. Keine Trauer und keinen Verlust mehr.
So sieht das Osterbild des Paulus aus. Kann es denn gegen unsere Schreckensbilder helfen? Immerhin hat es unseren Schreckensbildern etwas entgegenzusetzen. Das eine: Die Hoffnung, die uns da vor Augen gestellt wird, ist zuverlässig. Denn ihre Erfüllung hat bereits begonnen am Ostertag, denn Jesus ist wahrhaftig auferstanden. Und es ist eine Hoffnung, die uns auch der Tod nicht nehmen kann.
Das zweite, was das Osterbild des Paulus unseren Schreckensbildern entgegensetzen kann: Gottes Zukunft für uns ist besser als alles, was wir hier auf der Erde haben können. Denken wir doch ruhig einmal zurück an die Zeit vor Corona. Auch da war vielleicht nicht immer alles nur schön.  Manchmal haben wir da vielleicht auch zu viel Hektik und Stress gehabt, zu viel konsumiert oder mit unserem Lebensstil die Umwelt geschädigt. Und wenn es so etwas wie eine Zeit nach Corona gäbe, würde es vielleicht schnell wieder so sein. Die Zukunft, die Gott uns verspricht, ist besser als nur „Leben ohne Corona“. Wir dürfen deshalb das Osterbild des Paulus weiter malen und uns bildlich vorstellen, wie Gott uns aus der Not hilft.
Ich kann es nur für mich selbst sagen: Es hilft mir immer wieder ein Stück weiter, wenn ich mir das Osterbild vor Augen male und vielleicht weiter male.
Wenn mich zum Beispiel die Angst überfällt, ob meinen Verwandten oder Freunden etwas passiert oder ich mich selbst auf der Intensivstation wiederfinde, dann male ich mir das Osterbild weiter: Eines Tages, ob in diesem Leben oder in der Ewigkeit, wird Gott kommen und alle meine Tränen abwischen und ich werde neues Leben vor mir sehen. Das nimmt mir für eine Zeit die Angst, weil ich vertrauen kann: Was auch geschieht, Gott will es zum Besten lenken.
Wenn ich unwillig bin, weil ich keine Gottesdienste halten darf, weil ich diesen digitalen Ersatzkrempel im Grunde nicht mag und weil mich überhaupt gerade alles nervt, dann  male ich mir das Osterbild weiter: Eines Tages, ob in diesem Leben oder in der Ewigkeit, wird Gott mir alle Lasten abnehmen, und ich werde froh und frei leben können. Diese Aussicht gibt mir ein Stück Geduld.
Wenn mich die Einsamkeit bedrückt, weil ich meine Verwandten und freunde schon so lange nicht mehr sehen konnte, dann male ich das Osterbild weiter: Eines Tages, ob in diesem Leben oder in der Ewigkeit, werde auch ich wieder feiern können. Diese Aussicht mildert meine Einsamkeit.
So setzt sich für mich die Osterbotschaft durch gegen die Angst , gegen den Überdruss und  gegen die Einsamkeit. Das macht mich nicht zu einer immer gelassenen, geduldigen und gläubigen Person. Aber es hilft mir, mich durch jeden Tag hindurchzufinden. Und das schenke Gott uns allen: dass Ostern uns zur Zuversicht und Hilfe gibt für jeden Tag. Amen.

Der Friede Gottes, der höher ist als alle Vernunft, bewahre unsere Herzen und Sinne in Christus Jesus. Amen.  

Guter Gott, Christ ist auferstanden! Wir danken dir dafür, und wir danken dir, dass du auch uns die Auferstehung und das Leben bei dir zugedacht hast. Hilf, dass die Botschaft von Jesu Auferstehung den Traurigen Trost gibt, den Unwilligen und Genervten Geduld gibt, den Ängstlichen Hoffnung schenkt und die Einsamen neu deine Nähe spüren lässt. Lass uns die Osterbotschaft zur Quelle der Zuversicht und Freude werden. Amen.

Vater unser im Himmel. Geheiligt werde dein Name. Dein Reich komme. Dein Wille geschehe, wie im Himmel, so auf Erden. Unser tägliches Brot gib uns heute. Und vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unsern Schuldigern. Und führe uns nicht in Versuchung, sondern erlöse uns von dem Bösen. Denn dein ist das Reich und die Kraft und die Herrlichkeit in Ewigkeit. Amen.

Es segne und behüte dich der allmächtige und barmherzige Gott, der Vater, der Sohn und der heilige Geist. Amen